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Verlorene Eier

Verlorene Eier

Titel: Verlorene Eier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Scarlett
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alptraumhafter Termine mit den Verlegern nebst »Meet and Greet« vorgesehen, im Zuge dessen die New Yorker Mitarbeiter den berühmten Zuwachs der Verlagsfamilie kennenlernen sollen, sowie ein Abendessen mit der gesamten Vorstandsriege. Startschuss für das Ganze ist exakt in einem Monat.
    Ich drücke auf »Antworten«:
    Lieber Gerald,
    das Ganze macht mir echt Angst. Ich meine, all diese Leute! Wie sollen wir das schaffen?
    Gruß
    Bill
    Sekunden später landet wieder eine Mail von Gerald im Posteingang.
    Lieber Bill (oder sollte ich lieber Angela sagen),
    nur Mut. Ich bin ja bei Dir. Für den Augenblick solltest Du Dich darauf konzentrieren, zur Frau zu werden. Ich kümmere mich währenddessen um die logistischen Details, beispielsweise, wie wir das kleine Problem meistern, dass »Angela« keinen Pass besitzt.
    Aber um bei den Worten dieses arabischen Philosophen zu bleiben, dessen Name mir gerade nicht einfällt: Was Du nicht verhindern kannst, kannst Du ebenso gut mit offenen Armen willkommen heißen.«
    Liebe Grüße
    Gerald
    PS: Die Amis wollen unbedingt ein offizielles Foto von Dir haben. Kannst Du mir irgendwas zukommen lassen?
    10
    Niemand kann genau sagen, wie das Feathers in Egton Level zu seinem Spitznamen Wobbly Herbert’s gekommen ist. Einige behaupten, es gehe auf einen ehemaligen Pächter zurück, der dafür bekannt war, dass er selbst sein bester Gast war. Andere vertreten die Ansicht, dieser Titel sei bezeichnend für die Gäste des Pubs, da das Feathers eher von kaputten Suffköpfen als von hand- (besser gesagt, stand-)festen Trinkern frequentiert wird.
    Das alte Gemäuer befindet sich mitten in der Pampa. Ich bleibe einen Moment lang auf dem verwaisten Parkplatz stehen. Es ist früher Freitagabend. Ich arbeite mich durch die mauergleiche Wolke aus Biergestank, Zigarettenrauch und menschlichen Ausdünstungen zum Tresen vor. Das Leben geht schon seltsame Wege, sinniere ich beim Anblick des Unterarms der Wirtin, als sie mein Bier zapft. Zuerst das Ivy, jetzt das Wobbly – und in keinem von beiden fühle ich mich hundertprozentig zu Hause.
    Si und Jago sitzen auf ihrem Stammplatz mit dem Rücken zur Wand.
    »He, Dostojewski«, knurrt Si. (Ich lasse ihn und all die anderen, die es interessiert, in dem Glauben, dass ich mein Geld mit Schreiben verdiene, wenn auch nur Katalog- und Broschürentexte). »Wo warst du denn beim Quizabend?«
    »In London. Ich hatte einen Termin.« Ich nicke zuerst Jago zu, dann Caerwen, die zwischen ihnen sitzt, und zwar so exakt dazwischen, dass keiner sagen kann, welchen der beiden Brüder sie in den Genuss ihrer Gunst kommen lässt.
    »Ich wünschte, du hättest mir vorher gesagt, dass du nach London fährst«, sagt sie mit ihrem typischen Singsang. (Caerwen ist unüberhörbar Waliserin.) »Du hättest mir … wie heißt das Zeug noch mal? … mitbringen können.«
    »Pornos«, hilft Jago ihr auf die Sprünge.
    »Parfum, du Idiot!« Sie gibt ihm einen Klaps auf den Arm. (Nein, ich habe noch immer keine Ahnung, wer gerade an der Reihe ist.) »Diesen neuen Duft von Sarah Jessica Parker. Im Drogeriemarkt von Oswestry kriegt man ihn ja nicht.«
    Etwas veranlasst Si und Jago, simultan ihre Guinnessgläser an die Lippen zu heben und einen tiefen Schluck zu nehmen. Die Gesichtshaut der beiden Brüder verrät, dass sie viel Zeit im Freien verbringen, allerdings bekommt man meistens kaum ein Wort aus ihnen heraus. (Heute Abend sind sie ungewöhnlich mitteilsam.) Was diese großherzige Frau an diesen beiden einsilbigen Männern findet, ist ein Mysterium, das zu zahlreichen Spekulationen angeregt hat. Einige behaupten, die beiden Brüder seien bestückt wie Ackergäule – was vermutlich durchaus seinen Reiz hat. Andere werfen die Frage in den Raum, wer sonst die Gesellschaft einer lauten üppigen walisischen Krankenschwester ertragen könnte. Wieder andere argumentieren, der Schlüssel zu diesem Rätsel liege in Caerwen selbst. Sie sei nun einmal eine Frau, die sich gern um andere kümmere, und mit den Urquhart-Brüdern habe sie zwei ganz besonders pflegebedürftige Fälle gefunden. Und dann gibt es noch jene, die die Brüder als halbkriminell und Caerwen als ihr »Gangsterliebchen« bezeichnen – ein Vorwurf, den ich hoffnungslos übertrieben finde, da sich die Brüder außer beißendem Sarkasmus nie etwas haben zuschulden kommen lassen; abgesehen davon, dass sie eine Zeitlang mit einem Range Rover Vogue herumfuhren und das Gerücht umging, sie seien bei einem Einbruch in

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