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Verloren: House of Night 10 (German Edition)

Verloren: House of Night 10 (German Edition)

Titel: Verloren: House of Night 10 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
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entschieden! Doch seine Entscheidungen waren bedeutungslos gewesen. Er hatte sich in die Bestie verwandelt, und diese hatte Tod und Verderben gebracht.
    Es war töricht gewesen, hierherzukommen. Töricht zu glauben, er könnte sich hier selbst finden oder Gutes tun. Gutes? Wenn jemand wüsste, dass er sich an der Schule versteckte, würde man ihn stellen, gefangen nehmen, vielleicht sogar töten. Es würde keine Rolle spielen, dass er nicht gekommen war, um Schaden anzurichten. Er würde die Wut derer, die ihn fanden, in sich aufsaugen, und die Bestie würde aus ihm hervorbrechen. Er würde keine Herrschaft mehr über sich haben. Die Söhne des Erebos würden ihn umringen und seiner erbärmlichen Existenz ein Ende setzen.
    Einmal aber habe ich ihr meinen Willen aufzwingen können. Ich habe Zoey nicht angegriffen. Aber würde man ihm auch nur eine Chance geben, zu erklären, dass er nichts Böses im Sinn hatte? Auch nur eine Gelegenheit, seine Selbstkontrolle zu testen und zu beweisen, dass er mehr war als die Bestie in ihm? Aurox nahm seine rastlose Wanderung wieder auf. Nein, seine Absichten würden niemanden im House of Night interessieren. Alles, was sie sehen würden, wäre die Bestie.
    Selbst Zoey? Würde selbst Zoey gegen ihn sein?
    »Zoey hat sich den Kriegern entgegengestellt. Nur ihretwegen war es dir möglich, zu fliehen« , wisperte Grandma Redbirds Stimme beruhigend durch seine aufgewühlten Gedanken. Zoey hatte ihn beschützt. Sie hatte daran geglaubt, dass er die Bestie genügend beherrschen könnte, um ihr nichts zu tun. Und ihre Großmutter hatte ihm Zuflucht gewährt. Zoey würde ihm gewiss nicht den Tod wünschen.
    Die anderen aber schon.
    Aurox verübelte es ihnen nicht. Er verdiente den Tod. Die Tatsache, dass er Gefühle in sich entdeckt hatte, sich ein anderes Leben, andere Möglichkeiten wünschte, änderte nichts an seiner Vergangenheit. Er hatte grausame, verdammenswerte Taten begangen. Er hatte stets getan, was seine Priesterin ihm befohlen hatte.
    Neferet …
    Selbst unausgesprochen, als stummer Gedanke, ließ der Name seinen rastlosen Körper erschauern.
    Die Bestie in ihm wollte zu ihr eilen. Die Bestie sehnte sich danach, ihr zu dienen.
    »Ich bin mehr als die Bestie.« Doch die Erde um ihn schluckte seine Worte, erstickte seine Menschlichkeit. In seiner Verzweiflung packte er eine gekrümmte Wurzel und wollte sich aus der Grube hinausziehen.
    »Man sollte das wieder in Ordnung bringen.«
    Aurox erstarrte, als die Stimme zu ihm hinabdrang. Er erkannte sie. Rephaim. Grandma hatte ihm die Wahrheit gesagt – der Junge lebte.
    Die Schwere, die Aurox niederzudrücken schien, hob sich ein wenig. Ein Tod, den er sich nicht zur Last legen musste.
    Er blieb ganz still und versuchte, zu hören, mit wem Rephaim sprach. Weder Wut noch Kampfbereitschaft gingen von diesem aus. Wenn Rephaim geahnt hätte, dass Aurox sich so nah versteckte, wäre er doch sicherlich von Rachegelüsten erfüllt gewesen, oder?
    Die Zeit schien unendlich langsam zu vergehen. Der Wind frischte auf. Aurox hörte ihn in den trockenen Blättern des zerborstenen Baumes rascheln. Mit der kühlen Luft vermochte er einige Worte zu erhaschen: zusammen … Baum … Rote konnte heilen … Immer nur Rephaims Stimme, fern jeder Bösartigkeit, als denke er nur laut nach. Und dann trug die Brise ihm das Gebet des Jungen zu.
    »Göttin, ich weiß, dass du mir meine Vergangenheit vergeben hast, und dafür werde ich dir ewig dankbar sein. Aber könntest du mich vielleicht auch lehren, mir selbst zu vergeben?«
    Aurox wagte kaum, zu atmen. Rephaim bat seine Göttin um Hilfe dabei, sich selbst zu vergeben? Warum?
    Er rieb sich den schmerzenden Kopf und dachte intensiv nach. Seine Priesterin hatte selten mit ihm gesprochen, außer ihm zu befehlen, finstere Taten zu begehen. Aber sie hatte in seiner Gegenwart mit sich selbst oder anderen gesprochen, als hätte er nicht die Fähigkeit, sie zu hören oder sich eigene Gedanken zu machen. Was wusste er über Rephaim? Dass er der Sohn des Unsterblichen Kalona war. Dass er dazu verflucht war, bei Nacht ein Junge und bei Tag ein Rabe zu sein.
    Verflucht?
    Gerade hatte er Rephaim beten gehört, und in dem Gebet hatte er gesagt, Nyx habe ihm vergeben. Eine Göttin würde doch nicht im selben Atemzug vergeben und verfluchen!
    Da fiel Aurox plötzlich der Rabe ein, der ihn verspottet und einen solchen Lärm gemacht hatte, dass er schließlich in diese Grube gefallen war.
    Konnte das Rephaim gewesen

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