Verlockendes Dunkel
in Richtung Limerick geritten ist.«
»Ich wusste es! Der Stein befindet sich in Dun Eyre, wie das Tagebuch seines Vaters schon vermuten ließ. Haben sie Douglas geschnappt?«
»Nein. Er ist ihnen entkommen.«
»Egal. Das Wichtigste ist der Sh’vad Tual. Wenn er sich erst einmal in unserem Besitz befindet, werden wir auch Douglas kriegen. Dessen bin ich mir ganz sicher.«
»Und wenn der Stein versteckt ist? Dun Eyre ist ein sehr weitläufiger Besitz.«
»Die Frau wird wissen, wo er ist.« Máelodor warf dem Boten einen Blick zu, der den Mann ahnen ließ, was ein Scheitern nach sich ziehen würde. »Sie wird das Versteck des Sh’vad Tual preisgeben müssen.«
Sehr zufrieden mit der Unterredung, entließ Máelodor den Boten mit einem Fingerschnippen. »Führ den Mann hinaus, Oss!«
Wieder allein, ergab er sich seiner Schwäche und schloss die Augen unter dem immer unerträglicher werdenden Schmerz. Er hatte schon so viel verloren für seine Sache. Seine Jugend, Gesundheit … Die für die dunkelste aller Magien benötigten Kräfte zehrten an ihm. Aber bald – wenn Artus vor ihm stand, die Anderen die Rückkehr ihres Königs feierten und sich erhoben wie ein Mann –, würde er den letzten notwendigen Schritt tun, um den Sieg im Krieg und seine eigene persönliche Erneuerung zu sichern. Er würde ein Bündnis mit den Unsichtbaren schließen und den Dämonen die Befreiung aus ihrem Dunklen Hof versprechen.
Und wenn ihre Legionen an der Seite des größten aller Könige ritten, würden sogar die standhaftesten aller Duinedon -Armeen fallen – und seine eigenen körperlichen Beschwerden aus der Welt geschafft werden.
Was den doppelten Preis wert war.
Denn der Mann, der den Dunklen Hof beherrschte, beherrschte auch die Welt. Und wer würde dieser Mann sein? Selbstverständlich er, Máelodor, der größte aller Meistermagier.
Kapitel Vier
E lisabeth hatte fast den ganzen Tag dafür gebraucht, aber am Ende hatte sie ihren Entschluss gefasst. Sie würde Gordon wegen ihrer Bedenken bezüglich seiner Pläne für Dun Eyre zur Rede stellen. Ihr Zuhause sollte kein Abklatsch des Landhauses irgendeines reichen Engländers werden. Es hatte seinen ganz eigenen Charme, an dem niemand Veränderungen vornehmen sollte.
Am Fuß der Treppe angelangt, folgte sie den Männerstimmen, die sie hörte, in den Billardraum. Als sie einen Blick hineinwarf, sah sie Onkel McCafferty, Lord Taverner und Cousin Rolf, die in ein Spiel vertieft waren, während ein Diener sich anschickte, eine halb geleerte Platte Sandwiches wegzuräumen. »Habt ihr Gordon gesehen?«
Rolf machte seinen Stoß, die Kugeln krachten aneinander. »Ich glaube, er und sein Bruder sind nach Ennis gefahren. Er hatte eine Tasche dabei, deshalb nehme ich nicht an, dass er vor morgen zurück sein wird.«
»Oh. Er hat nichts davon gesagt, dass er irgendwohin wollte.«
Onkel McCafferty kreidete seinen Billardqueue. »Du wirst doch nicht eine dieser nörglerischen Ehefrauen werden, Liebes? Noch steht er nicht unter dem Pantoffel.«
Elisabeth errötete und nahm sich noch rasch ein Sandwich, um dann, gefolgt von herzhaftem Gelächter, schnellstens wieder aus dem Raum zu schlüpfen. Hatte sie nörglerisch geklungen? Eigentlich glaubte sie das nicht. Enttäuscht vielleicht oder entmutigt, weil sie jetzt wieder bis zu Gordons Rückkehr würde warten müssen, um mit ihm zu sprechen, aber bestimmt nicht nörglerisch.
Ihres Vorsatzes beraubt, stand sie in der Halle und konnte sich nicht entschließen, was sie tun sollte. Sich zu den Damen in den Salon setzen, wo Klatsch und Tratsch in Strömen flossen wie der Tee? Oder sich den jüngeren Leuten im Roten Salon anschließen, die sich lautstark mit Glücksspielen vergnügten? Oder wie wäre es mit einem Besuch in der Küche, um der Köchin ein Stück des übrig gebliebenen Biskuitkuchens zu stibitzen?
Doch nichts von alldem reizte sie. Vielleicht sollte sie sich einfach auf ihr Zimmer zurückziehen und diesem ganzen scheußlichen Tag ein Ende machen. Zumindest hatte Brendan es irgendwie geschafft, sich während ihrer Abwesenheit aus Schwierigkeiten herauszuhalten. Sie hatte ihn seit dem Abendessen nicht mehr gesehen, und selbst dabei war er ungewöhnlich ernst, zurückhaltend und still gewesen. Sie war schon nahe daran gewesen, ihn zum Reden zu verleiten, bevor sie sich eines Besseren besonnen hatte. Was kümmerte es sie, ob er sich unbehaglich zu fühlen schien? Das war nicht ihr Problem. Wider besseres Wissen hatte sie sein
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