Verlockende Versuchung
ins Gesicht gefallen war, um d ann weiter zu dem köstlichen, vollen Mund vorzudringen. »Jede Minute meines Daseins«, flüsterte er eindringlich.
»Weil Ihr nach verlorenen Schätzen suchen würdet, da bin ich mir sicher«, ärgerte sie ihn.
»Nein, Devon. Nur nach Euch. Ich würde nicht ruhen, bis ich Euch gefunden hätte.« Sebastian meinte jedes Wort genau so, wie er es sagte.
Devons Gesichtszüge erhellten sich, und in ihren Augen war eine stumme Frage zu lesen. Jäh durchzuckte es Sebastian. Oh Gott, was tat er hier? Er hätte ihr nie erlauben dürfen mitzukommen. Doch nun war es zu spät ... Und trotzdem fühlte es sich so richtig an, dass sie hier war ...
Sanft lächelte er Devon an. »Ich muss Euch ... dir ... dafür danken, dass du mit mir gekommen bist. Es war wirklich nicht meine Absicht, dich mitten in der Nacht fortzuschleppen, das musst du mir glauben.«
Überrascht blickte Devon ihm tief in die Augen, doch dann kam auch ihr die vertraute Anrede unerwartet leicht über die Lippen. »So ist es auch nicht gewesen, wenn ich mich recht entsinne, aber es ist sehr großzügig von ... dir, es so auszulegen.«
Das Lächeln verschwand abrupt von Sebastians Lippen. »Ich bin nicht sicher, ob ich es erklären kann. Justin ... nun, wie du vergangene Nacht sahst ... ich konnte nicht bleiben. Und ich ... musste einfach hierher kommen. Ich musste ... « , für einen Moment schien seine Kehle wie zugeschnürt, und er hatte Schwierigkeiten zu sprechen,»... all das hier wieder sehen. Ich musste nach Hause kommen.«
Eine kleine Hand griff nach der seinen.
Behutsam drückte Sebastian ihre Finger, dann zeigte er auf ein Gemälde in einem schweren Goldrahmen.
»Ich sehe, dass du das Famili enporträt bewunderst. Es wurde ein paar Wochen, bevor meine Mutter uns verließ, gemalt. Solange mein Vater noch lebte, hatte er verboten, das Bild aufzuhängen. Doch ich vertrete die Ansicht, dass es hierher gehört, zusammen mit dem Rest der Sterlings.«
»Du siehst sehr jung aus«, wagte sie zu äußern, dann biss sie sich jedoch auf die Zunge. »Wie alt warst du? «
»Ich war zehn, Justin sechs und Julianna gerade drei Jahre alt.«
»Gütiger Himmel, bereits damals warst du groß nicht viel kleiner als deine Mutter. «
Devons Blick verweilte nun auf dem engelsgleichen Mädchen mit walnussbraunem Haar, das- neben ihrem ältesten Bruder stand. »Julianna sieht sehr süß aus.«
Sebastians Augen wurden weich. »Das ist sie. Seit ihrer Kindheit hat sie sich kaum verändert. Sie ist der großzügigste, liebevollste Mensch auf der Welt, mit einer Stimme wie purer Sonnenschein.«
Dann wandte sich Devons Interesse der dunkelhaarigen, hoch gewachsenen Schönheit zu, die in dunkelblauen Samt gekleidet war. Obwohl ihr Ausdruck die angemessene Demut widerspiegelte, verriet das lebhafte Glitzern in den Augen ihr wahres Naturell. Es hatte beinahe den Anschein, als ob sie dem finsteren Mann an ihrer Seite trotzig die Stirn böte.
Eine unsichtbare Hand schien sich um Sebastians Herz zu legen. Was damals passierte, dachte Sebastian, ist ihr kaum zu verdenken.
Denn diese Kälte und Hartherzigkeit hatte schon immer in diesem Haus geherrscht.
»Deine Mutter war atemberaubend schön«, murmelte Devon fasziniert.
»Ja, das war sie, nicht wahr? Justin kommt ganz nach ihr. Julianna ist ebenso zart wie sie, während ich die Statur meines Vaters geerbt habe.«
Doch nicht seine Wesensart.
Großer Gott, auf keinen Fall, betete Sebastian inständig.
Als könnte sie seine Gedanken lesen, richtete Devon ihr Augenmerk auf das Oberhaupt der Familie. Der Maler hatte William Sterling ausgezeichnet getroffen - seine unbeugsame Strenge, die Missbilligung, mit der er seine Familie betrachtete ... Himmel! Sogar in dem Porträt, bei dem alle um den Kamin herum standen, hatte sich William Sterling von seiner Gemahlin und seinen Kindern entfernt, eine gleichermaßen körperliche wie auch emotionale Distanz aufgebaut.
Sebastian runzelte die Stirn. Wenn er auf Thurston Hall war, sah er sich das Gemälde täglich an. Seltsam, dies war etwas, das bislang seiner Aufmerksamkeit entgangen war. Die Art, wie sein Vater sich ihnen gegenüber reserviert verhalten hatte.
Es war, als sähe er das Porträt zum ersten Mal ... durch Devons Augen.
Und er fragte sich mit einem Anflug von Zynismus, der sonst seinem Bruder vorbehalten war, ob auf der Sterlingfamilie ein Fluch lag, was Liebe und Hochzeiten betraf. Er konnte es sich nicht vorstellen, dass Justin sich
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