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Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition)

Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Carlyle
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das Erbe starren würde, das ihm so unverhofft in den Schoß gefallen war. Doch sie hatte nicht erwartet, dass er so jung aussah, und stattdessen angenommen, dass die Jahre, die er in der Marine und in den Kolonien verbracht hatte, den Lack abgerieben hätten, der ihm von seinem kurzen Leben auf Selsdon geblieben war. Aber er war ganz und gar nicht so. Er hatte etwas an sich, das sehr viel gefährlicher war.
    »Ja, Nellie, der neue Duke hat all das gesagt, was angemessen war«, erwiderte Antonia schließlich. »Ich schätze ihn nicht als besonders warmherzig ein, aber ich habe die Hoffnung, dass er gerecht ist.«
    Nellie berührte sie leicht am Arm. »Aber er war arrogant, sagtet Ihr?«
    »Schon ...« Antonia war unschlüssig, wie sie ihn beschreiben sollte. »Vielleicht liegt ihm die Abstammung wirklich im Blut. Ich glaube, er wäre selbst dann ein Herr geworden, wenn er in einem Kuhstall aufgewachsen wäre.«
    »Nun, wir wissen ja nicht, wo er groß geworden ist, nicht wahr, Ma’am?«, sagte Nellie argwöhnisch. »Nur, was im Dienstbotentrakt geredet wird: dass er seinen kleinen Cousin getötet und dem alten Duke das Herz gebrochen hat. Nicht, dass ich je gemerkt hätte, dass er eines besaß.«
    »Das reicht, Nellie«, ermahnte Antonia sie sanft. »Übrigens sagte er mir, er habe als Kind in Knollwood gewohnt. Hast du je davon gehört?«
    »Nein, Ma’am.« Die Zofe hatte wieder damit begonnen die Strümpfe zusammenzulegen. »Nur, dass er hier aufgewachsen ist.«
    »Aber Knollwood ist nicht ganz das Gleiche, nicht wahr?«, sagte Antonia nachdenklich. »Was erzählt man sich in der Dienerschaft sonst noch über ihn, Nellie?«
    »Nicht viel«, berichtete Nellie. »Einige meinen, es sei sehr freundlich vom neuen Duke gewesen, dass er sich die Zeit genommen hat, jeden kennenzulernen, auch als es zu regnen anfing. Manche haben wohlwollende Bemerkungen über seine offene Art gemacht. Aber ein oder zwei sagen auch, dass sie es sich nicht vorstellen können, für ihn zu arbeiten. Für sie ist er ein emporgekommenes Stück von – nun ja, was soll’s.«
    Antonia warf ihr einen Blick zu. »Ja, was soll’s, in der der Tat.«
    Nellie zuckte mit den Schultern. »Metcaff sagt, man erzählt sich, der neue Herr habe etwas mit dem Tod des alten Dukes zu tun.«
    »Der Einzige, der so etwas erzählt, ist Metcaff selbst«, entgegnete Antonia. »Er soll seine Zunge im Zaum halten. Du wirst dich erinnern, dass ich diese heimtückische Tat begangen hatte, bis das neue Gerücht in die Welt gesetzt wurde.«
    »Niemand glaubt das ernsthaft, Ma’am«, sagte Nellie, doch Antonia wusste, dass die Zofe nur nett sein wollte. »Wie dem auch sei, Metcaff sagt, er denke daran zu kündigen.«
    »Tatsächlich?«, fragte Antonia ungläubig. »Und um was zu tun?«
    »Das kann ich nicht sagen, Ma’am«, erwiderte die Zofe. »Aber er ist dabei, auch andere Angestellte zum Gehen zu überreden.«
    »Dann werden sie alle verhungern«, erwiderte Antonia scharf. »Die Menschen in London sind jetzt schon ohne Nahrungsmittel, und dieser Regen wird noch die gesamte Ernte ruinieren. Sie sollten lieber dankbar sein, überhaupt eine Anstellung zu haben.«
    Nellie schwieg für einen Moment. »Verzeihung, Ma’am, aber geht es Euch wirklich gut?«
    »Ja, Nellie, das tut es.« Antonia wandte sich vom Fenster ab. »Warum fragst du?«
    Nellie zuckte nur mit einer ihrer Schultern. »Ihr scheint in einer seltsamen Stimmung zu sein, Ma’am. Und Eure Gesichtsfarbe ... aber vergesst es. Wenn es Euch wirklich gut geht, dann –«
    »Es geht mir gut.«
    »– dann sollte ich jetzt packen gehen, wie Ihr gesagt habt.«
    »Danke.« Antonia blickte wieder aus dem Fenster. »Aber sei so gut, zuerst mein Kleid für das Abendessen herauszulegen.«
    Nellie öffnete die Tür zum Ankleidezimmer. »Welches wollt Ihr tragen, Ma’am?«
    »Such eines aus«, sagte Antonia, indem sie ihr verschwommenes Spiegelbild in der Fensterscheibe musterte. Nellie hatte recht. Sie sah nicht aus wie sonst. Sie hatte gerötete Wangen und einen ihr kaum bekannten Gesichtsausdruck.
    »Nellie«, fügte sie unvermittelt hinzu, »leg bitte etwas Farbiges heraus. Vielleicht das dunkelblaue Kleid aus Jacquardsatin? Oder ist es noch zu früh dafür?«
    »Natürlich nicht, Ma’am.« Nellie nahm das Kleid und schüttelte es aus. »Der neue Duke ist gekommen. Es ist Eure Pflicht, ihn entsprechend gekleidet willkommen zu heißen.«
    »Ich denke, du hast recht.« Geistesabwesend hob Antonia die Hand und

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