Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verlockendes Dunkel

Verlockendes Dunkel

Titel: Verlockendes Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alix Rickloff
Vom Netzwerk:
Mann, der von jedermann für tot gehalten wurde.
    Völlig banal und nicht wert, darüber auch nur die Stirn zu runzeln.
    »Er hat diese Schuld die ganze Zeit mit sich herumgeschleppt wie einen verdammten Anker? Dieser dumme Junge müsste doch wissen, dass ich niemals denken würde …« Lord Kilronan beendete den Satz nicht. »Wäre ich doch nur eine Stunde früher gekommen!«
    Ich sehe seinen Tod in meinem Kopf.
    Brendans Worte kamen ihr wieder in den Sinn, doch war die Vision von Aidans Fall ein Zukunftsbild, das wirklich so wahr werden musste? Sicher nicht, wenn Brendan weiter darum kämpfte, es zu verhindern. Oder war seine wachsende Verzweiflung auf das Wissen zurückzuführen, dass das Schicksal, das er fürchtete, unausweichlich war?
    Lord Kilronan schloss die Augen. »Dieser dreimal verfluchte Mistkerl!«, stieß er recht unfein aus, nahm eine nervöse Wanderung durch den Raum auf und trommelte dabei mit einer Hand gegen sein lahmes Bein. »Als Letztes hörte ich, dass er im Norden war. Warum zum Teufel sollte er …«
    »Aidan?«
    »Gott, und wenn die Amhas-draoi ihn finden … oder Máelodor? Alles verdammte Schweinehunde! Er ist verrückt, einen solchen Plan auch nur zu erwägen.«
    »Aidan!«
    Überrascht fuhr er herum.
    »Du wusstest, dass er nicht tot war. Du wusstest es und hast nie etwas gesagt.«
    Einer seiner Mundwinkel verzog sich zu einem ironischen Lächeln, das für einen Moment die Ähnlichkeit zwischen Lord Kilronan und seinem Bruder mehr als offensichtlich machte. »Ich dachte, du wärst der letzte Mensch auf Erden, der von Brendan Douglas’ Weiterleben erfahren wollte.«
    »Es wäre aber gut gewesen, vorgewarnt zu sein.«
    »Ich kann nicht sagen, dass ich je mit seinem Erscheinen in Dun Eyre gerechnet hatte, doch wenn ich auch nur geahnt hätte, dass dieser verfluchte Stein hier war …« Ein verdutzter Ausdruck verdüsterte sein Gesicht. »Allmächtiger, was für ein Schlamassel!«
    »Wusstest du die ganze Zeit, dass Brendan noch am Leben war?«
    Aidan ließ sich schwer in einen Sessel fallen. »Nein. Wie du hatte ich schon lange angenommen, er sei tot. Erst im vergangenen Frühjahr erfuhr ich von seiner Rückkehr nach Irland.« Er trommelte mit den Fingern auf die Sessellehne. »Ich habe ihn das ganze letzte Jahr gesucht und hoffte, ihn noch vor den Amhas-draoi zu finden.«
    »Wieso wusstest du, dass du zu Helena kommen musstest?«
    »Ich wusste es nicht.« Er zog einen mehrfach gefalteten Brief aus der Rocktasche. »Dieses Schreiben von einem alten Freund meines Vaters traf auf Belfoyle ein. Mr. Ahern schrieb, er habe unwiderlegbare Beweise, dass Brendan sich in Dublin aufhielt. Also brach ich unverzüglich auf, um mit Miss Roseingrave zu sprechen. Ich dachte, sie könnte vielleicht etwas über Brendans Aufenthaltsort wissen.« Er schüttelte den Kopf und lachte grimmig. »Offenbar wusste sie tatsächlich etwas, doch ich kann verstehen, warum sie ihr Wissen für sich behielt. Sie weiß, dass ich jeden Plan vereitelt hätte, der sich darum drehte, Brendan als Lockvogel zu benutzen, um Máelodor zu fassen.«
    »Aber Madame Arana sagte, du wärst ein Amhas-draoi . Warum hast du sie belogen?«
    Er senkte den Kopf und massierte sich den Nacken. »Miss Roseingrave und ich stehen nicht gerade auf freundschaftlichem Fuß miteinander. Ich dachte, ich würde größere Chancen haben, sie zu sehen, wenn ich mich als Mitglied der Bruderschaft statt als der unselige Lord Kilronan vorstellte. Hätte ich gewusst, dass Brendan hier war …« Er nahm einen Zigarillo aus einem Etui, bückte sich, um ihn an einer Kerze anzuzünden, und tat einen langen, beruhigenden Zug. »Wohin wollte er, Elisabeth?«
    Ihre Hände zitterten. »Ich weiß es nicht, Aidan.« Sie unterbrach sich, um den Kloß, der in ihrer Kehle saß, herunterzuschlucken. »Aber ich denke nicht, dass er die Absicht hat zurückzukommen. Ich glaube, Brendan ist sich sicher, dass diese … Sache nur mit seinem Tod enden kann.«
    Aidan zog die Augenbrauen zusammen und verfiel in ein schockiertes Schweigen.
    »Ich glaube, er wusste sogar schon, bevor er mich heiratete, dass ihm nicht viel Zeit blieb.«
    Mit jedem Wort, das sie äußerte, wurden Aidans Schultern steifer, und seine ohnehin schon strengen Züge verhärteten sich noch mehr. Auch Elisabeth verkrampfte sich und drückte einen Arm auf ihren Magen, um den unerträglichen Schmerz in Schach zu halten.
    Dann, als sie gerade dachte, sie würde schreiend aus dem Zimmer laufen, sprang Aidan

Weitere Kostenlose Bücher