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Verlockendes Dunkel

Verlockendes Dunkel

Titel: Verlockendes Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alix Rickloff
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Ihr solch impertinente Fragen zu stellen? Als ginge es ihn etwas an, warum sie den Anhänger noch trug. Typisch Brendan, sich einzubilden, sie empfände nach all den Jahren noch etwas für ihn und trüge den Anhänger als eine Art Andenken an eine verlorene Liebe! Das bewies nur wieder einmal, was für ein eingebildeter, arroganter, eitler, lächerlicher Mann er war.
    Trotzdem war ein kleiner Teil von ihr beunruhigt, dass er möglicherweise recht haben könnte. War sie flatterhaft? Belegte die Tatsache, dass sie auch weiterhin sein Geschenk trug, etwas, das sie nicht einmal sich selbst eingestehen wollte? Nein. Das war absurd. Brendan bedeutete ihr nichts, und sein Anhänger schon gar nicht. Sie würde es ihm beweisen. Heute Abend würde sie Gordons Kollier tragen und viel Brimborium um seine Opulenz und seinen Wert machen.
    Von ihrem Entschluss ermutigt, hörte sie sich gelassen Fannys Bericht über ihren letzten Besuch in Dublin an. »Wir waren nicht weniger als dreimal zum Dinner auf Dublin Castle«, prahlte sie. »Einmal haben wir sogar mit dem Vizekönig selbst gespeist.«
    Auch Fannys Schwärmerei über die überlegene Intelligenz ihrer Kinder hörte Elisabeth sich geduldig an. »Er ist noch keine vier, der kleine Bernard, und kann schon lesen.«
    Dann ging es weiter mit dem Schnäppchenpreis, den sie für ihr neuestes Kleid ausgehandelt hatte. »Zehn Meter perlenbestickter Brokat für knapp fünf Pfund. Das konnte ich mir doch wirklich nicht entgehen lassen.«
    Sie mussten erst die schmiedeeisernen Tore von Belfoyle passieren, damit der Monolog ihrer Cousine vorübergehend abbrach. Aber leider verstummte sie nur lange genug, um Luft zu holen, bevor sie beim Überwinden der letzten Anhöhe, als Belfoyles Gewirr von Türmen und Wehrgängen vor ihnen erschien, monierte: »Was für ein Riesenkasten! Es muss ein Vermögen kosten, dieses große alte Ding zu heizen.«
    Elisabeth hatte die alte Festung, die zwischen den von Nebel verhüllten Klippen zu schweben schien wie ein Märchenschloss, immer sehr geliebt. Und die Mitglieder der Familie Douglas waren ihr wie Könige und Königinnen erschienen. Der alte Lord Kilronan mit seiner gebieterischen Würde, die zarte, weltentrückte Schönheit seiner Frau und ihre drei Kinder, die nicht weniger erhaben waren als die Eltern. Aidans Selbstvertrauen, Sabrinas stille Vornehmheit und Brendans etwas anmaßender Charme. Elisabeth hatte die Tage gezählt, bis sie eine von ihnen werden konnte. Als würde es sie schöner, strahlender und gescheiter machen, in diese Familie einzuheiraten.
    Der schreckliche Mord an dem alten Earl und der kurz darauf folgende Tod seiner Frau hatten diese glänzende Zukunft jedoch zunichtegemacht. Aidan hatte sich zu einer einsiedlerähnlichen Existenz zurückgezogen, Sabrina Zuflucht in dem Orden der bandraoi -Priesterinnen gesucht, und Brendan …
    Er war verschwunden. Die Bedeutung seines Verschwindens und die daraus gezogenen Schlüsse und Verdachtsmomente hatten Belfoyle und Dun Eyre noch Monate später bewegt.
    Und jetzt war Brendan wieder daheim. Eine brennende Zündschnur. Eine entsicherte Pistole.
    Es würde sich nur noch zeigen müssen, wie viele unschuldige Opfer er mitnahm, wenn er explodierte.
    Der Bote erschien kurz nach Sonnenuntergang. Ein blutroter Himmel tauchte die Wände des Arbeitszimmers in rötliches Licht und dunklere Schatten, als Oss den Mann hereinführte.
    Máelodor bot ihm weder etwas zu essen noch zu trinken an, und er erkundigte sich auch nicht nach dem Zustand der Straßen oder dem Befinden des Besuchers. Er lehnte sich nur in seinem Sessel zurück, hob seine Beinprothese auf einen Polsterschemel und legte die Fingerspitzen aneinander. Dabei musterte er diesen neuesten Boten aus Irland mit undurchdringlicher Miene.
    Er erkannte das Unbehagen des Mannes an dessen verstohlenen Blicken zu Oss’ unbewegten Zügen, an dem nervösen Befeuchten seiner Lippen und Zerknüllen seines Hutes zwischen den dicken, behaarten Fingern. Aber Máelodor tat nichts, um ihm die Anspannung zu nehmen, sondern genoss die Nervosität und Furcht des Mannes. Das war schon immer so gewesen. Und seit die körperliche Kraft des Meistermagiers nachließ, lag ihm sogar noch mehr daran, die panische Angst der Männer vor ihm aufrechtzuerhalten. Sie half ihm, sie an sich zu binden, wenn alle anderen Lockmittel versagten.
    »Du hast Neuigkeiten?«
    »Aye, oh Großartiger. Douglas wurde von ein paar Männern in Cashell gesehen, von wo aus er nach Westen

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