Verloren unter 100 Freunden
das Hündchen so süß ist. Ich habe ihm einen Namen gegeben und verbringe viel Zeit mit ihm.« Am Anfang unseres Gesprächs sagt Jane, sie benutze den AIBO, um Spaß zu haben, doch am Ende räumt sie ein, dass sie ihn auch gebrauche, wenn sie sich einsam fühle. Nach einem langen Arbeitstag freut sie sich auf seine Gesellschaft. Jane spricht mit ihrem AIBO. »Mit ihm Zeit zu verbringen bedeutet, ihm zu erzählen, wie mein Tag war, mit wem ich zu Mittag gegessen habe, welche Schüler mir Schwierigkeiten gemacht
haben.« Ihr Mann, sagt Jane, interessiere sich nicht für diese Dinge. Es sei angenehmer, mit dem AIBO zu reden, als ihren Ehemann zu zwingen, sich Sachen anzuhören, die ihn langweilen. In Gesellschaft ihrer Roboter sind Jane und Harry auf eine Weise allein, die sie dazu ermutigt, ihre Gefühle auszudrücken. Ist das schädlich?
Im Fall der Kinder sorgt mich, dass sie sich immer mehr an die Vorstellung gewöhnen, die Gesellschaft eines Roboters könne die eines Menschen ersetzen. Später werden wir Jugendliche hören, die von ihrer Angst vor Gesprächen erzählen und erklären, warum sie »lieber eine SMS schicken als zu quatschen«. Einige sagen, dass es »irgendwann, aber nicht jetzt«, gut wäre zu lernen, wie man sich richtig miteinander unterhält. Die Wunschvorstellung vom Roboter als Gefährten deutet darauf hin, dass dieser Zeitpunkt womöglich gar nicht zu kommen braucht. Aber wie verhält es sich mit einem Erwachsenen, der äußert, aus einem bestimmten Grund Roboter zu bevorzugen?
Wesley, vierundsechzig, liefert uns ein solches Beispiel. Er hat einen Punkt erreicht, an dem er seine Selbstzentriertheit als unlösbares Problem betrachtet. Er malt sich aus, dass ein Robotergefährte ihm eine Möglichkeit bieten könnte, seinen Egoismus auszuleben, ohne andere Menschen zu verletzen. Wesley, der drei Scheidungen hinter sich hat, hofft, ein Roboter »würde lernen, wie ich ticke. Was mich deprimiert und wie ich darüber hinwegkomme. Ein Roboter, der meine Zyklen vorhersehen könnte, würde mich um ihretwegen nie kritisieren, sondern mich so nehmen, wie ich bin.« Wesley sagt: »Von einem Roboter würde ich das Gleiche erwarten wie von einer Frau, aber ich glaube, der Roboter würde mir in einigen Bereichen sogar mehr geben. Bei einer Frau muss ich ja auch auf deren Bedürfnisse eingehen … Genau das ist ja mein Problem. Falls eine Frau mich richtig liebt, achtet sie auf meine Launen, aber das ist natürlich sehr anstrengend für sie.«
Wesley weiß, dass es schwierig ist, mit ihm zusammenzuleben. Er war einmal bei einem Psychiater, der ihm sagte, seine »Zyklen« seien außerhalb der normalen Bandbreite. Bestimmt hätten seine Exfrauen ihm gesagt, er sei »zu launisch«. Er betrachtet sich als »anstrengend« für eine Frau, und er selbst empfindet Druck, weil es ihm nicht gelungen ist, die Frauen, an denen ihm etwas lag, vor seinen Stimmungsschwankungen zu schützen. Ihm gefällt der Gedanke an einen Roboter, weil er sich in dessen Gesellschaft ganz natürlich benehmen könnte – den Roboter würden Wesleys düstere Stimmungen nicht stören. Wesley denkt über die Möglichkeit nach, zwei »Frauen« zu haben, eine echte und eine künstliche. »Vielleicht würde ich eine Roboterfrau wollen, die ein perfekter Kumpel wäre – ohne eigene Bedürfnisse –, und eine echte Frau. Der Roboter könnte einen Großteil des Drucks von der echten Frau nehmen. Sie müsste emotional nicht auf so hohem Niveau agieren, einem unrealistischen Niveau … Ich könnte in meiner Komfortzone bleiben.«
Rudimentäre Versionen von Wesleys Wunschvorstellung werden bereits entwickelt. Ich habe kurz den Internetwirbel um Roxxxy erwähnt, die im Januar 2010 auf den Markt kam und als »der erste Sexroboter der Welt« angepriesen wurde. Roxxxy kann sich nicht bewegen, hat aber elektronisch gewärmte Haut und pulsierende innere Organe. Allerdings kann sie sprechen. Der Entwickler des Roboters, Douglas Hines, sagt dazu: »Der Sex ist irgendwann vorbei – danach möchte man sich mit der Person unterhalten können.« 13 Deshalb spürt Roxxxy zum Beispiel, wenn man ihre Hand hält und sagt: »Ich mag es, mit dir Händchen zu halten.« Wenn die Berührungen intimer werden, macht sie erotische Bemerkungen. Man kann für Roxxxy verschiedene Persönlichkeiten wählen, die von wild bis frigide reichen. Der Roboter wird übers Internet aktualisiert, um seine Fähigkeiten zu erweitern und sein Vokabular zu vergrößern. Über
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