Verlockung der Nacht
verstehe ja, dass Sie beide noch erregt sind. Ich habe mich von meinem Zorn leiten lassen, als ich nicht auf Ihre Warnungen gehört habe. Das war ein Fehler.«
»Ist das Ihre Vorstellung von einer Entschuldigung?«, erkundigte ich mich entgeistert.
»Ich bin Ihnen gegenüber nicht zu einer Entschuldigung verpflichtet«, fauchte Madigan, bevor er wieder in einen ruhigeren, beherrschteren Tonfall verfiel. »Hätten Sie mir gleich und ohne Umschweife von diesem Geist erzählt, wäre es nie zu dieser Tragödie gekommen.«
»Wir mussten es Ihnen nicht erzählen, weil wir die Situation unter Kontrolle hatten«, presste ich hervor. »Zumindest war es so, bis Sie mich aufgespürt und uns mit Waffengewalt daran gehindert haben, diesen Irren ein für allemal dingfest zu machen, und jetzt wollen Sie mir die Schuld in die Schuhe schieben?«
Gott, wenn ich mir diese verdrehte Darstellung der Dinge noch ein bisschen länger anhören musste, würde ich auf ihn einprügeln, bis er innere Blutungen erlitt.
Bones hatte offensichtlich auch genug, denn er ergriff meinen Arm. »Komm schon, Kätzchen, lass uns gehen. Wir verschwenden mit diesem Arschloch nur unsere Zeit.«
»Sie können noch nicht gehen«, meinte Madigan, der jetzt wieder gereizt klang.
Ein Lächeln breitete sich auf Bones’ Gesicht aus. »Ach?«
Wir waren in der Luft, bevor Madigan uns stotternd befehlen konnte, uns nicht vom Fleck zu bewegen. Ich konnte gut genug fliegen, um mich in die ungefähre Richtung zu katapultieren, in die ich wollte, war aber nicht so geübt wie Bones. Also startete ich aus eigener Kraft, ließ mich aber von ihm dorthin manövrieren, wo Tyler, meine Mutter und die Transportboxen mit den Tieren waren. Wir schnappten sie uns allesamt und stoben himmelwärts davon. Fabian und Elisabeth ließen sich nicht lange bitten; sie sausten hinter uns her, ihre Gestalten so verzerrt, dass sie wie verwischte Streifen aussahen.
Don blieb bei Chris und seinem Team, die dank des brennenden Salbeis in den Wohnmobilen unversehrt geblieben waren. Selbst wenn Madigan sie einem zweiten Verhör unterzog, konnte er ihnen nichts Schlimmeres über uns entlocken, als sie ohnehin schon verraten hatten. Madigan würde auch dafür sorgen, dass sie nichts an Außenstehende weitergaben. Vampire waren nicht die einzigen Experten im Vertuschen belastender Informationen. Die Regierung kannte sich auf diesem Gebiet auch prächtig aus.
Von Ohio aus führte uns unser Weg direkt nach Saint Louis, wo unsere besten Freunde Spade und Denise wohnten. Nein, wir flogen nicht die ganze Strecke. Seit Bones’ Sippe sich mit der eines mehrere Jahrtausende alten Vampirs vereinigt hatte, verfügte er über Untergebene auf der ganzen Welt. Ein Anruf bei seinem Mitregenten Mencheres, den er wissen ließ, dass wir einen Wagen brauchten, und binnen einer Stunde wurden wir abgeholt. Was auch gut so war, denn wir hätten selbst kein Auto mieten können. Unsere Kreditkarten und Ausweise hatten wir in einem der Wohnmobile zurückgelassen. Dumm wie wir waren, hatten wir nicht damit gerechnet, dass Madigan die Wohmobile beschlagnahmen und uns mit Waffengewalt vor der Höhle abfangen würde. Falls Madigan glaubte, er würde uns durch unsere Decknamen oder Rechnungsadressen aufspüren können, hatte er sich getäuscht. Bones hatte alles über so viele falsche Kanäle geleitet, dass Madigan sich am Ende völlig darin verstricken würde. Hoffentlich versuchte er es, denn schon die Vorstellung stimmte mich schadenfroh.
Als wir bei Denise und Spade ankamen, musste ich nicht erst aus dem Wagen steigen, um zu merken, dass wir nicht die einzigen Gäste waren. Wäre der protzige Maserati nicht Hinweis genug gewesen, hätte ich spätestens an dem Kennzeichen GR 8 BITR erkannt, wer noch da war.
»Ah, Ian ist hier«, bemerkte Bones, dem das im Gegensatz zu mir gar nichts auszumachen schien.
»Das sehe ich«, antwortete ich, ohne meiner Meinung Luft zu machen, weil Ian mich hören konnte und sich darüber amüsieren würde. Manch einer hätte sich daran gestört, als Nervensäge empfunden zu werden. Ian nahm es nicht nur als Kompliment, er fand es klasse . Wäre er nicht Bones’ Erschaffer gewesen, hätte ich ihn längst »zufällig« gepfählt.
»Cat!«, rief Denise, sobald sie die Tür aufgerissen hatte. Beinahe im Laufschritt kam sie auf mich zu, fiel mir um den Hals und flüsterte: »Gott sei dank, dass du hier bist. Er macht mich wahnsinnig!«
Ich verkniff mir ein Lachen, weil mir klar war, dass
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