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Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition)

Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Carlyle
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drängte sich vor. »Lass das, Will«, sagte er und schnappte sich den Ball. »Wir spielen nicht mit Juden.«
    Gabriel ließ die Arme sinken.
    Der große Junge tänzelte zurück auf den Rasen und grinste höhnisch. »Was ist?«, sagte er. »Du willst den Ball haben? Du willst ihn wirklich? Dann hier – fang!« Er ließ den Ball fallen, holte weit mit dem Fuß aus und trat kräftig zu.
    Der Ball traf Gabriel in den Magen. Der Atem strömte aus seinen Lungen, er fiel zusammengekrümmt ins Gras, und das Dröhnen des Blutes in seinen Ohren übertönte fast – aber nur fast – das laute Gelächter. Zuerst nur das Lachen eines Einzelnen, dann von noch jemandem und noch jemandem, bis schließlich alle Jungen lachten.
    Seine Demütigung war vollkommen, als sein Großvater ihn packte und auf die Füße zerrte. »A broch tsu dir!« Zayde schüttelte die Faust gegen die Jungen. »Geht zurück nach Shoreditch, ihr kleinen Schweine!«
    Noch immer lachend liefen die Jungen davon, während Zayde Gabriels Kleider abklopfte. » Oi vey, Gabriel! Was hast du dir nur dabei gedacht?«
    »Ihr Ball – ich wollte mitspielen.«
    »Eingeshpart!« Sein Großvater seufzte. »Soll ich dir einen Ball kaufen?«
    »Aber ich brauche jemanden, mit dem ich spielen kann.«
    »Dann halte dich an deinesgleichen!« Zayde nahm ihn bei der Hand, und sie gingen über die Wiese zu ihrem Haus. »Sie wollen uns nicht, Gabriel. Wann wirst du das begreifen?«
    In dieser Nacht hatte die Hitze ein Ende, und ein wütender Regensturm öffnete über Surrey seine Schleusen. Beim Zubettgehen begleiteten Gareth das Heulen des Windes und das unaufhörliche Plätschern der überlaufenden Dachrinnen. Ungewöhnlich müde von der Reise – und den Gedanken an die vielen Pflichten, die er zu erfüllen hatte – fiel er sofort in einen tiefen, aber unruhigen Schlaf. Nach Mitternacht erwachte er. Die Laken hatten sich wirr um ihn geschlungen, er war in kaltem Schweiß gebadet und kaum fähig zu atmen. Er fuhr hoch, erschrocken und desorientiert.
    Selsdon Court. Er war auf Selsdon. Der Lichtschein eines Wandleuchters auf dem Gang vor der Tür beleuchtete deren Umrisse. Es war eine breite und massive Tür. Sein Cousin war endlich tot, Gott sei Dank, und es gab kein Schiff und keine Ketten mehr. Dennoch lastete der Traum so schwer wie ein Segel aus feuchtem, zerschlissenem Tuch auf ihm. Er konnte alles wieder riechen, auch den Gestank von dreckigen, ungewaschenen Körpern. Die Saint-Nazaire? Guter Gott. Seit Monaten hatte er nicht mehr von diesem verrotteten alten Seelenverkäufer geträumt.
    Erst jetzt wurde Gareth bewusst, wie sehr er zitterte. Er strich sich durch das wirre Haar und versuchte sich zu beruhigen. Herrgott, was hatte es zu bedeuten, dass er ausgerechnet heute Nacht von seiner verlorenen Jugend träumte?
    Nichts. Es bedeutete nichts. Er war kein Kind mehr. Jetzt konnte er sich wehren. Nichtsdestotrotz brauchte er sofort einen Drink. Am besten einen großzügig bemessenen Schluck Brandy – Rothewells berüchtigtes Allheilmittel gegen alle Übel dieser Welt. Gareth befreite sich aus den Laken, setzte sich auf die Bettkante und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Jenseits der Fenster zuckte ein Blitz, dann noch einer, und Sekunden später grollte der Donner, wenn auch in weiter Ferne.
    Der Brandy stand auf einem Beistelltisch zwischen den Fenstern. Gareth entzündete eine Lampe, zog sich seinen Morgenrock über und schenkte sich ein Glas ein. Dann ein zweites. Als er bei seinem dritten angelangt und wegen seiner Grübeleien zusehends nervöser geworden war, schlug die Ungeduld in Rastlosigkeit um. Er schaute auf die Uhr auf dem Kaminsims. Halb zwei. Warum fühlte er sich hier so fremd, als befände er sich in einem anderen Leben?
    Es war sein Haus . Vermutlich hatte die Rückkehr zu viele Erinnerungen heraufbeschworen. Er musste an seine Großmutter und an Cyril denken. Im Großen und Ganzen hatte er hier eine elende Kindheit verbracht. Doch ihm war so lange nicht bewusst gewesen, dass selbst Elend relativ angenehm sein konnte, bis er in der Hölle gelandet war – auf der Saint-Nazaire .
    Abrupt schüttete Gareth den Rest des Brandys herunter und genoss das Brennen, als der Alkohol ihm durch die Kehle floss. Großer Gott, Rothewell würde lachen, könnte er ihn jetzt sehen, im Dämmerlicht dahockend wie ein furchtsamer Junge und leicht betrunken von einem Bruchteil dessen, was der Baron noch vor dem Frühstück konsumierte.
    Gareth hatte sich nie viel aus

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