Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verlockendes Dunkel

Verlockendes Dunkel

Titel: Verlockendes Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alix Rickloff
Vom Netzwerk:
Geheimnis bewahrt. Darüber hinaus waren seine Sorgen die seinen und hatten nichts mit ihr zu tun.
    Die leisen Klänge eines Pianos ließen sie ihren Schritt verlangsamen, als sie am Musikzimmer vorbeikam. Kaum zu hören über die Geräusche der Amüsements der anderen, stieg und fiel die Melodie in sanften Tönen, bevor sie ganz erstarb. Doch dann begann sie wieder – klarer, lauter, und diesmal war es unverkennbar Mozart, was Elisabeth dort hörte.
    Nachdem sie leise die Tür geöffnet hatte, blinzelte sie, erstaunt über die Dunkelheit im Zimmer. Bis auf einen zweiarmigen Kerzenleuchter, der auf dem Pianoforte stand, lag das Zimmer vollständig im Dunkeln. Das Kerzenlicht grub tiefe Linien in das Gesicht des Mannes, der an den Tasten saß, und tanzte über hohe Wangenknochen und tief liegende Augen mit schweren Lidern, bevor es auf langfingrige, tüchtig aussehende Hände fiel.
    Elisabeth blieb an der Tür stehen, um zu lauschen, und die vertraute, herzbewegende Melodie schlug gegen ihren Ärger an wie Wasser gegen einen Damm.
    Als Brendan einmal nicht den richtigen Ton traf, hielten seine Hände inne und blieben still auf den Tasten liegen.
    »Versuch es noch einmal!«, murmelte Elisabeth an der Tür.
    Er fuhr auf seinem Sitz herum und beeilte sich, seinen fith-fath -Zauber aufzubauen. Doch dann wurden seine Augen groß, verengten sich wieder, und er gab die Tarnung auf. Es war Brendan, der am Pianoforte saß. Nicht der Mann, an den sie sich erinnerte, aber auch nicht der Fremde mit Brendans goldenen Augen.
    Sein Blick fiel auf das Sandwich in ihrer Hand. »Für mich?«
    »Wenn ich irgendetwas für dich hätte, dann wäre es Gift in deiner Suppe«, fauchte sie, verärgert, dass eine bloße Melodie solch verheerende Auswirkungen haben konnte.
    »Ich hatte keine Ahnung, dass du so nachtragend sein kannst. Warst du schon immer so resolut?«
    »Immer«, antwortete sie und ließ sich von ihren Füßen in das Zimmer tragen, bevor ihr Verstand sich widersetzen konnte. Was konnte es schon schaden, ein wenig zu bleiben, um der Musik zu lauschen? Ein paar Minuten nur, bevor sie wieder ging.
    Er begann wieder zu spielen. Die Musik berieselte Elisabeth wie warmes Wasser, erfüllte ihre Ohren, drang in ihr Blut und brachte ihr Herz zum Rasen. Sie schloss die Augen und ließ sich von ihrer einstigen Lieblingskomposition in eine Zeit zurücktragen, in der sie jung, verliebt und naiv gewesen war. Voller Vorfreude auf ein Leben mit Brendan.
    Elisabeth hatte damals durchaus verstanden, dass es eine Vernunftehe sein würde, doch in ihren Fantasien gewann sie seine unsterbliche Liebe, und ihre Ehe konnte sich mit den großen Liebesgeschichten der Geschichte messen. Antonius und Kleopatra. Henry II. und Eleonore von Aquitanien. Elisabeth Fitzgerald und Brendan Douglas.
    Was für romantisches Gewäsch!
    Das Stück endete mit einem bitteren Ton und brachte sie schlagartig auf den Boden der Tatsachen zurück. Das war wieder typisch Brendan! Immer riss der Traum von ihm sie mit, bis der echte, reale Brendan ihr einen Dämpfer versetzte. Als sie die Augen öffnete, sah sie, wie er sie mit einem spöttischen Zug um den Mund beobachtete.
    Er knetete seine linke Hand, als schmerzte sie. »Wie ist es, das Lösegeld für einen König in Juwelen um den Hals zu tragen?«
    »Unbequem«, sagte sie und nestelte an ihrem protzigen Saphirkollier.
    »Das ist Liebe oft.« Er lachte. »Ich habe es dir noch nicht gesagt, aber du siehst heute Abend hinreißend aus.«
    Das Kerzenlicht warf tanzende Flammen in seine Augen, als sein Blick über sie glitt. Plötzlich machte es sie verlegen, wie ihr Kleid sich an jede ihrer Kurven schmiegte, wie eng ihr Mieder und wie tief ihr Ausschnitt war. »Ich sehe ganz passabel aus, was nicht das Gleiche ist.«
    »Jetzt bist du auf Komplimente aus. Du weißt sehr gut, wie hübsch du aussiehst. Das wusstest du schon immer. Du pflegtest Stunden vor dem Spiegel zu verbringen, um dich zurechtzumachen. Ich habe nie ein Mädchen gekannt, das begeisterter von Kinkerlitzchen war als du.«
    »Und trotzdem war ich über jede Entfernung und auf jedem Gelände schneller zu Pferd als du.«
    Sein Lächeln wurde breiter und verlor das Spöttische. »Ich war nur galant.«
    »Ha! An dir war nie etwas Galantes. Du hast es gehasst, wenn ich gewann. Hast tagelang geschmollt und nicht mit mir gesprochen. Du fandest, es schickte sich nicht für ein junges Ding wie mich, dich zu schlagen.«
    »Du meine Güte, habe ich das gesagt? Dir ins

Weitere Kostenlose Bücher