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Verlockung der Nacht

Verlockung der Nacht

Titel: Verlockung der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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zerdrückt war und du dabei warst, an deinem eigenen Blut zu ersticken.«
    » O Gott«, stöhnte Tyler.
    »Du versuchst vielleicht besser nicht mehr, ihn zu beruhigen«, kommentierte ich trocken, während ich aus anderen Gründen zitterte. Die Restwesen rissen an meinen Emotionen, die Kälte und die Gier des Grabes schwächten mein inneres Abwehrsystem.
    Bones warf einen Blick auf die Kreaturen und machte ein betrübtes Gesicht. Als Marie sie auf ihn gehetzt hatte, um mich zu zwingen, ihr Blut zu trinken, hatte er aus erster Hand erfahren, wozu sie fähig waren. Zu behaupten, dass er sie dadurch nicht gerade ins Herz geschlossen hatte, war eine Untertreibung, aber sie konnten nicht anders. Sie waren wie übernatürliche Geschosse, die einfach dem Ziel zustrebten, auf das sie abgefeuert wurden – oder das am nächsten war.
    »Schade, dass sie es nicht geschafft haben.«
    Ich zuckte entschuldigend mit den Schultern. »Ist nicht ihre Schuld. Ich hab’s vermasselt.«
    Er sah mich fest an. »Wir alle haben Kramer unterschätzt, aber das passiert uns nicht noch mal. Wenigstens haben wir jetzt die Bestätigung, dass Elisabeth die Wahrheit sagt.«
    Und ob. Tylers Nahtoderfahrung, sein verwüstetes Büro, der verletzte Hund und mein Zusammenstoß mit dem Schreibtisch stellten schon eine ziemlich sichere Bestätigung dar.
    Seufzend wischte ich Bones ein paar Holzsplitter vom Hemd. »Wie lange sollen wir noch hier warten, ob er zurückkommt?«
    »Hier warten?« Tyler war so geschockt, dass er aufstand. »Nein, verdammt, wir werden nicht hier warten. Wir hauen ab, und ich komme erst zurück, wenn dieses Ding erledigt ist. Meine Mama hat schließlich keinen Idioten großgezogen.«
    »An dir hat er kein Interesse, Tyler, also taucht er wohl kaum noch mal auf, wenn wir weg sind …«
    »Hast du das Ouija-Brett gesehen?«, unterbrach er mich und zeigte auf die Bruchstücke zwischen den Schreibtischtrümmern. »Ich bin nicht mehr dazu gekommen, es zu deaktivieren, bevor er es zerschmettert hat. Das Tor ist also noch offen, und ich werde bestimmt nicht hier arbeiten, solange ein von mir herbeigerufener und offensichtlich tobsüchtiger Geist ein Ticket direkt hierher hat. Mein Mitarbeiter soll solange die Geschäfte übernehmen. Mit dem hat der Geist nichts zu schaffen.«
    »Okay, sollen wir dich nach Hause fahren?« Tyler wirkte so aufgewühlt, dass ich ihn nicht selbst ans Steuer lassen wollte.
    »Da bin ich auch nicht sicher. Ich habe auch dort schon Tore geöffnet. Der Geist schlüpft vielleicht durch eines – und in meiner Wohnung gibt es keine Vampire, die mich wieder flicken können, falls er noch einmal versucht, mich umzubringen.«
    »Also, wo willst du hin? Zu einem Bekannten?« Mein Hunger und eine innere Kälte, die mir bis in die Knochen drang, ließen meinen Ton scharf ausfallen. Nur die Tatsache, dass ich ein Vampir war, verhinderte, dass ich mit den Zähnen klapperte. Ich konnte es nicht erwarten, die Verbindung zu den Restwesen zu unterbrechen und mich wieder normal zu fühlen.
    Tyler sah erst mich, dann Bones an. Und lächelte.
    »Keine Chance«, sagte ich und musste nicht erst seine Gedanken lesen, um zu wissen, was er vorhatte. »Keine. Chance.«
    »Vergiss es, Alter«, verkündete Bones streng. »Wir haben jetzt schon genug ungebetene Gäste.«
    Tylers Lächeln schwand, und er sank zu Boden, als hätte unsere Zurückweisung ihm alle Kraft geraubt.
    »Es tut mir leid, aber du kannst nicht bei uns wohnen«, sagte ich, diesmal in viel freundlicherem Tonfall, weil Tyler meine Übellaunigkeit nicht verdient hatte.
    »Er wird mich finden und umbringen«, wiederholte Tyler.
    Ich wand mich. Vielleicht war es wirklich zu gefährlich, ihn allein zu lassen. Zwar hatte er schon lange vor unserem Treffen mit Geistern zu tun gehabt, aber wegen uns hatte einer ihn gerade fast in die ewigen Jagdgründe geschickt.
    Aus dem Augenwinkel heraus sah ich, wie Dexter jaulend und dabei mit dem Stummelschwanz wedelnd herbeigehinkt kam. Tyler zog ihn auf seinen Schoß und fuhr zusammen, als der Hund auf die unsachte Behandlung seines geschundenen Beinchens hin einen schrillen Aufschrei ausstieß.
    Das war zu viel für mich. Ich wandte mich Bones zu, der bereits mit müde abwesendem Blick den Kopf schüttelte.
    »Nur, bis wir Kramer erledigt haben, und er hat gesagt, er kennt ein paar Leute, die vielleicht einen Geist ausschalten können …«, begann ich.
    Tylers Leidensmiene verschwand wie von Zauberhand. Den Hund im Arm sprang er

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