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Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition)

Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Carlyle
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gewartet hätte.« Er bemerkte, dass seine Stimme zu einem Flüstern geworden war, und räusperte sich heftig. »Wenn du auf diese Weise in jemandes Gewalt bist, dann – nun, nach einer Weile, weißt du nicht mehr genau, wer dein Feind ist. Jeder um dich herum sieht wild und gefährlich aus. Und manchmal ... manchmal wählt man lieber den Teufel, den man kennt. Machen meine Worte Sinn für dich?«
    »Nichts davon macht irgendeinen Sinn«, wisperte Antonia. »Gar nichts davon. Du warst erst zwölf Jahre alt. Ich kann mir nicht vorstellen, wie du überlebt hast.«
    »Schließlich bin ich doch davongelaufen«, sagte er. »Wir ankerten in Bridgetown, es war ein herrlicher Tag, ich sah den Union Jack im Wind flattern, und plötzlich wusste ich, dass das meine letzte Chance war – ich habe es einfach gewusst. Meine Bewacher waren inzwischen ein wenig unaufmerksamer geworden. Ich habe die erste Möglichkeit genutzt, die sich mir bot, doch einer von ihnen schlug Alarm.«
    »Sie haben dich verfolgt? Durften sie das denn auf britischem Boden?«
    Gareth lachte bitter. »Solche Leute scheren sich nicht darum, wessen Boden es ist. Und natürlich haben sie mich gejagt – und zwei Mal sogar am Kragen zu packen gekriegt. Allerdings hatte ich das Glück, direkt in Luke Neville hineinzurennen, der gerade aus einer Kneipe kam. Und das war das Ende der Geschichte. Luke glaubte mir. Er ... er hat mich gerettet. Ich weiß, es klingt melodramatisch, aber er hat mir im wahrsten Sinne des Wortes das Leben gerettet.«
    »Und dann hast du angefangen, für ihn zu arbeiten?«, fragte sie. »Du warst erst zwölf und musstest schon für deinen Lebensunterhalt schuften. Wie war das?«
    »Ich war inzwischen dreizehn«, entgegnete er.
    »Oh, nun, das macht es natürlich absolut akzeptabel«, murmelte sie.
    Er zwang sich zu einem Lächeln. »Antonia, ich war froh, für Luke zu arbeiten – vom Morgengrauen bis in die Nacht, wenn es nötig war. Alles, was ich weiß, habe ich von Luke Neville gelernt. Außerdem hatte mein Großvater mich zu dem Glauben erzogen, dass ich eines Tages einem Beruf nachgehen würde. Es war nie sein Wunsch gewesen, dass ich mich nur als Adligen sehe. Er hat gespürt, dass die Erwartung eines Lebens als Gentleman zu leicht mit einem Mangel an Charakter einhergeht – und im Nachhinein weiß ich, dass er recht hatte. Er selbst wurde von einer Gruppe sogenannter Gentlemen in den Ruin getrieben. Sie hatten sich riesige Summen von ihm geliehen und zogen es dann vor, das Land zu verlassen. An ihnen war ganz und gar nichts Ehrenhaftes.«
    »Himmel«, murmelte Antonia, »das ist allerdings sehr schrecklich.«
    Er sah sie mitfühlend an. »Ich entschuldige mich, wenn meine Erzählung dich schockiert hat«, sagte er. »Ich fürchte, Antonia, dass der ... Trost, dich bei mir zu haben, mich dazu ermuntert hat, offener zu sprechen, als ich es sollte. Ich bin sicher, du bist gänzlich anders aufgewachsen.«
    Antonia sah betroffen aus, doch auch Nachdenklichkeit schwang in ihrem Gesichtsausdruck mit. Gareth schwieg. Es war nun an ihr, Schlüsse aus dem Gesagten zu ziehen, aber nach allem, was er bis jetzt gehört hatte, schienen sowohl ihr Vater als auch ihr Bruder verwöhnt worden zu sein und ausschweifende Leben zu führen.
    Gareth wandte den Blick gen Osten. Graublaue Wolken begannen sich zusammenzuballen, wirkten aber noch nicht bedrohlich. Statton, so schien es, würde mit seiner Voraussage recht behalten. Gareth ließ den Fuß an der Balustrade hinuntergleiten, bis er den Boden berührte, und griff nach seinen Reithandschuhen. »Wir sollten jetzt besser nach Knollwood reiten – wenn wir denn noch dorthin wollen«, sagte er. »Es sieht nach Regen aus.«
    Sie legte ihre kleine warme Hand auf sein Knie. »Wir müssen nicht dorthin«, sagte sie. »Es sei denn, du benötigst meine Meinung zu etwas am Bau. Ich weiß, wie sehr du Knollwood hasst.«
    Sein Blick fiel auf ihre Hand. »Antonia, ich –« Gareth verstummte und bedachte seine Worte. »Ich möchte, dass Knollwood für dich perfekt wird. Ich will –«
    Aber er konnte nicht weitersprechen, weil er kaum wusste, was er denn wirklich wollte. Er wollte sie – ja. Und Antonia wollte ihn. Aber für beide war viel Wasser den Fluss hinabgeflossen. So viele alte Verletzungen und Kränkungen. Seine scharfe Bemerkung über Aristokraten hatten beispielsweise in sehr starkem Maße seine Vorurteile gezeigt. Und ihre feine aristokratische Familie hegte zweifellos ebenso ihre eigenen

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