Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition)
Antrag dankbar sein, waren meine Aussichten doch sehr eingeschränkt.«
Was für einen Unsinn sie da redete. Die Duchess war die Art von Frau, die ziemlich sicher davon ausgehen konnte, dass die Männer ihr zu Füßen lagen. »Sehr eingeschränkt?«, wiederholte er.
»Oh, Ihr müsst kein Mitleid mit mir haben, Euer Gnaden«, entgegnete sie kühl. »Ich hatte alles, was sich der verstorbene Duke von einer Braut wünschte.«
Gareth räusperte sich, bevor er weitersprach. »Als Herzoginwitwe, Ma’am, solltet Ihr das Recht haben, in Eurem Zuhause wohnen zu bleiben. Niemand erwartet von Euch, es zu verlassen. Meine Besuche hier werden so selten wie notwendig sein, sodass wir einander kaum ins Gehege kommen werden.«
Sie schien etwas wie Erleichterung zu verspüren. Gareth bemerkte, dass ihre Schultern um ein winziges Maß hinabsanken. »Danke«, sagte sie rau. »Ich ... ich danke Euch, Euer Gnaden. Aber ich bin nicht ganz sicher –«
»Ob Ihr hierzubleiben wünscht?«, ergänzte er. »Ja, das Haus ist ein schreckliches altes Mausoleum, trotz seiner Grandezza. Was ist mit Eurer Familie? Eurem Vater?«
»Nein«, sagte sie rasch, »er ... er ist zurzeit auf Reisen.«
Etwas an ihrer Antwort warnte ihn, diesen Punkt zu vertiefen. »Habt Ihr Kinder, Ma’am?«, fragte er stattdessen. »Eine Tochter vielleicht?«
Ihr Blick richtete sich auf ihn, und für einen Moment sah er etwas Raues und Schmerzliches in ihren Augen. »Nein, Euer Gnaden«, erwiderte sie ruhig. »Ich habe keine Kinder.«
Guter Gott, gab es denn kein unverfängliches Thema, über das er mit dieser Frau reden konnte? »Was denkt Cavendish, was Ihr tun solltet?«
Sie verschränkte die Hände auf ihrem Schoß. »Er rät mir, mich nach Knollwood Manor zurückzuziehen – das ist das Witwenhaus – und ein ruhiges Leben zu führen, fernab der neugierigen Augen der Gesellschaft. Er glaubt, das wäre ... unter diesen Umständen das Beste für mich.«
Das Witwenhaus? Gareth zuckte innerlich zusammen, gab sich aber nach außen unbeeindruckt. »Ihr seid viel zu jung, um ein ruhiges Leben zu führen – es sei denn, Ihr wünscht es selbst«, sagte er. »Entschuldigt meine Unwissenheit, aber haben wir nicht ein Haus in London?«
Sie nickte. »In der Bruton Street. Es ist im Moment vermietet.«
»Dann werden wir den Mietvertrag lösen.«
»Ihr seid sehr freundlich«, sagte sie wieder. »Aber ich kann nicht nach London zurückgehen. Und ich bin nicht sicher, dass jene Art des Lebens zu mir passt. Ich bin mir wirklich ... nicht sicher.«
Aber er war es. Sie war jung und atemberaubend schön. Sie hatte ihr ganzes Leben noch vor sich. Auch wenn ihr kein großes Einkommen zur Verfügung stand, so hätte sie doch allein schon wegen ihres Aussehens jede Chance, wieder zu heiraten, wenn die Gerüchte über Warnehams Tod verstummt waren. Es sei denn, es gab etwas, das sie ihm verschwieg.
Vielleicht besaß sie eine skandalöse Vergangenheit? Er sah sie an, während er darüber nachdachte. Nein. Wahrscheinlicher war, dass sie ›beschädigte Ware‹ war – beschädigt auf eine Art und Weise, die nicht sofort ersichtlich war. Und würden die Gerüchte wirklich jemals verstummen? Warneham war immerhin bereits seit fast einem Jahr tot. Vielleicht also würden sie nie aufhören. Die Gesellschaft war schnell dabei zu reden, aber langsam, wenn es ums Vergeben ging. Nun denn. Sie alle hatten ihr Kreuz zu tragen, oder nicht? Die Vergangenheit der Duchess ging ihn nichts an. Genauso wenig wie sie die seine.
Rasch sah Gareth die Dokumente durch, um herauszufinden, ob es Informationen über die Vermietung des Hauses in der Bruton Street gab, fand aber nichts. Er schaute die Duchess an. »Nun, wir müssen das nicht überstürzt entscheiden, Ma’am«, sagte er. »Ihr könnt jedenfalls auf Selsdon Court bleiben, so lange Ihr es wünscht. Aber solltet Ihr tatsächlich Knollwood vorziehen ... dann, nun, ich denke, wir können darüber nachdenken.«
Sie richtete den Blick auf den Teppich. »Mir wurde erzählt, dass Knollwood in einem schrecklichen Zustand ist«, erwiderte sie. »Cavendish meinte, es würde eine große Geldsumme verschlingen, es instand zu setzen. Ich glaube, es wurde vor einigen Jahren aufgegeben.«
Er fühlte, wie sein Kinn sich anspannte. »Das wurde es in der Tat«, sagte er. »Ihr müsst wissen, dass ich dort als Junge gewohnt habe. Schon damals war es eine heruntergekommene, verfallene Katastrophe.«
Ihr Kopf fuhr hoch. »Ich ... das wusste ich nicht«,
Weitere Kostenlose Bücher