Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition)
Duchess ruhig. »Ihr seid in der Tat Warnehams Cousin, nicht wahr?«
»Ja, und wie schade, dass er keinen anderen hatte«, entgegnete Gareth.
Sie sah ihn neugierig, aber ohne Zorn an. »Was soll das heißen?«
»Vergesst es«, erwiderte er. »Und verzeiht mir.« Gareth räusperte sich ein wenig heftig und erkannte dann mit einem weiteren Anflug von Unbehagen, dass er ihr keinen Platz angeboten hatte. Dies war schließlich jetzt sein Haus, nicht ihres. Ihr musste der Fauxpas sofort aufgefallen sein.
Mit einer Geste deutete er auf zwei Stühle am Fenster. »Ich sehe, Ihr habt eine Vorliebe für diesen besonderen Ausblick auf den Garten«, sagte er einlenkend. »Wir haben einen schlechten Beginn unserer Bekanntschaft erwischt. Wollt Ihr Euch nicht setzen, Ma’am?«
Die Duchess erkannte den Befehl hinter seinen Worten, so ruhig er sie auch ausgesprochen hatte. Sie ging zum Fenster, ihr Rücken starr unter der dunkelvioletten Seide. In fast majestätischer Art und Weise nahm sie Platz und ordnete ihre Röcke.
Gareth zwang seinen Blick von ihr fort und genoss die herrliche Aussicht, die sich ihm jenseits der Fenster bot; grüne, perfekt gestutzte Buchsbaumhecken, gekieste Wege, die zweifellos jeden Morgen mit einem Kamm geharkt wurden, sowie ein prunkvoller Springbrunnen, der seine Wasserfontänen zehn Fuß hoch in die Luft spie. Den »Fischbrunnen« hatten Cyril und er ihn damals genannt, weil das Wasser aus den Mäulern mythischer Fabelwesen sprudelte, die um die Statue Poseidons gruppiert waren. Sie hatten es geliebt, an warmen Sommertagen im Brunnen zu spielen.
Die Erinnerung daran machte Gareth nur allzu deutlich, dass all dies hier nicht ihm, sondern Cyril gehören sollte. Er war hier hineingeboren, darauf vorbereitet worden. Hatte darauf gewartet . Gareth hingegen nicht, nicht einmal in seinen wildesten Träumen. Jetzt nahm er auf dem Stuhl gegenüber der Duchess Platz und zwang sich, sie wieder anzusehen. Dieses Mal begegneten sich ihre Blicke, und ihm stockte für einen Moment der Atem. Aber das war Unsinn. Er kannte sie nicht, und sie hatte ganz offensichtlich nicht den Wunsch, ihn kennenzulernen.
»Was sind Eure Pläne für die Zukunft, Ma’am?«, fragte er hölzern. »Und wie kann ich Euch darin unterstützen?«
»Ich habe bis jetzt noch keine Pläne gemacht«, entgegnete sie. »Mr. Cavendish sagte, ich könne das nicht, ehe um Eure Erlaubnis ersucht worden sei.«
»Meine Erlaubnis?« Ungeduldig klopfte Gareth mit dem Rand der Dokumentenmappe auf seinen Oberschenkel. »Nicht um meinen Rat? Oder meinen Beistand vielleicht? Als Witwe habt Ihr doch Rechte, nicht wahr?«
»Mir wurde ein Zwanzigstel der Einkünfte der herzoglichen Besitzungen garantiert«, erwiderte sie. »Ich werde also nicht verhungern.«
»Ein Zwangzigstel? « Gareth sah sie ungläubig an. »Großer Gott, was hat Euch veranlasst, einer solchen Klausel zuzustimmen?«
Wieder hob sie die sanft geschwungenen Augenbrauen. »Ihr müsst in der Tat viele Jahre im Ausland verbracht haben, Euer Gnaden. England ist noch immer eine patriarchale Gesellschaft.«
Sie hatte natürlich recht. Gareth war zu sehr an Xanthias Unabhängigkeit gewöhnt. Die meisten Frauen genossen nicht das Privileg, ihr Leben nach ihrem Willen zu gestalten.
»Mein Vater hat den Ehevertrag ausgehandelt«, fuhr die Duchess fort. »Ich kannte keine Einzelheiten, bis die Anwälte mich nach der Beisetzung darüber informierten. Cavendish hat Euch vermutlich eine Kopie übergeben. Von einem Zwanzigstel der Einkünfte Selsdons könnte gut und gern eine zehnköpfige Familie bescheiden leben. Wie ich bereits sagte, Euer Gnaden, ich werde nicht verhungern.«
»Euer Vater war entweder ein Narr, oder er hatte es verdammt eilig, Euch unter die Haube zu bringen«, stieß Gareth hervor, während er die Papiere durchblätterte. »Das englische Recht würde Euch ein Drittel zusprechen, oder nicht?«
Als sie nicht antwortete, hob er den Kopf und sah sie an. Ein verletzter Ausdruck lag auf ihrem Gesicht, das wieder blasser geworden war. Gareth fühlte sich elend.
»Es tut mir leid«, sagte er linkisch. »Meine Bemerkung war in Anbetracht Eures Kummers unangebracht.«
Aber eigentlich sah sie nicht wie von Kummer gezeichnet aus. Eher ... nun, einfach verletzt. Doch die Farbe kehrte rasch in ihre Wangen zurück. Sie straffte die Schultern und sagte: »Es war ein sehr sorgsam ausgehandelter Ehevertrag, Euer Gnaden. Mein Vater war der Meinung, ich sollte schon allein für Warnehams
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