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Verlockendes Dunkel

Verlockendes Dunkel

Titel: Verlockendes Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alix Rickloff
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scheinst dir ja ziemlich viele Gedanken gemacht zu haben. Sollte ich mich jetzt geschmeichelt fühlen?«
    »Gewarnt.«
    »Du hast mir noch nicht verraten, warum du uns geholfen hast. Damit du mich später in aller Ruhe töten kannst? Wie die Katze, die mit der verletzten Maus spielt?«
    Sie zog spöttisch eine Augenbraue hoch. »Das ist ja wohl eher dein Fach, oder?«
    Brendan holte tief Luft und versuchte, die Erinnerungen zu verbannen. Oder zumindest damit fertigzuwerden. Aber Schwäche und Schmerz beeinträchtigten seine sonst so eiserne Kontrolle. Bilder brannten heiß in seinem Geist, und wispernde Gestalten spukten durch sein Bewusstsein wie Gespenster.
    »Ich werde deinem Todeswunsch nicht stattgeben, Brendan Douglas. »Wenn ich mich nicht irre, ist die allerschlimmste Strafe für dich, weiterleben zu müssen.«
    »Nein«, antwortete er. »Mich zu erinnern ist die größte.«
    Er erstarrte unter ihrem kalten, maliziösen Blick. »Dann sollst du leben, bis du alt und grau bist und nie vergessen. Ich weiß, dass ich es nicht tun werde.«
    Rogan lenkte den Wagen auf eine Wiese und schirrte die Pferde ab, damit sie grasen konnten. Schwere dunkle Wolken kündigten Regen an, und die Flussbetten und Niederungen waren in grauen Dunst gehüllt. Die Temperatur hingegen blieb angenehm, und Elisabeth nahm ihr Umschlagtuch ab, als sie durch das Gras zu Brendan ging und sich neben ihn kniete.
    »Miss Roseingrave ist vorausgeritten. Jetzt ist deine Chance gekommen«, flüsterte sie.
    Brendan war mit dem Teller Würstchen auf seinem Schoß beschäftigt. »Meine Chance, was zu tun?«
    »›Simsalabim‹ zu sagen und uns in einer Rauchwolke von hier wegzuzaubern. Oder Rogan in eine Kröte zu verwandeln. Ich weiß es nicht, irgendwas. Hauptsache, du unternimmst etwas!«
    »Du hast wirklich eine komische Vorstellung von den Anderen , nicht? Und ich habe die ganze Zeit Ignoranz mit Feindseligkeit verwechselt.«
    »Das war es nicht!« Sie senkte die Stimme, als Rogan, der sich einen Becher Kaffee einschenkte, zu ihnen hinüberblickte. »Es war keine Feindseligkeit«, zischte sie. »Ich verstehe nur nicht … nein, so einfach ist das nicht … ich meine, ich weiß nicht … Ach, verflixt, ich werde nicht meine Zeit damit verschwenden, dir etwas zu erklären.«
    Wenn sie es für sich selbst nicht in Worte fassen konnte, wie sollte sie dann Brendan ihre widerstreitenden Gefühle wie Faszination und Abneigung den Anderen gegenüber erklären? Es war leichter, ihn glauben zu lassen, sie sei unvernünftig, selbst wenn es kein gutes Bild auf sie warf. Schließlich war es ihr egal, was er von ihr dachte.
    War es das?
    Brendan jonglierte Gabel und Becher in der linken Hand, weil sein rechter Arm so fest verbunden war, dass er sich nicht bewegen ließ. »Ich habe Magierblut in meinen Adern, Lissa, aber ich gehöre trotzdem nicht zum Volk der Feen und Magier. Ich zaubere nicht. Und nachdem du und Rogan so dicke Freunde geworden seid, überrascht es mich, dass du auch nur daran denkst, ihn in eine Kröte zu verwandeln.«
    »Nur vorübergehend. Nichts, was ihm auf Dauer schaden könnte.«
    Brendan starrte zornig eine Wurst an, die all seinen Bemühungen widerstand, sie aufzuspießen. Mit einer Hand konnte er nicht den Teller, die Gabel und das Messer halten, und bei jedem Versuch, das Würstchen zu erwischen, rutschte es weg. »Die Antwort ist trotzdem Nein. Ich kann Rogan nicht in einen Molch, eine Schlange oder einen Floh auf Killers Hinterteil verwandeln. Er ist Rogan und bleibt auch Rogan.«
    »Aber du hast selbst gesagt, sie seien auf der Jagd nach dir.« Elisabeth, die seine sinnlosen Essversuche nicht länger mit ansehen konnte, nahm ihm Teller und Besteck aus der Hand und schnitt die Wurst in mundgerechte Stückchen, bevor sie sie ihm zurückgab. »Dass sowohl Máelodor als auch die Amhas-draoi darauf aus sind, dich zu töten.«
    »Danke.« Er spießte ein Stückchen Wurst auf die Gabel und schob es sich mit einem grimmigen Lächeln in den Mund. »Um die Sache klarzustellen: Die Amhas-draoi wollen mich töten, aber Máelodor will mich lebendig. So bereitet Folter mehr Vergnügen. Zumindest für den Folterer.«
    Elisabeth setzte sich neben ihn und lehnte sich mit dem Rücken an eine Wand. Der feuchte Boden würde Flecken auf ihren Röcken hinterlassen, doch wer würde das bei diesem Kleid bemerken? »Und Helena …?«
    »Hält sich nicht an die Spielregeln, was allerhand interessante Fragen aufwirft.« Den Kopf an die Wand gelehnt, trank

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