Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition)
Er war vermutlich verzweifelt gewesen – verzweifelt bemüht, einen Erben zu zeugen, um den Jungen aus der Erbfolge zu verdrängen, den er nicht mehr nur verabscheute, sondern abgrundtief hasste. Um die doppelte Gewissheit zu haben, dass Gareth ihn niemals beerben würde können, hatte Warneham ihn loswerden müssen, sodass er weder überleben noch England jemals wiedersehen würde. Aber er hatte überlebt.
Und diese Frau ... guter Gott. Sie war noch schöner, als der erste Eindruck es hatte ahnen lassen. Und jung – er schätzte sie auf knapp dreißig, was sicherlich jung genug war, um einem verbitterten alten Mann ein Kind zu gebären. Doch falls sie Kinder von Warneham zur Welt gebracht hatte, mussten es Töchter sein, ansonsten würde Gareth jetzt nicht vor ihr stehen, und sie würde nicht höflich in den Garten hinausschauen, um nicht Zeugin seiner Verlegenheit zu werden. Er musste sich das nicht antun.
»Gestattet mir, Euch mein Beileid zu Eurem Verlust auszusprechen«, sagte er barsch. »Wie Ihr zweifellos mitbekommen habt, standen mein Cousin und ich in keinerlei Kontakt, deshalb weiß ich nicht, ob –«
»Ich weiß nichts über die persönlichen Angelegenheiten meines verstorbenen Mannes«, unterbrach sie ihn. »Und ganz gewiss müsst Ihr mir diese jetzt nicht darlegen.«
»Wie bitte?«
Sie sah ihn mit offensichtlicher Ungeduld an. »Unsere Ehe war nur kurz, Euer Gnaden«, erwiderte sie. »Und sie war arrangiert – zu einem einzigen Zweck. Mein Mann war an meinen persönlichen Angelegenheiten nicht interessiert und ich nicht an seinen.«
Sie hätte die Konversation nicht eindeutiger beenden können, hätte sie ihn mit der Klinge eines Korsaren erstochen. Einen Moment lang starrte Gareth sie verblüfft an. Sie schien ein Rätsel zu sein; zerbrechlich anzusehen wie chinesisches Porzellan, aber kalt und berechnend in ihrem Herzen. Eine Porzellanprinzessin, arrogant und majestätisch.
»Sagt, Ma’am«, fragte er schließlich, »gibt es in diesem Haus irgendjemanden, der mich nicht ablehnt? Irgendjemanden, der mich nicht zum Teufel wünscht?«
Sie zog die fein geschwungenen Augenbrauen hoch. »Ich versichere Euch, dass ich nicht die leiseste Ahnung habe. Aber ich wünsche Euch nichts Schlechtes, Euer Gnaden. Ich wünsche nur, mein Leben so fortzuführen, wie es ist. Ich wünsche mir ... meine Freiheit. Das ist alles.«
»Eure Freiheit?«, wiederholte er. »Ich verstehe. Und ich habe Euch warten lassen.«
»Das Schicksal hat mich warten lassen«, korrigierte ihn die Duchess. »Und da wir gerade vom Warten sprechen, Euer Gnaden, darf ich Euch bitten, die Dienerschaft freundlicherweise nicht erneut dadurch zu erniedrigen, dass Ihr sie im Regen warten lasst? Mrs. Musbury hat eine schwache Lunge.«
»Glaubt mir, ich habe kein Interesse an Pomp oder irgendeinem Zeremoniell«, entgegnete Gareth und runzelte die Stirn. »Es muss Coggins’ Idee gewesen sein, alle in Reih und Glied antreten zu lassen.«
Kaum merklich hob sie das Kinn noch etwas höher. »Und dennoch habt Ihr sie auf der Treppe stehen lassen.«
»Was hätte ich denn tun sollen?«, fauchte er gereizt. »An ihnen vorbeigehen, als wären sie Luft? Das wäre erniedrigend gewesen, Ma’am. Es hätte ausgesehen, als wäre ihre Anstellung für mich belanglos – und wärt Ihr jemals angestellt gewesen, Ma’am, dann wüsstet Ihr, dass das die grausamste Behandlung von allen sein kann.«
Was noch an Farbe in ihrem Gesicht gewesen war, verblasste, und ein Ausdruck von Schuld zeigte sich in ihrer Miene. »Ich bitte um Verzeihung«, sagte sie ruhig. »Meine Bemerkung war unpassend.«
»Nein, nicht unpassend, sie war falsch«, entgegnete er gereizt. »Aber von mir aus könnt Ihr sagen, was Ihr wollt und was Euch gefällt. Und weil wir gerade dabei sind, uns darüber auseinanderzusetzen, Ma’am, lasst mich Euch eine weitere unmissverständliche Anweisung geben: Ihr werdet sofort wieder Eure Zimmer im Südflügel beziehen.«
Sie sog erschrocken Luft ein. »Ich glaube kaum, dass das reputierlich wäre, Euer Gnaden.«
»Reputierlich?«, wiederholte er, für einen Moment verwirrt. »Oh, um Himmels willen, Frau! Ich werde eine andere Suite bewohnen.«
Ihr Unbehagen verwandelte sich in Bestürzung. »Nun, ich bin nicht sicher, ob das nicht ebenso unschicklich ist.«
»Eine Auffassung, die ich ab sofort ignorieren werde«, erklärte er. »Deswegen habe ich auch das Wort unmissverständlich gewählt, versteht Ihr?«
»Du meine Güte«, sagte die
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