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Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition)

Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Carlyle
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verblüfft. »Ich war nie in der Navy.«
    Als sie sich umwandte, wirbelte der Saum ihres Rockes um ihre Beine. »Oh«, sagte sie. »Ich dachte ... ich dachte, Ihr wärt zum Offizier ausgebildet worden?«
    »Nein.« Er schüttelte den Kopf.
    »Dann muss ich mich wohl geirrt haben.« Ihr Lächeln war schwächer geworden. Sie drehte sich um und spähte in das nächste Schlafzimmer. »Was für ein trauriges, wunderschönes Haus das ist«, murmelte sie. »Spürt Ihr es auch?«
    »Was soll ich spüren?«
    Ihr Blick kehrte zu ihm zurück. »Das Leid«, erklärte sie ruhig. »Man kann es hier überall fühlen.«
    Gareth versuchte nicht mit den Zähnen zu mahlen. Er hatte das Leid und die Traurigkeit aus erster Hand erfahren. Er hatte es gelebt, aber nicht den Wunsch, über die Vergangenheit zu sprechen, besonders nicht mit Antonia. Was immer er auch für seinen toten Cousin empfinden mochte, an nichts von alldem war dessen Witwe schuld. »Seid Ihr hergekommen, um Euch das Haus anzusehen?«, brachte er schließlich heraus. »Ich hätte Euch eingeladen, mich zu begleiten, aber ich befürchtete, dass es nicht sicher genug sein könnte.«
    Das war die Wahrheit, die er aussprechen konnte. Außerdem hatte er den Wunsch gehabt, bei seinem ersten Besuch in Knollwood allein zu sein. Ehrlich gesagt hatte er nicht gewusst, wie es sich anfühlen würde, zurückzukehren. Jetzt jedoch war er seltsam froh über Antonias Anwesenheit.
    »Ich wusste nicht, dass Ihr hier seid.« Antonia war zum Fenster gegangen, von dem aus man über den Rasen vor dem Haus blickte. »Ich bin einfach hergeritten, um mir Knollwood anzuschauen, und als ich sah, dass die Haustür offen stand – nun, ich konnte nicht widerstehen.«
    Er war ihr zum Fenster gefolgt. Ihre Schultern berührten sich, als sie nebeneinanderstanden und aus dem Fenster sahen. Er deutete auf eine Stelle unterhalb der fernen Baumreihe. »Dort drüben sieht man das Dach von Selsdon«, sagte er. »Könnt Ihr es erkennen?«
    »Ja, aber nur schwer«, entgegnete sie. »Und schaut, dort ist die Zehntscheune! Und diese Lücke zwischen den Bäumen – ist das der alte Saumpfad?«
    »Ja, er führt zu den Stallungen von Selsdon hinunter. Als Junge bin ich ihn oft gegangen.«
    »Ich habe es auch einmal versucht«, bekannte sie. »Aber er war zugewuchert.«
    »Ich werde ihn für Euch freischneiden lassen«, versicherte er ihr. »Es wird einige Zeit brauchen, Antonia, aber Knollwood kann wieder ein Zuhause werden. Der Kummer und die Traurigkeit können zusammen mit den morschen Fußböden herausgerissen werden. Glaubt Ihr mir?«
    »Ich glaube Euch«, sagte sie ruhig.
    »Antonia?«
    »Ja?« Sie sah ihn nicht an.
    »Werdet Ihr hier einsam sein? Ich will nicht, dass Ihr das seid.«
    Er stützte die Hände gegen den Fensterrahmen und beugte sich weiter zur Scheibe vor. »Ich weiß es nicht«, sagte sie und starrte durch das schmutzige Glas. »Vielleicht, aber an Einsamkeit ist noch niemand gestorben.«
    Sie hatte recht. Für einen langen Moment schwiegen beide. Eine seltsame, friedliche Stille hüllte sie ein. Gareth zögerte, das Gefühl der Intimität zu zerstören. Schließlich räusperte er sich. »Vorhin auf der Treppe«, sagte er linkisch, »Ihr ... ihr habt mich Gabriel genannt.«
    Sie wandte ihm den Blick zu, ihre Lippen waren erwartungsvoll geöffnet. »Ja, Euer Gnaden«, erwiderte sie. »Es war unangebracht vertraulich. Ich entschuldige mich.«
    Lächelnd schüttelte er den Kopf. »Ihr müsst mich nicht ›Euer Gnaden‹ nennen«, sagte er. »Ich wollte nur sagen, dass ... nun, dass ich seit sehr langer Zeit schon nicht mehr Gabriel genannt worden bin.« Nicht seit der Nacht, in der sie sich im Regen geliebt hatten – und nicht seit vielen Jahren davor.
    »Oh«, sagte sie ruhig, »aber ich habe selten einen anderen Namen gehört, wenn man von Euch redete. Stört es Euch? Soll ich Euch anders nennen?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Nennt mich, wie Ihr möchtet«, entgegnete er. »Aber der Teil – der Gabriel-Teil von mir –, es fühlt sich an, als wäre er vor langer Zeit verloren gegangen, Antonia.«
    »Wie meint Ihr das?«
    »Binnen weniger Monate, nachdem ich diesen Ort verlassen hatte, wusste ich, dass es das Beste war, wenn mich niemals wieder jemand finden könnte. Ich mochte die schwache, ängstliche Person nicht, die aus mir geworden war. Also wurde ich ein anderer.«
    »Ich verstehe«, murmelte sie, aber natürlich verstand sie nicht. Sie konnte es gar nicht verstehen.
    Antonia sah

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