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Verlockung der Nacht

Verlockung der Nacht

Titel: Verlockung der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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über die riesigen Felder, die verstreut liegenden Häuser und größtenteils leeren Straßen hinweg auf der Suche nach der PumpkinTown-Farm, von der Sarah mir erzählt hatte. Durchaus möglich, dass ich sie schon ein paarmal übersehen hatte. Die Gegend war eine Agrarhochburg, die Gehöfte, Scheunen und Lagerhäuser umgeben von Wiesen, Sojabohnen- und Maisfeldern. Die golden wogenden Kornfelder erinnerten mich an die Nacht meines Ausfluges mit Bones, sodass ich einen Kloß in der Kehle verspürte. Bones würde sich solche Sorgen machen, wenn Elisabeth ihm erzählte, dass ich zu dem Treffen mit Kramer geflogen war, doch wenn er seinen unfehlbaren Verstand einsetzte, würde er erkennen, dass ich ihm eine Spur aus Brotkrumen gelegt hatte. Das entsprach zwar nicht dem Plan, den wir beide ausgearbeitet hatten, erfüllte aber denselben Zweck. Lediglich der Zeitrahmen war enger gesteckt.
    Ich schob meine Gewissensbisse ebenso beiseite wie meine zärtlicheren Gefühle. Im Augenblick konnte ich sie nicht gebrauchen. Später bei Kramer würden sie mir von Nutzen sein.
    Etwa anderthalb Kilometer vor uns war eine größere Dichte an Lichtern auszumachen. Als ich auf sie zuflog, stellte ich mit Geringschätzung fest, dass Sarah die Augen fest zugekniffen hatte. Von ihr war keine Hilfe zu erwarten. Ich ging in den Sinkflug, um nachzusehen, ob in eines der Maisfelder ein weitläufiges Labyrinth geschnitten war. Das war einfacher, als zu versuchen, ein Schild zu erspähen, das auf die Straße, nicht den Himmel gerichtet war. Und tatsächlich entdeckte ich jenseits eines Baumkreises, der ein pittoreskes Haus mitsamt Scheune, Kürbisbeet und Stall umgab, ein Maisfeld, in das eindeutig ein abstraktes Muster geschnitten war. Und im Gegensatz zu den anderen Anwesen, über die ich hinweggeflogen war, herrschte hier auch ordentlich Betrieb. Dutzende von Autos parkten an dem dafür vorgesehenen Feldrain. Musik, gruselige Soundeffekte und Stimmen drangen zu mir empor. Ein näherer Blick ließ erkennen, dass kostümierte Gestalten in dem Labyrinth unterwegs waren.
    Hier feierten doch tatsächlich Familien mit Kindern Halloween. Hoffentlich hatte Kramer diesen Ort nicht als Veranstaltungsstätte für sein schauerliches kleines Event ausersehen.
    »Mach die Augen auf«, verlangte ich, Sarah ordentlich rüttelnd. »Ist es das?«
    Sie öffnete die Augen nur einen Spaltbreit, bevor sie nickte. »Ja. Fliege zu dem zweiten Feld westlich des Labyrinths.«
    »Westlich? Sag rechts, links, oben oder unten«, fuhr ich sie an. In Anbetracht der Tatsache, dass ich zu hoch war, um Straßenschilder lesen zu können, war es schwierig genug gewesen, überhaupt hierher zu finden. Für eine Strecke, die man mit dem Auto in knapp vierzig Minuten bewältigt hätte, hatte ich über eine Stunde gebraucht, da ich es nicht gewohnt war, quasi anhand von Satellitenbildern zu navigieren. Ich hatte genug Karten von Sioux City und Umgebung gesehen, um zu wissen, dass Orange City oben rechts lag, aber durch mein Herumfliegen hatte ich keine Zeit schinden wollen. Ich hatte mich schlicht verirrt.
    »Du weißt nicht, wo Westen ist?« fragte Sarah ungläubig.
    Ich würde sie nicht fallen lassen. Ich würde sie werfen . »Sehe ich aus, als hätte ich einen Kompass dabei?«
    Sarah deutete mit einer Handbewegung gen Himmel. »Kannst du nicht anhand der Sterne navigieren?«
    »Ich bin neunundzwanzig, nicht zweihundertneunundzwanzig. Zum Navigieren benutze ich GPS , MapQuest oder TomTom. Nicht die verschissenen Sterne, kapiert?«
    Sie stieß einen entrüsteten Seufzer aus. »Versuch’s mit dem zweiten Feld rechts des Labyrinths. Wenn es das nicht ist, laufen wir eben, bis Kramer uns findet.«
    In ihrem Kopf herrschte noch immer ein solches Durcheinander, dass ich nicht feststellen konnte, ob sie log. Wenn Kramer tatsächlich hier war, brauchte ich sie nicht mehr; aber für den Fall, dass es sich um eine Art Test handelte, würde ich die Frau am Leben lassen. Die dumme Kuh kapierte ja nicht, dass ich ihr einen Gefallen tat, wenn ich sie umbrachte.
    Ich näherte mich dem zweiten unberührten Kornfeld rechts des Labyrinths und ging in den Sinkflug über. Die Menschen waren zwar nicht mal einen Kilometer entfernt, da aber unter uns keine Lichter waren, würden wir mit unserer dunklen Kleidung am Nachthimmel unsichtbar sein. Ich flog so langsam wie möglich und rollte mich ab, als ich am Boden ankam und Sarah losließ. Durch das Abrollen schlug ich eine zehn Meter lange Schneise in die

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