Verloren: House of Night 10 (German Edition)
hart«, sagte ich.
»Find ich auch«, bestätigte Stevie Rae. »Aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass es stimmt.«
»Meines auch«, ließ sich Damien vernehmen, der von hinten zu uns getreten war. Er hatte noch ganz rote Wangen und winkte dem Fox-Van fröhlich nach, als dieser wegfuhr, aber dann sah er wieder zu Erin hinüber. »Und mein Bauchgefühl sagt mir noch etwas.«
»Dass du und Mister Fox sich vorgenommen haben, die Beziehungen zwischen Menschen und Vampyren besonders gründlich auszubauen?«, fragte Aphrodite mit wissenschaftlicher Nüchternheit.
» Das geht dich überhaupt nichts an«, sagte er und wechselte elegant das Thema: »Außerdem solltest du mir zuhören, Aphrodite. Was ich jetzt sagen werde, wird deine Welt in den Grundfesten erschüttern.«
»Das ist aber mal ein altes Sprichwort«, bemerkte sie.
»Aber darum nicht weniger gültig. Du hast gerade in verständliche Worte gefasst, was Shaylin gesagt hat. Das heißt, du hast als Orakel fungiert.«
Aphrodite sah richtig beleidigt aus. »Ich bin doch kein Scheiß-Orakel. Ich bin eine Prophetin.«
»Orakel – Prophetin.« Damien streckte erst eine Hand, dann die zweite mit den Handflächen nach oben aus, als wollte er etwas abwiegen. »Ich sehe da keinen Unterschied. Denk an die Geschichte, Prophetin . Sibylle, Delphi, Kassandra! Klingelt da nicht was?«
»Nein. Kein bisschen. Ich versuche, nicht zu viel zu lesen.«
»Wenn ich du wäre, würde ich schleunigst damit anfangen. Das sind nur die Top 3 der vielen, die mein hochgebildetes Gedächtnis bereithält. Manchmal werden sie als Orakel bezeichnet – manchmal als Prophetinnen. Ändert am Kern der Sache aber nichts.«
»Gibt’s im Internet eine Kurzversion?« Aphrodite bemühte sich, abfällig zu klingen, aber aus ihrem Gesicht war alle Farbe gewichen, und ihre Augen waren riesig und von noch viel intensiverem Topasblau als sonst. Sie wirkte verunsichert. Total verunsichert.
»Okay, wir haben’s kapiert. Hey, bravo uns allen!«, unterbrach ich in leichtem Ton. Als die anderen mich anstarrten, versuchte ich, es zu erklären: »Thanatos meinte doch, wir sollten unsere Gaben bewusst anwenden. Ich würde sagen, für das gerade eben gibt es Bonuspunkte. Wie sieht’s aus, wollen wir jetzt in den Bus steigen, zurück in die Tunnel fahren und uns ein paar Folgen Fringe reinziehen?«
» Fringe? Ich bin dabei.« Shaylin machte sich auf den Weg zum Bus.
»Ich mag Walter«, bemerkte Aphrodite. »Erinnert mich ein bisschen an meinen Opa. Na ja, außer dass er etwas schlauer ist und nicht besoffen und soziopathisch, sondern high und durchgeknallt. Aber beide sind irgendwie sympathisch.«
»Was, du hast ’nen Opa – und du magst ihn?«, entfuhr es Stevie Rae, bevor ich die Frage stellen konnte.
»Natürlich habe ich einen Opa. Schon mal was von Biologie gehört?« Sie zuckte mit den Schultern. »Aber egal. Meine Familie kann man nicht kapieren. Dann folgen wir doch mal dem da zum Bus.« Und sie folgte Shaylin.
Stevie Rae, Damien und ich blieben allein zurück.
»Banane«, war alles, was mir dazu einfiel.
Damien nickte. »Du sagst es.«
»Na gut. Glaubt ihr, alle anderen sind schon im Bus?«, fragte ich.
»Ich denk schon. Rephaim auf jeden Fall, und überhaupt ist es ja nich mehr lange bis Sonnenaufgang. Ich glaub nich, dass er schon mal Fringe gesehen hat, aber ich denk, es müsste ihm gefallen. Und mit ihm kuscheln und DVDs schauen klingt jetzt total gut, sogar wenn Aphrodite-Banane dabei ist.« Sie grinste mich an. »Bestellen wir Pizza von Andolini’s?«
»Absolut«, sagte ich.
»Hrmm«, räusperte sich Damien sehr betont.
»Was denn?«, fragte ich.
»Was meint ihr, äh, fändet ihr es sehr schlimm, wenn ich mich mit jemandem auf einen Kaffee treffen würde? Später. Heute noch. Im Coffee House an der Cherry Street?«
Ich sah auf mein Handy. »Haben die denn noch offen?« Himmel, es war fast vier Uhr morgens.
»Sie haben seit kurzem durchgehend auf. Wegen des Eissturms hatten sie riesige Verluste, und sie versuchen das wettzumachen, indem sie, na ja, die nächtliche Kundschaft für sich erschließen.«
»Ehrlich? Die haben extra unseretwegen offen? Bisher haben sie immer um elf dichtgemacht!« Ich konnte mich noch wahnsinnig gut an die tollen Sandwiches und die wunderschönen Bilder hiesiger Künstler erinnern, die sie immer ausstellten.
»Jetzt nicht mehr«, sagte er fröhlich.
»Wow, klasse. Ich mein, ich war da noch nie, aber es ist einfach super, dass ’n Café hier
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