Verloren
ihm nicht gefällt, bevor er mich wieder ansieht. Sein Lächeln hat plötzlich etwas Entschlossenes, einen Ausdruck, den ich mittlerweile sehr gut kenne.
»Okay. Aber wenn du gehen willst, dann brauche ich vorher mein Hemd zurück.«
Atemlos blicke ich in seine schönen Bernstein-Augen, in denen jetzt wieder dieses Feuer brennt, und spüre, wie mein Körper instinktiv darauf reagiert. Mein Mund wird ganz trocken und meine Brustwarzen ziehen sich zusammen, streben ihm durch den Hemdstoff entgegen und wünschen sich nichts sehnlicher, als dass er mir dieses störende Kleidungsstück wieder auszieht.
»Matteo …«
»Komm her.«
Ein Zittern durchläuft mich, und ich weiß, dass ich es nicht tun sollte. Dass ich damit nur alles noch viel schlimmer mache. Aber ich kann nicht anders. Deshalb stehe ich auf und gehe mit klopfendem Herzen auf ihn zu.
17
Als ich ihn fast erreicht habe, erhebt er sich von seinem Stuhl, wartet, bis ich direkt vor ihm stehe. Dann legt er die Hände an den obersten geschlossenen Knopf des Hemdes und öffnet ihn langsam, hält meinen Blick dabei fest.
»Willst du wirklich gehen?« Seine Stimme ist rau. Heiser vor Begehren.
Nein, denke ich und gebe mich für einen kurzen Moment der Hoffnung hin, dass es vielleicht doch nicht aussichtslos ist. Dass mir doch mehr bleibt als ein paar Stunden in seinen Armen.
Mein Herz klopft, als Matteo den untersten Knopf erreicht und auch ihn öffnet, sodass das Hemd auffällt und meinen Oberkörper entblößt. Seine Hände finden meine Brüste, umfassen sie, während er sich zu mir herunterbeugt und mich auf diese verführerische Weise küsst, die mich jedes Mal dahinschmelzen lässt.
»Du machst mich süchtig, Sophie«, flüstert er an meinem Ohr und beißt sanft in mein Ohrläppchen, was zusammen mit seinen streichelnden Händen meine Sinne so reizt, dass ich aufstöhne. »Ich kann dir nicht widerstehen.« Er lässt seine Hände weiterwandern, über meine Hüften, und sie finden in meinem Rücken zusammen, als er mich an sich zieht. »Bleib, mia bella .«
Das war kein Bekenntnis – das alles könnte er genauso auch zu jeder anderen Frau sagen. Vielleicht hat er das sogar schon getan. Aber ich will das nicht glauben. Schwingt da nicht etwas in seiner Stimme mit? Etwas Raues, das sich in seinen Augen spiegelt, etwas, das tiefer geht als das reine Begehren, das uns nicht voneinander loskommen lässt? Da ist mehr. Oder?
Ich lehne mich an ihn und ergebe mich den Liebkosungen seiner Lippen und seiner Hände, erwidere seinen Kuss mit all der Hoffnung, die mich plötzlich erfüllt. Morgen finden wir vielleicht doch eine Lösung, eine Perspektive – Hauptsache, ich kann jetzt bei ihm sein.
Als Matteo mir das Hemd von den Schultern streifen will, erschrecke ich jedoch, halte ihn auf.
»Nicht!« Der Abend ist lau, es ist nicht kalt, aber nackt auf dem Balkon zu stehen, ist mir plötzlich peinlich.
Was ihn offenbar sehr amüsiert, denn er grinst breit. »Es kann dich niemand sehen, das Haus ist so hoch, dass die Terrasse von keinem der Nachbarhäuser aus eingesehen werden kann. Außerdem hast du gestern erst nackt vor meiner Malklasse gesessen«, erinnert er mich.
»Ich weiß. Aber …«
Er bringt mich mit einem Kuss zum Schweigen und hebt mich hoch, sodass ich keinen Boden mehr unter den Füßen habe, geht mit mir zu der Bank am anderen Ende. Je weiter wir uns vom Tisch mit dem Kerzen und dem Licht entfernen, das aus der Küche auf den Balkon fällt, desto mehr umfängt uns die Dunkelheit.
»Besser?«, fragt er, als er sich mit mir auf die Bank setzt, deren Kissen ganz weich sind. Ich nicke, und er schiebt mir das Hemd über die Schultern, aber nur so weit, dass meine Schultern entblößt sind. Der Stoff spannt über meinen Oberarmen, als er mich zu sich zieht und an meinem Schlüsselbein entlang bis zu meiner Kehle küsst, was mich so anmacht, dass ich spüre, wie ich feucht werde.
Und plötzlich weiß ich gar nicht mehr, wieso ich ihn aufgehalten habe, als er mich ausziehen wollte, und streife das Hemd freiwillig ab. Ich hatte – bevor ich Matteo traf – lange keinen Sex mehr und davor auch nicht gerade häufig, aber wenn, dann ganz sicher nicht an ungewöhnlichen Orten. Es war niemals so unkontrolliert und wild, so berauschend, dass ich vergessen habe, wo ich war. Und es draußen zu tun, nackt unter freiem Himmel – na ja, oder fast, denn auch über der Bank gibt es einen kleinen Baldachin – hat plötzlich etwas sehr Erregendes. Es macht mich
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