Verlockendes Dunkel
Wimpern hervor zu.
Killer schien nicht in gleicher Weise auf die Feen zu reagieren. Er schaute sie eine nach der anderen an, als suchte er in ihren Mienen nach der kleinsten Spur von Mitgefühl. Aber keine der Frauen wurde entgegenkommender, sagte etwas oder machte Anstalten, ihnen zu helfen. Sie standen nur regungslos und weiß wie Marmor da und schienen in die Unendlichkeit zu starren.
Killer trat vor und legte Brendan an den Fuß des Sarkophags. Elisabeth kniete neben ihm nieder, drückte seine Hand und versuchte mit aller Macht, ihm etwas von ihrer Lebenskraft zu übermitteln.
Hoch erhobenen Hauptes trat der Gestaltwandler vor die Feen und sah jeder einzelnen prüfend ins Gesicht. »Ihr könnt seinen Ruf spüren, sonst hättet ihr euch nicht gezeigt. Douglas trägt ein Zeichen von Ynys Avalenn . Er ist einer von euch bekannt.«
Minuten schienen zu verstreichen, ohne dass sich jemand rührte. Brendans Hand in Elisabeths erschlaffte, seine Augen begannen, sich zu trüben, und sein Atem wurde so flach, dass seine Brust sich kaum noch hob und senkte.
Helft ihm!«, schrie Elisabeth die Frauen an, als sie mit ihrer Geduld am Ende war.
Sie sahen sie an, unnahbar und teilnahmslos.
»Ihr seid Feen. Ihr könnt ihn retten!« Verbitterung und Furcht glühten in ihr wie Lava. Sie war in ihrem ganzen Leben noch nie so wütend gewesen, wie sie es jetzt auf diese wie in Stein gemeißelten Frauen war. »Was bringt es, unsterblich und allmächtig zu sein, wenn ihr eure Macht nicht nutzt, um ein Leben zu retten? Ihr seid nichts als ein Haufen Feiglinge! Trügerischer, falscher, herzloser, scheinheiliger …«
»Hilft nicht …«, flüsterte Brendan, und Killer murmelte: »Warum sagst du ihnen nicht, wie du dich wirklich fühlst?«
»… verlogener Abschaum!«
»Das reicht.« Die ruhige, kraftvolle Stimme schallte durch die Grabkammer, bevor sie in Elisabeths Kopf widerhallte und das Pochen in ihren Schläfen in ihren Nacken und ihre Schultern hinunterschickte.
Zwei Gestalten traten hinter der Phalanx schweigender Begleiterinnen hervor, um sich Brendan und Elisabeth zu nähern.
Die Frau hatte langes blauschwarzes Haar mit einer einzelnen silbernen Strähne und ein Gesicht, das völlig faltenfrei, aber hellwach und scharfsinnig von uralter, unermesslicher Weisheit war. Unter einer Überjacke aus gehämmerten silbernen Schuppen trug sie ein azurblaues Gewand. An einem breiten Ledergürtel um ihre Taille hing ein gefährlich aussehendes Schwert.
Trotz ihrer stattlichen Erscheinung ließ ihr Begleiter sie nahezu klein erscheinen. Sein Kopf war von glänzendem, rotgoldenem Haar gekrönt, sein Gesicht düster und vom Kampf gezeichnet. Sein Schwert, das er in einer vernarbten Hand hielt, war mit schwarzen Flecken übersät.
Ein Frösteln überlief Elisabeths Arme, bevor es sich in ihrem Magen niederließ. Dies mochte Artus’ Grabkammer sein, doch wenn sie sich nicht irrte, war es Artus höchstpersönlich, der hier sehr lebendig vor ihr stand.
Mit einem Gesichtsausdruck, der respektvoll, aber nicht unterwürfig war, trat Killer vor. »Ich habe Euch Brendan Douglas aus dem Hause Kilronan gebracht. Er trägt einen Talisman der Feen, den Ihr nicht ignorieren könnt.«
Der Blick der Frau war wie ein Blitzschlag. »Der Ring ermöglichte euch, in den Zwischenraum zu gelangen, der unsere Welten trennt, doch bilde dir nichts ein, Gestaltwandler! Wir schulden dem da nichts.«
Inzwischen kniete Artus sich neben Elisabeth und legte eine Hand auf Brendans Schulter. »Er stirbt.«
Als wüsste ich das nicht!, hätte Elisabeth ihn beinahe angefahren, aber sie beherrschte sich. Zum Leben erwachte Mythen fauchte man nicht an. Und obwohl Artus nur das Offensichtliche feststellte, lag echter Kummer in seinem ernsten Ton.
»Es gibt nichts, was wir tun können«, erwiderte die Frau, deren Stimme kalt war wie der erste Winterfrost.
Artus drehte sich, um ihr in die Augen zu schauen. »Es gibt einen Weg, Scathach.«
Scathach? Dies war die kriegerische Königin und das Oberhaupt der Amhas-draoi? Elisabeth hielt den Atem an. Diese Leute hatten das Todesurteil über Brendan verhängt. Wenn diese Frau es wollte, könnte sie es mit einem einzigen Hieb ihres Schwertes vollstrecken. Und niemand könnte sie daran hindern.
»Unmöglich«, widersprach Scathach und tat Artus’ Einwand mit einer Handbewegung ab, als wäre er ein Kind.
Ein durchtriebenes Lächeln huschte über die Lippen des Hochkönigs. Trotz der Jahrhunderte, die vergangen waren,
Weitere Kostenlose Bücher