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Verlockung der Nacht

Verlockung der Nacht

Titel: Verlockung der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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in die Augen und ließ all seine emotionalen Schilde sinken, sodass seine Aura mich überfluten und unsere Emotionen sich derart ineinander verflechten konnten, dass ich nicht mehr wusste, wo meine Gefühle aufhörten und seine anfingen. Der Frustration, Liebe, Lust und Sorge nach, die er ausstrahlte, wollte er Sex mit mir haben, bis wir beide besinnungslos waren … und mich dann bis zum Sonnenaufgang fesseln und mit riesigen Felsbrocken niederhalten. Die Intensität dieser Gefühle sagte mir, dass das, was er als Nächstes tat, das absolut Letzte war, wonach ihm der Sinn stand.
    »Ich werde nicht länger hier herumstehen und mir diesen Unsinn anhören«, sagte er. »Du willst dein Leben wegschmeißen? Schön, aber mach es ohne mich. Mit uns beiden ist Schluss.«
    Wären meine Emotionen nicht so dicht mit seinen verflochten gewesen, hätten seine Worte mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Aber ich lächelte, drückte seine Hände und spürte, wie mir das Herz überging. Er drückte auch meine Hände, führte sie an seine Lippen und hauchte einen stummen, leidenschaftlichen Kuss darauf.
    Dann ließ er mich los, drehte sich um und verließ das Haus, die Tür hinter sich zuschlagend.
    Ian trat ein, kaum dass Bones hinausgerauscht war. Kramer war also nicht der Einzige, der uns von draußen belauscht hatte. Ian sah mich an, zog die Augenbrauen hoch, nahm eines der hektisch vollgekritzelten Papiere zur Hand und las.
    »Da ihr beide nun Schluss gemacht habt und du noch ein paar Stunden totschlagen musst, könnten wir doch ins Bett gehen, oder?«, erkundigte er sich ironisch.
    »Leck mich«, seufzte ich, während ich die Papiere an mich nahm.
    Ian zwinkerte. »Gern. Das mache ich im Bett am zweitliebsten.«
    Ich antwortete ihm nicht, weil ich wusste, dass er es nicht ernst meinte. Er hatte genug gelesen, um zu wissen, dass unsere Trennung nur vorgetäuscht war, ließ aber wie immer keine Chance aus, sich wie ein Vollidiot aufzuführen. Schließlich kam Spade die Treppe herunter. Sein argwöhnischer Gesichtsausdruck sagte mir, dass er alles für bare Münze hielt. Er hatte schon einmal miterlebt, wie Bones und ich uns getrennt hatten, und uns später zur Vernunft bringen müssen, also dachte er sich wahrscheinlich: Scheiße, nicht schon wieder.
    Ich gab ihm die bekritzelten Blätter und zeigte ihm den emporgereckten Daumen. Als er Augenblicke später aufsah, wich sein düsterer Gesichtsausdruck tödlicher Entschlossenheit.
    Ich komme mit.
    Ich sagte nichts. Nach allem, was Sarah Denise angetan hatte, hätte ich es ihm weder verbal noch sonst wie ausreden können.

35
    Der Taxifahrer hielt am Straßenrand an, und ich sah in der Ferne das weiße Freilichttheater in Form einer großen Halbmuschel.
    »Da wären wir«, verkündete er munter.
    Ich warf einen Blick auf das Taxameter und zog einen Schein aus der Tasche. »Danke, stimmt so.«
    »Danke. Fröhliches Halloween.«
    Das hoffte ich auch. Ich stieg aus und sah den sich entfernenden Rücklichtern nach, als das Taxi davonfuhr. Dann mummte ich mich fester in meinen Ledermantel und lehnte mich wartend an das Willkommensschild.
    Fünfzehn Minuten später, als der Himmel sich von Indigo zu Obsidianschwarz verfärbt hatte und Sterne die letzten Strahlen der untergehenden Sonne ersetzten, fuhr eine elegante E -Klasse-Mercedes-Limousine vor, wie Spade sie für Denise zurückgelassen hatte. Als die getönte Scheibe an der Fahrertür heruntergefahren wurde, kam dahinter wie erwartet Sarah zum Vorschein, das schwarze Haar wie Elisabeth zu einem strengen Knoten zurückgebunden. Bei Elisabeth betonte die Frisur ihr ohne eine Spur von Make-up hübsches Gesicht. Sarahs Züge wirkten dadurch nur noch herber, sodass ihre dichten Augenbrauen, die unbedingt mal gezupft werden mussten, sowie ihre zu einem Strich zusammengepressten Lippen noch auffälliger wirkten.
    »Wenn du mich umbringst, findest du die anderen Frauen nie«, waren ihre ersten Worte, als ich die Beifahrertür öffnete.
    In ihrem Kopf herrschte wieder dieses Chaos aus Angst und Hass vor einem Hintergrund aus weißem Rauschen, das ich jetzt als Merkmal des Wahnsinns erkannte. Als ich ihr zum ersten Mal begegnet war, hatte nicht Kramer sie kirre gemacht. Sicher war es Sarahs Labilität gewesen, die den Inquisitor angezogen hatte.
    »Oh, ich bringe dich nicht um«, antwortete ich, als ich mich in den Sitz sinken ließ. »Du wirst heute Abend sterben, ganz recht, aber besser du hoffst, dass ein anderer als Kramer dich

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