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Verlockung der Nacht

Verlockung der Nacht

Titel: Verlockung der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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kann. Meintest du ein anderes Medium?«, fragte ich.
    »Ein Medium kann euch jetzt beim besten Willen nicht mehr weiterhelfen. Gute Medien können Tore öffnen, Geister anrufen und mit ihnen kommunizieren, ein Haus von Wesenheiten reinigen und manchmal einem Geist helfen, ins Jenseits überzutreten. Aber ihr habt es mit einem fiesen, außer Kontrolle geratenen Phantom zu tun, das einen Spuk veranstalten kann, wie er mir noch nie untergekommen ist.«
    »Haben wir doch gesagt«, meinte Bones.
    Tyler verdrehte die Augen. »Glaubt mir, ich wünschte, ich hätte euch ernst genommen, aber solche Geschichten erzählen einem die meisten Leute. Ich konnte doch nicht wissen, dass ausgerechnet ihr die Wahrheit sagt, und ihr wart euch schließlich selbst nicht sicher. Ein Medium kann euch nicht helfen, aber vielleicht die verdammt noch mal besten Geisterjäger, die man für Geld kaufen kann.«
    »Na ja, wie ich höre, sind Bill Murray und seine Kumpels nicht mehr im Geschäft«, gab ich mit wachsender Frustriertheit zurück.
    Tyler winkte ab. »Nicht die Hollywoodtypen. Die echten, und zu eurem Glück kenne ich sogar welche.«
    »Sag uns, wie sie heißen und wie wir sie kontaktieren können«, meinte Bones.
    Tylers Blick wurde streng. »Ich vereinbare ein Treffen und komme mit. Sonst glauben sie euch auch erst, wenn es zu spät ist, welche Macht der Geist hat, und ihr könnt sie vielleicht nicht schnell genug alle retten.«
    Die Zynikerin in mir schätzte die Chancen, dass irgendwelche Geisterjäger uns helfen konnten, auf zwanzig zu eins … für Kramer. Aber ich hatte mir geschworen, das Licht am Ende des gruseligen Tunnels zu sehen, also nahm ich mein Handy von der Theke und hielt es Tyler hin.
    »Ruf sie an.«
    Tyler erhob sich. »Erst muss ich pinkeln.«
    Kaum war er im Badezimmer verschwunden, wandte Bones sich sehr leise an Elisabeth. »Bleib an Kramer dran. Falls er irgendwo öfter hingeht oder irgendwelche Menschen beobachtet, will ich es wissen.«
    Bones schien auch nicht viel auf die Geisterjäger zu geben. Elisabeth nickte feierlich. »Ich habe ihn heute schon gesehen. Nicht weit von der größten Ley-Linie Iowas, auf dem Oktoberfest in Sioux City, er ist aber schnell verschwunden. So schnell, dass ich nicht sehen konnte, ob er mit irgendwelchen Menschen Umgang hatte.«
    »Um wie viel Uhr war das, kannst du dich erinnern?«, fragte Bones, in dessen Emotionen sich Argwohn eingeschlichen hatte.
    »Kurz nach zwölf Uhr mittags«, antwortete Elisabeth.
    Wenn es in Iowa auf eins zuging, war es in Washington, D . C ., zwei Uhr nachmittags. Etwa zur gleichen Zeit hatte Tyler das Ouija-Brett ausgepackt.
    »Ich glaube, Kramer ist so eilig verschwunden, weil er angefunkt wurde«, meinte ich sarkastisch.
    Bones warf mir einen forschenden Blick zu, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder Elisabeth zuwandte.
    »Versuche ihn zu finden und häng dich an ihn dran, aber lass nicht zu, dass er dir hierher folgt.«
    Ich wusste, wie wichtig es Elisabeth war, Kramers zukünftige Opfer und erst recht seinen Komplizen aufzuspüren; aber nach unserem Zusammentreffen mit dem früheren Inquisitor wollte ich wirklich nicht, dass er erfuhr, wo wir wohnten. Natürlich konnte ich die Restwesen zu unserem Schutz herbeirufen, falls Kramer Elisabeth all ihren Bemühungen zum Trotz bis hierher folgte, aber was, wenn er Tyler das Genick brach, bevor ich ihm die Restwesen auf den Hals hetzen konnte? Auch wenn es mir schnell gelingen sollte, meine Geisterarmee zu beschwören, konnte man einen Menschen doch binnen eines Sekundenbruchteils umbringen, wie ich wohl wusste.
    Und manchmal brauchte es auch nur einen Sekundenbruchteil, um einen Vampir zu ermorden. Aus offensichtlichen Gründen hatten wir jede Menge Silbermesser im Haus. Was, wenn der böse Geist eins davon durch Bones’ Herz jagte, bevor wir überhaupt wussten, dass er in der Nähe war? Die Vorstellung ließ mich schaudern.
    »Was hast du, Kätzchen?«, fragte Bones, dessen scharfen Augen mein Unbehagen nicht entgangen war.
    Ich setzte ein Lächeln auf. Keine Was-wenn-Gedanken an Worst-Case-Szenarios mehr. Am Ende des Tunnels ist Licht, und das Glas ist halb voll, schon vergessen?
    »Nichts.«

9
    Vor uns erhob sich ein massiges Gebäude, dessen düstere Fassade trotz der vielen goldgeränderten Blätter der es umgebenden Bäume etwas Unheilvolles ausstrahlte. Hunderte von Fenstern reflektierten das Mondlicht, als wollten sie ja kein Licht ins Gebäudeinnere dringen lassen. Ab und zu glitten

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