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Verlockendes Dunkel

Verlockendes Dunkel

Titel: Verlockendes Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alix Rickloff
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begrüßt«, knurrte er. Dabei durchsuchte er die Falten der Decke und sah unter der Truhe neben seinem Kopf nach.
    »Ich habe Laudanum.« Sie kramte in einer Tasche.
    »Nein.«
    »Aber wenn deine Schulter doch so schmerzt …«
    »Ich sagte Nein, verdammt noch mal!«
    Sie errötete und sah ihn unsicher an. »Ich wollte nur helfen.«
    Beschämt über seine Unbeherrschtheit, wandte Brendan das Gesicht ab. Seine Schwäche war schließlich nicht ihre Schuld. »Von Laudanum wird mir übel, deshalb halte ich mich davon fern.«
    Sie waren allein im Wagen. Wer wusste, wann sie wieder eine Chance bekommen würden, ohne Furcht vor Lauschern reden zu können?
    »Wo ist sie, Elisabeth?«
    Bis auf ein Aufglimmen in ihren dunklen Augen blieb ihre Miene unergründlich. »Helena sagte, deine Wunde sei sauber, und es seien keine Anzeichen für eine Infektion vorhanden.«
    Aha. Sie wollte die Unwissende spielen? Auch gut. Er würde es ihr gestatten. Bis zu einem gewissen Punkt. Was immer nötig war, um diesen verdammten Stein wieder in seinen Besitz zu bringen. »Jetzt nennst du sie schon Helena?«
    »Es erschien mir albern, nach allem, was wir durchgemacht haben, auf einer förmlicheren Anrede zu bestehen. Aber wer sind diese Leute, Brendan? Und was wollen sie von uns?«
    »Erinnerst du dich, dass ich dir sagte, es gäbe Leute, die sehr wütend auf mich sind? Helena Roseingrave gehört dazu. Sie ist eine Amhas-draoi.«
    Elisabeth runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf.
    »Sie überwachen die Trennung zwischen dem Reich der Magier und der Welt der Sterblichen. Als fähige Krieger und überaus mächtige Magier werden sie von der Rasse der Anderen sowohl gefürchtet als auch respektiert . «
    Sie presste ärgerlich die Lippen zusammen. »Normale Feinde kannst du dir wohl nicht machen? Oh nein! Brendan Douglas muss mit kaltblütigen Mördern und einer Magie ausübenden Armee von Hexern in Konflikt geraten.«
    »Ich gebe mir alle Mühe, mich hervorzutun«, scherzte er, bevor er wieder ernst wurde. »Der Stein, Lissa. Sag mir, dass du ihn hast! Sag mir, dass Helena Roseingrave ihn nicht gefunden hat! Dieser Stein ist der Schlüssel zu allem.«
    Elisabeth wandte den Blick ab und spielte nervös mit der Schnalle eines der Reisekoffer.
    »Willst du von mir hören, dass es mir leidtut? Das tut es. Und ich möchte mich tausend Mal dafür entschuldigen. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie leid es mir tut. Ich hätte nie gedacht, dass es so weit kommen würde, aber du weißt ja nicht, wie es damals war. Was für ein Chaos in jenen Tagen herrschte. Ich musste den Stein verbergen, bis die Lage sich beruhigte und ich meinen nächsten Schritt planen konnte.«
    Sie schwieg, und ihre Finger spielten weiter an dem metallenen Verschluss herum.
    »Falls Miss Roseingrave ihn genommen hat …«
    Elisabeths Kopf fuhr hoch. Ihre Augen loderten vor Zorn, und ihr Kinn zitterte vor Bewegung, aber nichts deutete auf Tränen hin. »Ich habe das verdammte Ding.«
    »Du?«
    »Schließlich habe ich es sieben Jahre sicher aufbewahrt, nicht wahr?«
    »Lissa …«
    »Nenn mich nicht so! Und sieh mich nicht so an, als wäre ich ein Einfaltspinsel, der Worte mit mehr als zwei Silben nicht verstehen kann. Ich habe mir deinetwegen lange genug die Augen rot geweint, um dir die verfluchte Kette abnehmen zu können, bevor Helena sie sah. Wahrscheinlich hält sie mich für eine Heulsuse, aber es hat geklappt. Wenn der Stein etwas so verdammt Besonderes ist, dass die Zerstörung meines Lebens nichts dagegen ist, muss er wichtig sein. Das wurde mir klar. Und außerdem vertraute ich ihnen nicht. Nicht ganz. Zumindest anfangs nicht.«
    »Und jetzt traust du ihnen?«
    »Habe ich eine andere Wahl?«
    Ein beklemmendes, auf beiden Seiten mit Vorwürfen und Reue befrachtetes Schweigen breitete sich im Wagen aus. Gott, wie er diese Hilflosigkeit hasste, anderen ausgeliefert zu sein! Er hatte zu lange niemandem mehr vertraut, um seine Hoffnung so leichtfertig auf jemand anderen zu setzen.
    Elisabeth griff unter ihr Kleid und zog die schlichte Goldkette heraus. Der Stein sah schwarz und leblos aus. Sie nahm die Kette ab und gab sie Brendan. »Hier. Ich werde mich glücklich schätzen, wenn ich sie und den Stein nie wiedersehe.«
    Kaum berührte der Sh’vad Tual seine Hand, als die Visionen auch schon sein Bewusstsein überfluteten.
    Ein Mann durchsuchte die Felder voller Toter. Seine Wangen waren schwarz von Schmutz und Schweiß und nass von Tränen. Schließlich fand er eine

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