Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition)

Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Carlyle
Vom Netzwerk:
hatte, sondern lehnte ihr Gewicht stattdessen auf das Geländer. Im richtigen Moment ließ sie los und legte ihre Arme um seinen Nacken, während ihr Reithut ihr vom Kopf rutschte und die Treppe hinunterfiel. Gareth schwang sie über das Loch in der Treppe zu sich herüber, ging dann, sich eng an der Wand haltend, die Stufen auf dem Weg hinauf, auf dem er zuvor hinuntergegangen war.
    »Vielen Dank!«, stieß sie aus, als er sie auf dem Treppenabsatz absetzte. »Endlich habe ich wieder festen Boden unter den Füßen!«

Kapitel 9
    I n der kleinen Wohnung über dem Laden des Goldschmieds waren die Vorhänge zugezogen. Die Luft war stickig, in den Zimmern war es totenstill. Gabriel konnte das Stimmengemurmel hören, das von Zeit zu Zeit aus dem Nebenzimmer drang, und wusste, ohne dass er lauschen musste, worüber gesprochen wurde. Er langweilte sich. Und er hatte Angst.
    Obwohl es verboten war, ging Gabriel zum Fenster und öffnete die Vorhänge so weit, dass er sich hinauslehnen konnte. Er stützte die Ellbogen auf den Sims und beobachtete die schwarz gekleideten Diamantenhändler, die auf der Cutler Street entlanggingen. Eine Weile versuchte er sich vorzustellen, wohin sie mit so festen, entschlossenen Schritten unterwegs waren. Als er hinter sich ein Geräusch hörte, fuhr er herum.
    Rabbi Isaacs! Gabriel setzte sich beschämt auf den kleinen Teppich unter dem Fenster.
    »Gabriel, mein Junge«, sagte der Rabbi, »du sitzt nicht bei Rachel?«
    Gabriel verzog das Gesicht. »Ich ... ich war dort, aber dann war ich müde.«
    »Zu müde, um Shiva zu sitzen?« Rabbi Isaacs beugte sich zu Gabriel hinunter und fuhr ihm durchs Haar. »Ah, ja. Ich glaube, ich verstehe.« Er holte den wackligen Lehnstuhl, der neben dem Bett stand, und drehte ihn zu Gabriel herum. »Du hast deinen Spiegel verhängt, Gabriel. Das ist recht so im Angesicht Gottes. Und auch deine Schuhe hast du ausgezogen. Das ist gut, mein Junge.«
    Gabriel schaute auf seine fadenscheinigen Strümpfe. »Ich habe versucht die richtigen Dinge zu tun«, sagte er. »Aber Bubbe weint die ganze Zeit.«
    Rabbi Isaacs nickte. »Shiva ist die Zeit für Tränen«, sagte er ruhig. »Rachels Tränen geben ihr Kraft, Gabriel. Vergiss das niemals.«
    Gabriel verstand das Gesagte nicht, aber weil der Rabbi es von ihm zu erwarten schien, nickte er.
    »Du warst Malachi ein guter Enkelsohn, Gabriel.« Rabbi Isaacs tätschelte ihm den Kopf, bevor er aufstand, um zu gehen. »Ich weiß, dass er stolz auf dich war.«
    Gabriel wartete noch einen Moment, dann kehrte er zurück an das Fenster und zu seinen Ängsten. Er wusste nicht, was er sonst hätte tun können.
    Über den breiten Gang am Treppenabsatz hinweg betrachtete Gareth Antonias blasses Gesicht. Für eine Frau, die soeben einen Beinahe-Absturz erlebt hatte – wenn auch nicht gleich in den Tod, so doch zumindest in eine nasskalte und unangenehme Tiefe –, wirkte sie überraschend gefasst.
    »Seid Ihr in Ordnung?«, fragte er sie. »Nicht verletzt?«
    Sie lächelte und schüttelte den Kopf. »Nein, aber ich muss Euch einen Schrecken eingejagt haben«, sagte sie. »Einen Moment lang befürchtete ich, wir wären dazu bestimmt, gemeinsam in den Keller zu stürzen.«
    Er zuckte zusammen. »Das ist der letzte Ort in diesem Haus, den Ihr aufsuchen solltet, glaubt mir. Er ist die Quelle all dieser Feuchtigkeit.«
    »Du meine Güte!« Plötzliches Erschrecken huschte über ihr Gesicht. »Wie sollen wir jetzt wieder nach unten gelangen?«
    »In den alten Türmen zu beiden Seiten des Hauses gibt es Steintreppen«, sagte er. »Sie sind dunkel, nicht besonders schön und wahrscheinlich unter Spinnweben begraben, aber ich werde Euch vorangehen.«
    »Oh, Ihr seid so freundlich.« Antonia entspannte sich und sah sich um. Gegen das dunkle Grau ihres Reitkostüms schimmerte ihr Gesicht so glatt und blass wie Porzellan, doch heute lag auch eine Spur von Farbe auf ihren Wangen, und ihre Augen strahlten vollkommen klar. »Wie seid Ihr unbeschadet hier heraufgekommen?«
    »Das geschulte Auge eines Seemannes für morsches Holz«, sagte er. »Bei meiner Art der Arbeit muss ich darauf achten.«
    »Im Schifffahrtsgewerbe?«, fragte sie.
    »Ich bin eine Zeit lang zur See gefahren«, sagte er. »Auf einem Schiff lernt man eine Menge von dem, was zum Überleben nötig ist.«
    Antonia war langsam den Gang hinuntergegangen. »Ihr wart in der Navy, nicht wahr?«, sagte sie über die Schulter. »Das muss aufregend gewesen sein.«
    Er folgte ihr ein wenig

Weitere Kostenlose Bücher