Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verlockendes Dunkel

Verlockendes Dunkel

Titel: Verlockendes Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alix Rickloff
Vom Netzwerk:
Mutter. Immer wieder. Wahrscheinlich schreibt sie auch meine tragische Ermordung diesem Umstand zu.«
    »Was mich zu meinem zweiten Auftrag bringt.«
    »Aye, mon capitaine?«
    Brendan hatte seit Wochen versucht, seinen Cousin zu überreden, und jetzt war es an der Zeit, Nägel mit Köpfen zu machen. »Nach unserem nächsten Treffen in Dublin möchte ich, dass du heimkehrst.«
    »Du meinst, wie von den Toten auferstanden?« Jack spreizte die Hände. »Ta-da! Und was soll ich sagen? Dass die Geschichten über mein Ableben ein bisschen voreilig waren? Darüber haben wir doch schon gesprochen, Brendan.«
    »Aye, das haben wir. Und bis jetzt habe ich mir von dir einreden lassen, dass dein vermeintlicher Tod von Vorteil für uns ist. Doch nun ist Schluss damit, Jack. Lassen wir’s dabei bewenden! Ich habe dir im letzten Frühjahr das Leben gerettet und du mir das meine in diesem Winter. Damit sind wir quitt.«
    Das belustigte Grinsen verschwand aus Jacks Gesicht. »Máelodor hat schon das Tagebuch und den Wandteppich, Brendan. Falls er dich erwischt, wenn du den Stein dabeihast …«
    »Darüber werde ich mir Gedanken machen, falls es so weit kommt.«
    Brendan war sehr geschickt darin geworden, seine Ängste unter Verschluss zu halten. Sieben Jahre war er auf der Flucht gewesen. Der Kampf ums Überleben hatte ihn immer tiefer in die Schatten getrieben, während er darum rang, sowohl der Rache der Gerechtigkeit suchenden Amhas-draoi als auch Máelodors gedungenen Mördern immer einen Schritt voraus zu sein. Wenn seine Mission gelang, würde diese allgegenwärtige Hand auf seiner Schulter sich zurückziehen und der Albtraum endlich ein Ende haben. Scheiterte er jedoch … Brendan zwang sich, diesen Gedanken zu verdrängen. Er durfte und würde nicht scheitern.
    »Meine Rückkehr von den Toten wird nur Fragen nach dir aufwerfen«, sagte Jack. »Alle werden wissen wollen, wo ich die ganze Zeit gewesen bin, und vor allem, mit wem ich zusammen war.«
    »Behaupte, aufs Festland geflohen zu sein, um deinen Spielschulden zu entkommen.«
    »Ich habe keine Spielschulden. Oder zumindest keine, derentwegen ich so dumm wäre, auf den Kontinent zu fliehen.«
    »Dann tu eben so, als wäre es so.«
    »Und wie soll ich meine unglückselige Begegnung mit Máelodors Henker überlebt haben? Du wirst dir ja wohl denken können, dass man sich das fragen wird.«
    »Muss ich denn an alles denken? Benutz deinen berühmten O’Gara-Einfallsreichtum, Mann!«
    »Du schaffst das nicht allein, Brendan. Gib es zu!«
    »Ich habe es sieben Jahre allein geschafft.«
    »Nein, du hast dich zwischen einem Haufen Ausländer verkrochen und deine Sorgen in Opium und Alkohol ertränkt.«
    Brendan war es, als hätte er einen Schlag erhalten. Sein Magen stieg ihm in die Kehle, und er wurde von einer solch heftigen Übelkeit erfasst, dass er sich auf Mr. Crowdys Fußboden hätte übergeben können. »Wie kommst du denn darauf?«
    Jacks Blick verdüsterte sich, und er biss die Zähne zusammen, als wüsste er, dass er eine unsichtbare Grenze überschritten hatte. Dennoch lenkte er nicht ein, was ein weiteres Zeichen seiner unerschütterlichen Courage war. »Niemand meidet Alkohol, wie du es tust, wenn er nicht eine Heidenangst davor hat. Dass du auch Opium genommen hast, entnahm ich Dingen, die du sagtest oder über die du nicht sprechen wolltest.« Ruhig erwiderte er Brendans Blick. »Nimmst du immer noch …«
    »Nein.« Mehr erlaubte Brendan sich nicht zuzugeben. Es ging niemanden etwas an, wie tief er in den Jahren seiner Abwesenheit gesunken war. »Schon lange nicht mehr«, versicherte er Jack jedoch, um jeden Zweifel auszuräumen.
    »Gut. Damit wäre das dann auch geklärt. Ich werde Ahern aufsuchen, und dann reden wir noch mal über meine Wiederauferstehung, sobald du sicher in Dublin eingetroffen bist.«
    »Du hörst nicht zu.«
    »Ich bin älter als du, Brendan. Sieh es einfach so, als spräche hier dein großer Bruder.«
    »Aidan wäre nicht so eine Glucke.«
    Jack lachte. »Du wärst überrascht, was für eine Glucke dein Bruder sein kann.«
    »Ich werde nicht zulassen, dass du …«
    »Du kannst mich nicht zwingen.«
    »Es ist besser so …«
    »Für wen?«
    Keiner ließ den anderen ausreden, bis Brendan schließlich wütend blaffte: »Verdammt noch mal, Jack! Ich will dich nicht bei mir haben.«
    Sein Cousin nickte langsam, bevor er den Rest seines Brandys hinunterstürzte und das Glas auf den Tisch knallte. »Jetzt kommen wir zum Kern der Sache. Die für

Weitere Kostenlose Bücher