Verlockung der Leidenschaft: Roman (German Edition)
eine noch das andere«, unterbrach James ihn ohne Umschweife und nahm seine Tasse. »Und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass du deine Frau monatelang hier allein lässt. Wenn du so viel über die Ehen in unseren Kreisen weißt, wie du behauptest, wirst du auch wissen, dass eine Frau, die ihrem Gatten einen Sohn geschenkt hat, sich danach ein großes Maß Freiheit herausnehmen darf. Affären sind hier an der Tagesordnung. Bist du bereit, ihr das zu erlauben?«
Niemals.
Es war eine instinktive Reaktion darauf, dass er sich vorstellte, wie Cecily mit einem anderen Mann zusammen war. Jonathan schüttelte den Kopf. »Ich bezweifle, dass sie jemals über Untreue nachdenken würde. Das passt einfach nicht zu ihr.«
»Woher willst du das wissen?« James sah die Angelegenheit auf seine gewohnt pragmatische und sachliche Art. »Du bist in sie vernarrt, aber jetzt lass es uns mal realistisch betrachten. Du bist noch nicht allzu gut mit ihr bekannt, Jon. Du bist ihr nur ein paar Mal begegnet. Das mag für eine Indiskretion ausreichen, aber …«
»Ich bin nicht in sie vernarrt«, widersprach er gereizt.
»Bist du nicht? Ich glaube, du hast mir gerade eben erklärt, du wirst die junge Frau ehelichen.«
Ein berechtigter Einwand. Jonathan überlegte einen Augenblick und nippte an seinem Kaffee, ehe er schließlich zugab: »Leidenschaft kann ein mächtiger Ansporn sein. Also gut, ich räume eine gewisse Vernarrtheit ein. Warum auch nicht? Sie ist eine strahlende Schönheit.«
»In dem Punkt wollte ich dir nicht im Geringsten widersprechen. Sie ist auf jeden Fall eine der bemerkenswertesten Debütantinnen dieser Saison, und es wäre zweifelsohne ein Coup sondergleichen, wenn du ihren Vater davon überzeugen kannst, dein Gesuch in Betracht zu ziehen.«
Das war dasselbe Argument, das er schon Cecily gegenüber ins Feld geführt hatte. Für eine aristokratische, englische Lady fehlte es ihr in bemerkenswertem Maße an Vorurteilen. Vielleicht war sie einfach so naiv zu glauben, dass ihre Familie ebenso dachte. »Wie ich schon sagte, sie scheint zu glauben, dass er einverstanden ist.«
»Das kommt darauf an, wie groß der Narr ist, den er an seiner hübschen Tochter gefressen hat. Ich vermute jedenfalls, dass es einiger Überredungskunst bedürfen wird, damit er deiner Bitte entspricht.«
Eine der Eigenschaften, die Jonathan an seinem Cousin immer besonders geschätzt hatte, war James’ Fähigkeit, das Leben so zu sehen, wie es war, und keine Ausflüchte zu suchen. Er hob daher zynisch eine Braue und murmelte: »Ich sollte also nicht erwarten, dass man mir einen warmherzigen Empfang bereitet, wenn ich bei Seiner Gnaden vorspreche?«
James, der am anderen Ende des glänzenden Mahagonitischs im Frühstückszimmer saß, antwortete leichthin: »Wenn ich eine Vermutung äußern soll, würde ich sagen, dass du dir seiner Erlaubnis nicht sicher sein darfst.« Erklärend fügte er hinzu: »Ich sage dir vermutlich nichts Neues, wenn ich bemerke, dass du kein typischer Engländer bist.«
Das war wohl richtig. »Stimmt.«
»Du hast schon jetzt einiges Gerede über Lady Cecily verursacht. Er wird dir nicht gerade freundlich gesonnen sein, falls er davon bereits gehört hat.«
»Du hast recht.« Auch das war nichts Neues. Er hatte bereits ausgiebig darüber nachgedacht.
»Du hast ein sehr beachtliches Vermögen.«
»Das habe ich«, erwiderte Jonathan gelassen. Er lehnte sich zurück und butterte ein Stück Toast. »Nicht nur das, welches mein Vater mir hinterlassen hat, sondern auch eines, das ich selbst gemacht habe. Aber wieso ist das wichtig? Der Duke of Eddington braucht mein Geld nicht.«
»Du brauchst aber auch nicht seins. Das spricht im Grunde für dich.«
»Damit er über meine fragwürdige Herkunft hinwegsieht?«
»Vielleicht.« James warf ihm einen herausfordernden Blick zu. »Bist du bereit, um sie zu kämpfen?«
»Sollte ich das? Ich weiß nicht, ob du darüber informiert bist, aber eine Frau kann tausend Pfund verdienen, falls sie mich in eine kompromittierende Situation bringen kann.«
»Davon habe ich gehört.« James lachte. »Dachtest du, ich bekomme das nicht mit? Dies hier ist schließlich der ton . Du hast Valerie Dushane einen Korb gegeben. Niemand wollte glauben, dass du das tatsächlich getan hast.«
»Lady Irving ist für meinen Geschmack etwas zu direkt.« Das war noch vorsichtig formuliert. Seit jenem Vorfall, bei dem die Lady so plötzlich in seinem Bett gelegen hatte, musste er mehr als eine
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