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Verloren: House of Night 10 (German Edition)

Verloren: House of Night 10 (German Edition)

Titel: Verloren: House of Night 10 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
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geheiligtes Opfer.«
    »Du wagst es, die Finsternis als heilig zu bezeichnen?«, rief ein Ratsmitglied namens Aletheia.
    »Aletheia – oder Wahrheit, wie man in einer Sprache sagen würde, die nicht tot ist –, ich möchte dir eine Kleinigkeit über dich selbst mitteilen. Die Wahrheit ist, dass ich unsterblich bin. In den bislang zweihundert Jahren meines Lebens habe ich mehr Macht erlangt, als es euch allen in den vergangenen Jahrhunderten gelungen ist. Es ist die Wahrheit , dass in weiteren zweihundert Jahren die meisten von euch zu Staub zerfallen sein werden, ich aber noch immer so jung, schön und mächtig sein werde wie jetzt – eine Göttin. Wenn ich beschließe, einen Menschen zu opfern, egal zu welchem Zweck, so ist das ein Sakrament und keine Sünde!«
    »Neferet, ist die Finsternis dein Gefährte?«, durchbrach Duantia die Stille nach ihrem Ausbruch.
    Neferet lächelte höhnisch. »Beschwört den weißen Stier der Finsternis doch selbst und fragt ihn. Falls ihr es wagt.«
    »Hoher Rat, wie lautet Euer Urteil?«, fragte Duantia. Sie ließ Neferet nicht aus den Augen, während die Ratsmitglieder eines nach dem anderen aufstanden und ausnahmslos denselben Satz sprachen. »Sie sei verstoßen!«
    Als Letzte stand Duantia auf. »Sie sei verstoßen!«, sagte sie fest. »Von diesem Tage an wirst du nicht mehr als Hohepriesterin der Nyx gelten. Du wirst nicht einmal mehr als Vampyr gelten. Von diesem Tage an betrachten wir dich als tot.« Wie auf Kommando wandten alle Mitglieder des Hohen Rates Neferet den Rücken zu, und dann erklang aus dem Computer das Signal Gespräch beendet , und der Bildschirm wurde dunkel.
    Neferet starrte auf die schwarze Fläche. Schwer atmend versuchte sie, ihres inneren Aufruhrs Herr zu werden. Der Hohe Rat hatte sie verstoßen!
    »Widerliche alte Hexen!«, fluchte sie. Zu früh! Natürlich hatte Neferet vorgehabt, mit dem Hohen Rat zu brechen, aber vorher hatte sie noch Zwietracht säen wollen, damit die Mitglieder des Rates sich gegenseitig an die Kehle gingen und zu beschäftigt mit ihren eigenen Problemen wären, um der Welt außerhalb ihrer idyllischen kleinen Insel Aufmerksamkeit zu zollen, die sie, Neferet, währenddessen nach ihren Wünschen gestalten würde. »Damals hätte ich es fast geschafft – als Kalona noch an meiner Seite war und sich als Erebos ausgab. Aber Zoey hat alles ruiniert, als sie mich zwang, ihn als Betrüger zu entlarven.« Unfähig, ihre Wut und Enttäuschung zu mindern, eilte Neferet hinaus auf die Terrasse. Ihre Stiletto-Absätze knirschten über das zerbrochene Glas. Draußen presste sie die Hände gegen den kühlen Stein der Balustrade. »Nur wegen Zoey wurde Thanatos nach Tulsa gesandt, um mich auszuspionieren. Und Zoeys Mutter war ein schwaches, minderwertiges Opfer. Hätte Aurox keine Fehler begangen, dann wäre das Enthüllungsritual durch Rephaims Tod unterbrochen worden. Und jetzt hat mich der Hohe Rat verstoßen, und die Menschen in Tulsa halten mich für eine zahnlose, gefügige Verbündete.« Die Arme zum Himmel erhoben, schrie Neferet ihren Zorn hinaus. »Zoey Redbird wird dafür bezahlen, was sie angerichtet hat!«
    Mit beiden Händen riss sie ihr Seidenkleid auseinander. Nackt, mit ausgestreckten Armen und zurückgelegtem Kopf, bot sie sich der Nacht dar. Ihr Haar umwogte sie wie ein dunkler Schleier. »Komm zu mir, Finsternis!« Sie wappnete sich, war bereit für den schmerzhaften Genuss, den die eisige Berührung ihres weißen Stiers verursachen würde.
    Nichts.
    Nichts rührte sich in der Nacht außer den rastlosen, finsteren Ranken, die zu ihren ständigen Gefährten geworden waren.
    »Mein Gebieter! Komm zu mir! Ich brauche dich!«
    »Dein Ruf überrascht mich nicht, meine Herzlose.«
    Wie immer hörte Neferet ihn in ihrem Kopf, doch seine ehrfurchtgebietende Präsenz war nicht zu spüren. Sie ließ die Arme sinken, drehte sich um, spähte nach ihm aus. »Mein Gebieter, ich kann dich nicht sehen.«
    »Du willst etwas von mir.«
    Sie ließ sich die Verwirrung darüber, dass er ihr nicht erschien, nicht anmerken. Stattdessen gab sie ihm mit verführerischer Stimme Antwort. »Was ich will, bist du, mein Gebieter.«
    Noch im selben Moment löste sich der dickste der schlangenartigen Diener der Finsternis aus dem Knäuel, das um ihre Knöchel streifte. Wie eine Peitschenschnur wickelte er sich um ihr Handgelenk, schnitt durch ihre Haut und erschuf so einen perfekten scharlachroten Ring. Die übrigen Fühler wanden sich an ihren

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