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Verloren unter 100 Freunden

Verloren unter 100 Freunden

Titel: Verloren unter 100 Freunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherry Turkle
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Football kann man sich mit Roxxxy schon unterhalten.

    Hines, ein Ingenieur, sagt, er sei ins Robotergeschäft eingestiegen, nachdem ein Freund beim Anschlag auf das World Trade Center ums Leben gekommen war. Hines wollte die Persönlichkeit seines Freundes konservieren, damit dessen Kinder, während sie aufwuchsen, mit ihm interagieren konnten. Wie der KI-Wissenschaftler und Erfinder Raymond Kurzweil, der von einer Roboter-Inkarnation seines tragisch früh verstorbenen Vaters träumt, hat Hines sich der Aufgabe verschrieben, eine künstliche Persönlichkeit zu erschaffen. Anfangs erwog er, einen Pflege-Roboter für Senioren zu bauen, entschied sich dann aber aus Marketinggründen, mit Sex-Robotern zu beginnen. Sein langfristiges Ziel besteht darin, dem Massenpublikum künstliche Persönlichkeiten schmackhaft zu machen. Seinen verstorbenen Freund möchte er nach wie vor neu erschaffen.
    Roxxxys breit beworbene Markteinführung löste eine Vielzahl von Online-Diskussionen aus. In einigen Beiträgen heißt es, wie »traurig« es sei, dass ein Mann sich eine solche Puppe zulege. Andere argumentieren, es sei besser, eine Roboter-Frau zu haben, als einsam zu sein: »Es gibt Männer, denen es unmöglich ist, eine echte Frau zu finden … Hierbei geht es nicht um eine schlichte Bevorzugung … In der realen Welt finden viele Männer, wenn überhaupt, nur zweitklassige Frauen.«
    Ich kehre zu der Frage zurück, wie schädlich das alles ist. Die Abhängigkeit von einem Roboter mutet zunächst einmal ungefährlich an. Aber wenn man sich einmal an »Gesellschaft« ohne Anforderungen gewöhnt hat, könnte einen der Umgang mit seinen Mitmenschen überfordern. Die emotionale Abhängigkeit von einer Person ist riskant – man läuft Gefahr, irgendwann zurückgewiesen zu werden, aber dafür besteht die Möglichkeit für ein tiefes gegenseitiges Verständnis. Die Gesellschaft eines Roboters mag wie eine nette Sache erscheinen, aber sie schließt uns in einer eng umgrenzten Welt ein – das Liebenswerte als etwas Sicheres und Maßgeschneidertes. 14

    Roboter-Konstrukteure beharren darauf, dass man das Künstliche unvorhersehbar machen könne, so dass sich der Umgang mit einem Roboter niemals gekünstelt oder mechanisch anfühlen werde. Sie sagen, bald schon würden Roboter uns überraschen, uns helfen und aus eigener Kraft bedeutsam sein. Doch bei meinen Gesprächen handelten die Fantasien von Robotergefährten nicht von Robotern voller entzückender Überraschungen. Vielmehr erwähnten meine Gesprächspartner wieder und wieder, dass maßgeschneiderte Roboter, wie Yolanda es formulierte, »einen Rückzugsort in einer unsicheren Welt darstellen«.

4. Kapitel
Verzaubert
    Etwas mehr als ein Jahr nach der Markteinführung des AIBO kam das My Real Baby in die Läden. Im November 2000 besuchte ich eine Party am MIT, bei der die Präsentation im großen Stil gefeiert wurde. Es herrschte eine festliche Stimmung. My Real Babys wurden großzügig an Journalisten, Designer, Vorstandsmitglieder der Spielzeugindustrie und an Mitglieder des MIT-Fachbereichs und ihre Gäste verteilt.
    Ein Redakteur des Computermagazins Wired hielt eine Rede, in der er sich begeistert darüber zeigte, wie viel Hochtechnologie mittlerweile in ganz normalen Läden erhältlich sei. Das Roboterbaby war gewiss beeindruckend. Aber es war auch überraschend plump; seine Motoren summten hörbar, wenn es seine begrenzte Zahl an Gesichtsausdrücken zeigte. Die anwesenden Studenten zeigten sich ein wenig enttäuscht; sie hatten mehr erwartet. Während ich mit einem von ihnen sprach, wanderte mein Blick zu einer Professorengattin, die ein My Real Baby genommen hatte und es im Arm hielt wie ein echtes Kind. Der Roboter schmiegte sich an ihre Schulter, und ich verfolgte den Moment ihrer geschockten Verzückung, als er ein Bäuerchen machte und sich dann wieder an sie schmiegte. Die Frau küsste das My Real Baby instinktiv auf die Stirn und streichelte ihm sanft über den Rücken, während sie sich mit einem Bekannten unterhielt – zeitlose Gesten mütterlichen Multitaskings. Als sie sich später anschickte zu gehen, fragte ich sie nach ihrer Meinung zu dem Roboterbaby. »Oh, es ist wunderschön«, sagte sie. »Ich kann es kaum erwarten, mir eines zu kaufen.« Ich fragte sie
nach dem Grund. »Es gibt keinen speziellen Grund. Es ist einfach schön, das Kleine im Arm zu halten.«
    Das My Real Baby lässt einen wissen, wann es zufrieden ist und wann es spielen möchte. Aber es

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