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Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition)

Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Carlyle
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gekommen waren, sandten Gareth einen Schauder über den Rücken. »Wollt Ihr damit sagen, dass Ihr offen angeklagt werdet?«
    Sie lächelte schwach. »Angeklagt? Nein. Das wäre zu kompliziert. Es ist viel einfacher, meinen Ruf durch Gerede und versteckte Anspielungen zu zerstören.«
    Gareth hielt ihren Blick fest. »Und habt Ihr ihn getötet?«
    »Nein, Euer Gnaden«, sagte sie leise, »das habe ich nicht. Aber der Schaden ist trotzdem angerichtet.«
    »Vor langer Zeit musste auch ich lernen, welch hässliche, zerstörerische Macht Gerüchte haben können«, entgegnete er. »In diesem Fall schlage ich vor, wir zollen ihnen die Aufmerksamkeit, die sie verdienen – nämlich keine.«
    Aber als er die Duchess an der Tür zurückließ, war er sich ganz und gar nicht sicher, dass sein Vorschlag ein guter gewesen war. Sie strahlte etwas Seltsames und Unerklärliches aus, und aus ihren Augen sprach eine Art Qual. Aber eine Mörderin? Nein, sie war keine, auch wenn er nicht sagen konnte, warum er so davon überzeugt war.
    Doch unglücklicherweise konnte in ihrer Welt – der Welt der guten Gesellschaft – diese Art von Gerüchten Schlimmeres bewirken, als nur den Ruf zu zerstören. Unter diesem Gesichtspunkt verstand er sogar, warum sie es vorziehen könnte, sich an einem einsamen, verfallenen Ort wie Knollwood zu verkriechen, statt in jene Welt zurückzukehren und zu versuchen, sich ein neues Leben aufzubauen.
    Aber nichts davon war sein Problem, richtig? Er war lediglich hierhergekommen, um Selsdon Court unter die Lupe zu nehmen und dafür zu sorgen, dass der Besitz profitabel bewirtschaftet wurde. Er war nicht hier, um die Welt zu retten – noch nicht einmal den kleinen elitären Winkel, den die Duchess sich ausgesucht hatte.
    Als Antonia in ihr Schlafzimmer zurückkehrte, wurde sie bereits an der Tür von Nellie erwartet. »Ihr seid zurück!«, sagte sie so erleichtert, als hätte sie erwartet, ihre Herrin wäre lebendigen Leibes verspeist worden. »Wie war er, Ma’am, der neue Duke?«
    Antonia lächelte grimmig. »Arrogant«, sagte sie, während sie ihren schwarzen Schal auf das Bett warf. »Pack meine Sachen zusammen, Nellie. Wir ziehen um in –«
    »Oh, Ma’am«, jammerte die Zofe. »Er ist also wirklich herzlos!«
    »– die herzogliche Suite«, schloss Antonia den Satz.
    Nellie stand der Mund offen. »Gott steh mir bei!«, brachte sie nach einem Moment heraus. »In Eure alten Zimmer? Die Entscheidung ist richtig und anständig von ihm, wenn ich das so sagen darf.«
    Antonia war zum Fenster gegangen. Es war offensichtlich, dass Nellie mehr über das Zusammentreffen erfahren wollte. Sie schob die langen Gardinen zur Seite und schaute auf den gekiesten Vorplatz hinunter. Unerklärlicherweise widerstrebte es ihr, der Zofe zu gestatten, sie nach ihrer jetzigen Stimmung zu fragen. Sie war sich ja noch nicht einmal sicher, ob sie selbst sie verstand.
    Was war gerade eben im Morgenzimmer passiert? Etwas ... Seltsames. Sie fühlte sich merkwürdig ... lebendig. Es war, als würde sie zittern – oder war erregt vielleicht das bessere Wort? Als wäre etwas in ihr geweckt worden.
    Sie war selbstverständlich davon ausgegangen, den neuen Duke of Warneham nicht zu mögen – nicht, dass es ihr viel ausgemacht hätte. Auf den ersten Blick war er ihr selbstherrlich und arrogant erschienen – eine Einschätzung, die sich durchaus bestätigt hatte. Er hatte mit jedem Zoll den hochmütigen Aristokraten gegeben, in seinem figurbetonten Gehrock und den eng anliegenden Hosen. Und der Blick aus seinen hellen Augen hatte sie nahezu durchbohrt. Sein Kinn war zu streng, seine Nase zu adlerförmig gebogen. Das dichte Haar zu lang. Unerklärlicherweise hatte sie geradezu auf eine Auseinandersetzung mit ihm gebrannt. Normalerweise sah ihr so etwas nicht ähnlich. Ganz und gar nicht. In ihrem Leben gab es nichts mehr, wofür es sich zu streiten lohnte. Oder etwa doch?
    Und dann dieser Temperamentsausbruch! Wie war es dazu gekommen? Sie hatte gegen niemanden mehr ihre Stimme erhoben, seit ... nun, seit sehr langer Zeit nicht mehr. Aber irgendetwas an dem Duke hatte sie provoziert. Er hatte so selbstbewusst gewirkt, sich so offensichtlich wohl dabei gefühlt, seine neue Macht auszuüben. Doch zum Schluss war er zu ihrem Schrecken fast freundlich gewesen. Er hat mir geglaubt, dachte sie.
    Sie hatte erwartet und vermutet, dass er ungeschliffen und von schlechten Manieren sein würde; ein Hinterwäldler, der offenen Mundes dastehen und auf

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