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Verlorene Eier

Verlorene Eier

Titel: Verlorene Eier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Scarlett
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er.
    Im Radio war etwas über drei Russen berichtet worden, die wegen irgendwelcher Machenschaften, die gegen die Grundsätze des diplomatischen Status verstießen, vom Dienst suspendiert und nach Hause zurückgeschickt worden waren.
    Keith tippt sich vielsagend mit dem Finger gegen die Nase.
    Ich schenke mir ein Glas Wein ein und gehe noch einmal die Polaroids durch. Allmählich spüre ich, wie Angela Huxtable sich vor meinen Augen zu materialisieren beginnt, wie früher, wenn die Objekte auf den Fotos in der Entwicklerflüssigkeit allmählich Gestalt annahmen. Ich spüre die Intensität ihres Charakters unter der ruhigen, beherrschten Fassade. Die zurückhaltende Intelligenz. Die leise Note der Traurigkeit. Zwar »existiert« sie erst seit wenigen Stunden, doch schon jetzt besitzt sie eine eigene Persönlichkeit. Wie seltsam.
    Ich habe bereits mehrere Gläser intus, während ich auf Keith warte, als ich plötzlich höre, wie die Wohnungstür aufgeschlossen wird.
    »Keith? Bist du da?«, ruft eine Frauenstimme. »Keith? Bist du zu Hause?« Das kann wohl kaum seine Frau sein.
    Eine Blondine mittleren Alters in einem tief ausgeschnittenen roten Kleid erscheint im Türrahmen. Die Überraschung ist ihr ins Gesicht geschrieben.
    »Gütiger Himmel!«, sagt sie und presst sich die Hände aufs Dekolleté. »Sie haben mich vielleicht erschreckt.«
    »Tut mir leid. Ich warte nur auf …«
    »Sie müssen der Freund sein.«
    »Ja.« Nun bin ich überrascht. »Aber woher …«
    »Keith hat mir alles über Sie erzählt. Bill, richtig?«
    »Ja. Und Sie sind Mrs …«
    »Ich bin Christine Du Maurier. Hat Keith denn gar nichts gesagt?«
    »Äh. Tut mir leid. Nein.«
    Sie schnalzt mit der Zunge. »Dieser Keith. Immer dasselbe mit ihm.« Sie durchquert den Raum und streckt mir lächelnd die Hand entgegen. »Freut mich, Sie kennenzulernen.« Ich stehe auf und schüttle ihr die Hand – ein erstaunlich fester Handschlag für eine Frau. »Ich teile mir das Apartment mit Keith. Er hat mir erzählt, Sie seien ein ganz böser Junge, der seinen Verleger mit einem miesen Trick über den Tisch ziehen will … Äh, tut mir leid, aber ich schaffe das einfach nicht.«
    Die letzten Worte klingen völlig anders.
    Ich kenne diese Stimme.
    »Keith?«
    »Eigentlich ist mein Name Kiki.«
    Ich stehe vor meinem ehemaligen Klassenkameraden und blicke geradewegs in seine feurigen dunkelbraunen Augen.
    Ich versuche etwas zu sagen, doch kein Wort dringt über meine Lippen. Keith weidet sich sichtlich an meiner Fassungslosigkeit. Er strahlt. Mehr als das, wenn ich ehrlich sein soll. Er ist die Freude auf zwei Beinen. Es ist, als wäre er am Ende seiner Erfolgsshow nach dem letzten Vorhang auf die Bühne getreten und aale sich nun im tosenden Applaus. Es gelingt ihm nicht, dieses fette Grinsen aus dem Gesicht zu bekommen.
    »Du meine Güte«, stöhne ich.
    »Ich wollte, dass du siehst, was mit ein klein bisschen Aufwand möglich ist.«
    Es ist wie mit einem dieser optischen Illusionsbilder: Im einen Moment sieht man zwei einander zugewandte Profile, und im nächsten erscheint eine Vase. Da es mir nicht gelingt, die beiden Bilder gleichzeitig zu erkennen, wechsle ich unablässig zwischen dem leicht aufgeblasenen Regierungsbeamten von vorhin und dem geradezu beängstigend aufgeweckten Geschöpf vor meinen Augen hin und her. Das Kleid ist der Hammer. Es besteht aus einem fließenden Stoff, der sich um seine Kurven hüllt – gütiger Himmel, dem Kerl ist offenbar sogar ein Frauenhintern gewachsen –, mit einem Schlitz vom Knöchel bis zum Oberschenkel. Er trägt ein Paar hübscher Ohrringe und eine eng am Hals anliegende Glitzerkette dazu. Seine Figur ist – gelinde gesagt – atemberaubend. Kurvig und feminin. Mein Blick heftet sich auf seinen Ausschnitt, unter dem sich – lieber Gott, ich fasse es nicht – ein Paar wahrhaftiger Frauenbrüste zu wölben scheinen.
    »Bill, benimm dich gefälligst wie ein Gentleman, und hör auf, mir auf die Titten zu glotzen.«
    Er schlendert zu einem Sessel, streicht das Kleid glatt und setzt sich mit der Anmut einer perfekten Lady – die Knie nach rechts, die Fersen nach links gerichtet, wie man es von Prinzessin Diana kennt. Er faltet die Hände auf dem Schoß und zaubert ein strahlendes Lächeln auf seine Züge. »Und? Willst du mir nichts zu trinken anbieten?«
    Ich bin sprachlos vor Bewunderung. Was für ein Auftritt! Seit diesem Abend in der Bar im East End hat Kiki eine beeindruckende Entwicklung

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