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Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition)

Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Carlyle
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wenn alles, was wir lernen, nicht wahr ist? Wenn es nur Lügen sind, um uns ... um uns zu beruhigen? Uns zu beschwichtigen?«
    »Die meisten von uns Menschen glauben an ein Leben nach dem Tod«, sagte er und nahm ihre Hand in seine. »Ich habe mich mit mehr als mit nur einer Religion beschäftigt, und es ist ein recht verbreiteter Glauben.«
    »Wirklich?« Ihre Stimme war tränenerstickt.
    »Ja, und ich glaube ganz fest daran, dass die Schlechten in der Hölle schmoren und alle Kinder in den Himmel kommen. Ich bin mir ganz sicher, dass Eure Beatrice ihren Frieden gefunden hat. Trotzdem ist meine Überzeugung nicht die gleiche wie die Eure. Es ist nichts Falsches an Furcht oder Zweifel, und es ist auch nichts Falsches daran, darüber zu reden.«
    Ihre freie Hand zitterte jetzt stark. »Ich weiß es einfach nicht«, sagte sie. »Manchmal bin ich es so müde zu weinen.«
    Gareth legte die Hand an ihre Wange und drehte ihr Gesicht sanft dem seinen zu. »Ein weiser Rabbi, den ich kannte, hat mir einmal gesagt, dass unsere Tränen uns stärker machen«, sagte er ruhig. »Im Glauben meiner Großeltern ist das Trauern ein heiliger Prozess, den man nicht vorantreiben kann. Wir gedenken unserer Toten an Feiertagen, und am Jahrestag ihres Todes ehren wir sie und erinnern uns an sie.«
    »Wie seltsam das klingt.« Ihre klaren blauen Augen waren weit geöffnet. »Ich dachte, dass jeder der Meinung ist, ich dürfte niemals mehr an sie denken.«
    »Ein guter Jude würde Euch sagen, dass Ihr sogar an sie denken müsst .« Während er sprach, massierte er ihre Hand und zwang sie so, die Faust zu öffnen. »Und über sie sprechen. Man soll sich Zeit nehmen, diese Dinge zu tun, und die Verstorbenen ehren. Wenn Euer Vater Euch etwas anderes gesagt hat, dann hat er sich geirrt.«
    »Es war vor so langer Zeit«, sagte sie, und ihre Stimme klang jetzt ausdruckslos. »Ich sollte mein Leben weiterleben. Menschen verlieren eben ihre Kinder, das ist nichts Ungewöhnliches.«
    »Aber Kinder sind nicht ersetzbar, Antonia«, sagte er zornig. Guter Gott, es war kein Wunder, dass die Frau halb wahnsinnig vor Kummer war. Sie war gezwungen worden, ihre Gefühle in sich zu verschließen. »Niemand sollte ein Kind einfach so wegwerfen. Ich weiß das, mehr als jeder andere. Und wenn Gott ein Kind zu sich nimmt, dann soll man trauern. Dann muss man trauern. Und wenn irgendjemand versucht hat, Euch anderes glauben zu machen, dann sollte derjenige in der Hölle schmoren.«
    »Das ... das habe ich auch manchmal gedacht«, gestand sie. »Aber alle sagen, dass der Tod nur ein Teil des Lebens ist und ich Beatrice vergessen soll – und Eric.«
    »Eric war Euer Mann?« Natürlich wusste er das bereits von Kemble, aber offensichtlich hatte der nichts von Antonias Tochter gewusst.
    »Ja, mein ... mein erster Mann.« Ihre Stimme war nur noch ein Flüstern.
    »Ich bin sicher, Ihr habt ihn sehr geliebt«, sagte Gareth sanft.
    »Zu sehr«, wandte sie heftig ein. »Ich habe ihn zu sehr geliebt. Bis zum Ende – dann nicht mehr.«
    Gareth wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Er drückte ihre Hand. »Warum erzählt Ihr mir nicht etwas von Beatrice?«, schlug er vor.
    Sie sah ihn aus leiderfüllten Augen an und schwieg.
    »Wie alt war sie?«, ermutigte er sie. »Wie sah sie aus? War sie mutig? Schüchtern?«
    Ein verzagtes Lächeln huschte über Antonias Gesicht. »Wagemutig«, flüsterte sie und zog ein Taschentuch aus einer Tasche ihres Reitkostüms. »Sie sah aus wie ich. Wir waren uns sehr ähnlich. Jeder sagte das. Aber ... ich bin nicht mehr ich selbst. Ich bin nicht mehr mutig und erkenne mich kaum wieder. Beatrice war ein wundervolles Kind. Sie ... sie war drei Jahre alt.«
    »Es tut mir sehr leid, Antonia«, sagte er. »Ich kann mir die Größe Eures Verlustes nicht vorstellen, aber es tut mir unendlich leid.«
    Gareth meinte jedes Wort. Er konnte den Schrecken dessen, was sie durchgemacht hatte, nicht begreifen. Er war zwölf gewesen, als das Schicksal ihn von seiner Großmutter getrennt hatte. Er war weggeworfen worden wie Abfall, von niemandem betrauert außer ihr. Rachel Gottfried – eine energische, aber empfindsame Frau – hatte anschließend nur noch zwei Jahre gelebt. Wenn Trauer einer Frau ihrer Stärke und ihres Glaubens den Lebenswillen rauben konnte, dann konnte er auch jeden anderen in die Knie zwingen.
    Und Antonia war nicht einmal gestattet worden zu trauern. Wenn er es richtig verstanden hatte, so hatte ihr Vater nach der ersten Ehe sofort

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