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Verlockendes Dunkel

Verlockendes Dunkel

Titel: Verlockendes Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alix Rickloff
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Gesicht gesagt? Dann war ich wirklich ein großspuriger Spinner. Wie hast du es nur mit mir ausgehalten?«
    »Das Gleiche könnte ich dich auch fragen. Ich war schrecklich lästig. Du konntest dich nicht mal umdrehen, ohne über mich zu stolpern.«
    Er fuhr sich mit der Hand durch sein dichtes, dunkles Haar, das noch immer zu lang war, aber heute gut zu seinen markanten Zügen passte. Während er früher hübsch wie ein junger Gott gewesen war, hatten die Jahre diese Feinheit seiner Züge zu einer messerscharfen Eleganz von gefährlicher Vollkommenheit verhärtet.
    Ihr Magen kribbelte vor Aufregung. Wenn sie nicht vorsichtig war, würde sie sich wieder Hals über Kopf in diesen Mann verlieben.
    Er rückte beiseite, um ihr Platz auf der Bank zu machen. Elisabeth zögerte und schalt sich dann im Stillen eine dumme Gans. Dieser Mann war Brendan, bei dem sie sich ganz bestimmt keine Sorgen über irgendwelche hintergründigen Motive machen musste. Nicht wie bei den meisten Männern, die sie kannte und die stets versuchten, sie in abgelegene Ecken oder auf leere Balkons zu locken. Oder jedenfalls so ziemlich alle bis auf Gordon, der selbst während ihrer Werbung ein echter Gentleman geblieben war. Vielleicht fand sie ja gerade das so reizvoll an ihm – dass er eben nicht wie andere Männer war. Brendan hatte allerdings auch noch nie diese Art von Interesse an ihr gezeigt. Nicht einmal, als sie verlobt gewesen waren – sehr zu ihrem Bedauern.
    Schon wieder leicht verärgert, setzte sie sich neben ihn. Was stimmte nicht mit ihr, dass er lieber für tot gehalten worden war, als sie zu heiraten?
    »Du spielst noch immer wunderbar«, sagte sie, um das verlegene Schweigen zu brechen.
    »In letzter Zeit hatte ich wenig Gelegenheit zu üben. Und ich war auch nicht in der Stimmung zu spielen«, antwortete er und zog seine Taschenuhr heraus, um nach der Zeit zu sehen.
    Elisabeths Blick fiel auf die kunstvolle Verzierung des goldenen Gehäuses, die Emailmalerei im Inneren, die den Douglas’schen Adler mit einem Krummschwert zwischen den Krallen darstellte, und die komplizierte Technik der Zeiger und des Zifferblatts. »Du hast sie immer noch.«
    Brendan klappte die Uhr zu, und seine Lippen wurden schmal vor innerer Erregung.
    »Die Uhr deines Vaters. Ich hatte sie schon ganz vergessen.« Sie war ein Geschenk zu Brendans sechzehntem Geburtstag gewesen, sein kostbarster Besitz, für den er sein Leben hingegeben hätte, um ihn zu beschützen. »Erinnerst du dich daran, wie ich sie mir einmal ausgeliehen hatte?«
    Brendan lachte. »Nennen wir die Dinge doch beim Namen. Du hast sie mir stibitzt.«
    »Weil dein Bruder sagte, ich traute mich das nicht.«
    »Aidan war eine Nervensäge und ein Tyrann.«
    »Nur, weil du dich gewehrt hast. Hättest du ihn ignoriert …«
    »Hätte er mich doppelt so oft und hart verprügelt. Zum Glück konnte ich schneller rennen als er.« Brendan wurde wieder ernst. »Eine nützliche Fähigkeit, wie sich später dann herausstellte.«
    »Wo bist du nur all diese Zeit gewesen, Brendan? Aidan hat dich überall gesucht, aber nach Jahren ohne ein Wort von dir gab er schließlich auf und dachte, du seist tot. Wir alle dachten das.«
    »Im Augenblick wünscht er sich wahrscheinlich, ich wäre tot geblieben.« Er warf Elisabeth einen Blick zu und zuckte mit den Schultern, als er merkte, dass sie sich nicht mit einer weiteren unverbindlichen Antwort zufriedengeben würde. »Wo ich war? Lass mich überlegen! In den Niederlanden. In Spanien und Italien. Aber dort war es schwierig während des Krieges, und so floh ich schließlich weiter nach Süden. Nach Nordafrika und der Levante. Ich verbrachte zwei Jahre in der Türkei, bevor ich mich in Griechenland niederließ.«
    Elisabeth stellte sich Brendan im Kaftan und Turban eines Sultans und auf den dicken Teppichen und Kissen eines Harems ruhend vor. Bei seinem dunklen Haar und der braun gebrannten Haut fiel es ihr nicht schwer, sich dieses Bild vor Augen zu rufen. Tatsächlich war es sogar ein beschämend verführerisches. »Mit deinem ganz privaten Harem zweifellos«, spottete sie und hoffte, dass ihre Gedanken sich nicht in ihrem Gesicht verrieten.
    »Nichts so Aufregendes. Tatsächlich war es sogar teuflisch unbequem. Am Leben zu bleiben kann ein verflucht schwieriges Unternehmen sein.«
    »Das ist es nach wie vor, oder? Du sagtest, du verstecktest dich noch immer.«
    Er schlug ein paar traurig klingende Takte an, bevor er zusammenzuckte und das Gesicht vor Schmerz

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