Verlockendes Dunkel
Aranda aufgeregt. »Helena ist außer Haus, aber er hat gesagt, er würde auf ihre Rückkehr warten.«
»Mist.« Brendan vibrierte förmlich vor Anspannung, und die Atmosphäre war mit einer unsichtbaren Energie geladen, die auf Elisabeths Haut kribbelte, die Härchen an ihrem Nacken aufrichtete und sie frösteln ließ. »Wenn sie mich hier entdecken …«, murmelte er.
»Geh!« Elisabeth schob ihn weg. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen, und Panik stieg in ihrem Magen auf. »Nimm, was du brauchst, und Madame Arana kann dich die Hintertreppe hinunterführen. Du wirst aus der Küche auf den Hof und in die Gasse dahinter schlüpfen können, während ich mich um den Amhas-draoi kümmere.«
»Bist du sicher?«
»Nein, doch entweder das oder all meine gute Pflege war umsonst.«
Brendan drückte einen Kuss auf die Innenseite ihrer Hand. »Sei vorsichtig, Lissa! Helena ist ein Schmusekätzchen im Vergleich zu den meisten anderen von ihnen.«
»Ich komme schon zurecht«, versicherte sie ihm und setzte eine tapfere Miene auf. »Schließlich bin ich nur eine einfältige Duinedon . Was könnte ich schon wissen?«
Sein mutwilliges Lächeln ließ ihren Magen kribbeln. Oder vielleicht war es auch nur ein Rest von wilder Panik. Schwer zu sagen. »Ich würde deinen Duinedon -Verstand jederzeit jeder beliebigen Menge Anderen -Magie vorziehen.«
»Was nur beweist, dass du immer noch nicht ganz gesund bist«, spottete sie. »Im Moment würde ich gutes Geld bezahlen für die Fähigkeit, wie ein Vogel zu einem sehr langen und sehr friedlichen Urlaub zu den Äußeren Hebriden zu fliegen.«
»Du hast wirklich eine merkwürdige Vorstellung von den Fähigkeiten der Anderen «, erwiderte er mit einem Aufflackern von Belustigung und Aufregung in den Augen.
Du liebe Güte, machte ihm das Ganze etwa auch noch Spaß? Mit beiden Händen schob sie ihn fort. »Hör auf, mich zu beschwatzen, und geh!«
Er zog sie in eine Umarmung, die ihr den Atem aus der Lunge trieb und sie ins Taumeln brachte. »Du wirst fantastisch sein. Fünf Minuten nur, mehr brauche ich nicht. So lange wirst du ihn beschäftigen können. Ich weiß, dass du es kannst, Lissa.«
Sie straffte die Schultern. »Fünf? Ich werde dir eine gute halbe Stunde geben. Es ist erstaunlich, wie gesprächig ich sein kann, wenn ich will. Wie Beaumont sagen würde: ›Frauen sollten nach dem Mittagessen eine Stunde reden. Das ist ihre Bewegung.‹«
»Du hörst dich geradezu erschreckend an wie deine Tante.«
Elisabeth rümpfte die Nase. »Ich werde das als Kompliment auffassen.«
»Das glaube ich dir sogar«, erwiderte er lachend.
Und dann war Brendan fort und überließ es ihr, sich allein der unbezähmbaren Wildheit von Scathachs Bruderschaft zu stellen. Das Letzte, was Elisabeth von ihm sah, als sich die Tür schloss, war sein gesenkter Kopf, sein kerzengerader Rücken und die geballten Fäuste an seinen Seiten.
Sie würde nicht zusammenbrechen. Und sie würde auch nicht ihren Gedanken nachhängen und schon gar nicht weinen.
Während sie die Treppe zum Salon hinunterging, beschwor sie den berühmten, anderthalb Jahrhunderte alten Fitzgerald’schen Stolz herauf, riss die Salontüren auf und trat in frostiger, hochmütiger Haltung ein. Ganz die verwöhnte reiche Erbin.
Ihr Besucher stand mit leicht gespreizten Beinen und dem Rücken zu ihr am Kamin. Er hatte breite Schultern und rotbraunes Haar, das seinen Kragen kaum berührte. Während Elisabeth ihn musterte, nahm er einen Zug aus einem Zigarillo und warf ihn dann ins Feuer.
»Miss Roseingrave ist außer Haus, Sir. Vielleicht kann ich Ihnen helfen?«, fragte sie und hoffte, dass er das leichte Zittern ihrer Stimme nicht bemerkte.
Er fuhr herum, seine bronzefarbenen Augen weiteten sich, und die Farbe wich aus seinen Wangen. »Elisabeth?«
Ihr schwindelte, als ein Rauschen ihre Ohren erfüllte und ihr Herz wie wild gegen ihre Rippen hämmerte. Sie lehnte sich an einen Sessel, umklammerte mit einer Hand ihre Röcke und versuchte verzweifelt zu verstehen. »Lord Kilronan? Aidan? Du lieber Himmel, bist du das tatsächlich?«
Kapitel Zwanzig
E lisabeth verschränkte fest die Hände im Schoß und zwang sich zu einer ruhigen, eleganten Haltung, als wären die Ereignisse, die sie gerade geschildert hatte, nicht der haarsträubende Stoff eines verrückten Albtraums. Magische Steine. Máelodors Kopfgeldjäger. Die Angriffe der Amhas-draoi. Artus’ geplante Wiederauferstehung. Ach ja, und natürlich auch ihre Heirat mit einem
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