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Verlockendes Dunkel

Verlockendes Dunkel

Titel: Verlockendes Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alix Rickloff
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gnadenlos gehänselt hatte, an das Funkeln seiner Augen und sein spöttisches Lächeln. »Er behauptete, er sei zurückgekehrt wie der junge Lochinvar, um mich Gordon abspenstig zu machen.«
    Die Augenbrauen ihrer Tante fuhren in die Höhe. »Aber jetzt ist er fort, und du bist geblieben.«
    »Überrascht dich das? Brendan Douglas würde die Wahrheit nicht einmal dann erkennen, wenn sie ihn ins Bein bisse.«
    Tante Fitz schloss die Augen. Ihre Wangen waren schmal, und feine Fältchen zeigten sich auf ihrer Stirn. Ihre Hände lagen entspannt auf den Sessellehnen, und ihre Atemzüge waren ruhig und langsam. Elisabeth hätte fast glauben können, dass sie mitten in der Unterhaltung eingeschlafen war. Doch dann erschien ein missbilligender Ausdruck um die blassen Lippen ihrer Tante. »Oder vielleicht war es eine so subtile Wahrheit, dass sich die Bissspuren erst noch zeigen müssen.«
    Wie so viele andere Dinge hatte sich im Schankraum des Goat’s Whiskers in Ennis nichts verändert in den Jahren, in denen Brendan abwesend gewesen war. Selbst der Wirt, der alte Ned Crowdy, sah noch genauso ungepflegt und stoppelbärtig aus wie früher. Brendan konnte sich fast vormachen, wieder einundzwanzig zu sein. Selbstsicher, besessen und felsenfest von der Richtigkeit seiner Sache überzeugt. Und genauso verblüfft über die, die die Richtigkeit dessen, was die Neun zum Wohle der gesamten Rasse der Anderen zu erreichen versuchten, nicht erkennen konnten.
    Freddie Atwood war einer derjenigen gewesen, die von der Richtigkeit seiner Argumente nicht überzeugt gewesen waren.
    Und Freddies ganze Familie hatte den Preis dafür bezahlt.
    Während Brendan dabeigestanden und nichts dagegen unternommen hatte.
    Zumindest damals nicht. Und seine späteren Wiedergutmachungsversuche halfen weder Freddie noch irgendeinem seiner anderen Opfer. Die Toten konnten schließlich keine Absolution erteilen.
    Mit grimmiger Verachtung räumte Brendan ein, dass seine Untätigkeit Freddie und dessen Familie das Leben gekostet hatte, während seine Aktion kurz danach zum Tode seines eigenen Vaters geführt hatte. Ein klassischer Fall von ›Wie du es auch machst, es ist verkehrt‹. Und wenn jemand sicher sein konnte, etwas verkehrt gemacht zu haben, dann war er es, Brendan Douglas.
    Sein Blick heftete sich auf die Karaffen auf dem Tresen, aber er verdrängte das Verlangen fast ebenso schnell, wie es in ihm aufstieg. Alkohol würde nicht helfen. Er betäubte die Schuldgefühle nur, doch er vermochte sie nicht auszulöschen. Und Brendan hatte genug Flaschen geleert, um das sehr gut zu wissen.
    Die Eingangstür flog auf, und ein schneidend kalter Wind und Regen fuhren herein, und unter viel Gefluche und Geschrei, die Tür zu schließen, beeilten sich die Männer, ihre Spielkarten und Zeitungen einzusammeln. Der Neuankömmling schüttelte seinen tropfnassen Übermantel aus und nahm den Hut ab, um sich mit den Fingern durch das feuchte Haar zu fahren, bevor er sich unter halb gesenkten Lidern in dem Gastraum umschaute.
    Brendan winkte ihn zu sich herüber und bestellte eine zweite Kanne Kaffee.
    Selbst heute noch, neun Monate nach einem beinahe tödlichen Überfall, ging Jack O’Gara so steif, als wäre er zu lange gelaufen. Aber er konnte immerhin wieder gehen, was erstaunlich war. Und dass er noch atmete, war schon ein echtes Wunder.
    Irgendwie war es typisch für Jack, aufgespießt worden zu sein wie ein Spanferkel und nichts Schlimmeres zurückzubehalten als die hohlwangigen Züge eines schmachtenden Tragödiendarstellers.
    Das Glück der mit Magierblut geborenen O’Garas war hier wieder mal am Werk gewesen.
    Jack setzte sich zu Brendan und winkte das Schankmädchen herüber. »Brandy.«
    »Das verheißt nichts Gutes, Cousin«, bemerkte Brendan, nachdem die Frau wieder gegangen war.
    »Nein.« Der Brandy wurde gebracht, und Jack stürzte ihn mit geschlossenen Augen und einem müden Seufzer der Zufriedenheit hinunter, worauf sich die tiefen Linien um seinen Mund ein wenig glätteten. Als er jedoch wieder zu Brendan aufblickte, stand blanke Furcht in seinem Blick. »Du musst zurück nach Dun Eyre.«
    »Du könntest mir nicht genug bezahlen, um dorthin zurückzukehren.«
    »Und Elisabeth Fitzgerald?«
    Brendan zog seine Taschenuhr hervor und sah lächelnd nach der Zeit. »Die träumt jetzt gerade von ihrem Gang zum Altar. Morgen um diese Zeit wird sie Mrs. Gordon Shaw sein.«
    »Vorausgesetzt, sie lebt so lange«, war Jacks düstere Antwort.
    Brendan runzelte

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