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Verlorene Eier

Verlorene Eier

Titel: Verlorene Eier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Scarlett
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Baby von einem Verbrecher zu bekommen lässt sie in keinem guten Licht dastehen.
    Sich nackt malen zu lassen genauso wenig.
    Im Grunde ihres Herzens ist sie ein anständiger Mensch. Sie hat Philly eben einen Vertrauensbonus gegeben. Sie konnte schließlich nicht wissen, dass er ein hundsmiserabler Maler ist.
    Sie ist naiv. Manche würden es vielleicht auch als dumm bezeichnen.
    Sie weiß, wie man mit einer Waffe umgeht. Hast du gesehen, wie sie diese beiden Typen auf den Boden geknallt hat? Und sie kann trinken wie ein Kerl.
    Das hat dich schwer beeindruckt, was?
    Lesley Ambrosine Glatt. So was würde doch kein Mensch erfinden.
    In diesem Punkt stimme ich dir zu.
    Hervorragend.
    Stille.
    Hast du dir überlegt, wie du sie abschleppen willst?
    Halt den Mund! Wie kannst du so etwas Widerliches sagen? Ich versuche ja gar nicht, sie, Zitat, abzuschleppen .
    Du meine Güte, Bill, erzähl mir bloß nicht, du empfindest mittlerweile mehr für sie …
    Soll ich dir mal was sagen? Du machst mich krank.
    Ich habe doch nur versucht, dich zu schockieren. Und wie es aussieht, mit Erfolg. Soll ich dir verraten, was ich denke?
    Du verrätst es mir ja sowieso gleich.
    Du entwickelst langsam eine weibliche Seite. Das liegt an den Klamotten und dem Make-up. Man kann nicht auf diesen hohen Absätzen, Hühnerfilets im BH und mit einer Perücke auf dem Kopf durch die Gegend laufen, ohne dass es abfärbt. Irgendwann verschmilzt die Fassade mit dem wahren Selbst, wie du es wohl bezeichnen würdest.
    Ganz toll.
    Freu dich doch, Bill. Es erweitert deinen Horizont. Als Mensch.
    Tut es das? Soll ich dir verraten, was ich denke?
    Aber immer …
    Meinetwegen kannst du tot umfallen.
    Ich reiße mir die Perücke vom Kopf. Angela Huxtable verschwindet. Wo gerade noch die millionenschwere Auflagenkönigin saß, blickt mir nun ein erschöpfter Engländer mittleren Alters mit zu viel Make-up entgegen.
    6
    Gerald und ich stehen früh auf, und zwei Stunden später sind wir in Jacksonville, Florida. Vielleicht ist es eine Illusion, aber aus irgendeinem Grund kommt mir der Himmel blauer und das Licht strahlender vor. Und ich bin aufgeregt wie ein Schulmädchen vor dem Abschlussball. Amber hat mich im Hotel angerufen und sich mit mir in einem Restaurant am Meer zum Mittagessen verabredet.
    Im Zuge meines Transen-Trainings hat Keith einige Zeit auf die richtige Technik beim Telefonieren verwendet – es ist bei weitem nicht so leicht, auch am Telefon als Frau durchzugehen, wie man annehmen würde. Am Telefon wird die Bandbreite der menschlichen Stimme auf ein eingeschränktes Maß an Mittelfrequenzwellen reduziert, wobei die hohen Töne gekappt und die Bässe unterdrückt werden, was Timing, Betonung und Inhalt der Worte noch viel wichtiger machen. Erst nachdem ich die Unterhaltung mit Füllseln wie »Ja, meine Liebe« und »Aber natürlich, meine Liebe« gewürzt und mir die Wegbeschreibung notiert habe, um sie später dem Taxifahrer zu geben, lässt sie die Bombe platzen.
    »Arthur kommt auch mit.«
    »Aber natürlich, meine Liebe. Ich freue mich ja schon so, den kleinen Kerl wiederzusehen.« Ungefähr so wie auf den Mumps.
    »Und Jerome möchte Sie auch unbedingt kennenlernen. Nicht dass er ein Fan Ihrer Bücher wäre oder so. Ehrlich gesagt kann ich mir nicht vorstellen, dass er außer Zeitschriften überhaupt etwas liest.«
    »Jerome? FBI -Jerome?«
    »Genau.«
    »Jerome, der Idiot?«
    »Wahrscheinlich will er nur sehen, mit wem ich mich so treffe. Nicht dass Sie am Ende ein verkleideter Typ aus Queens sind.«
    Ich ringe mir ein schwaches Kichern ab.
    Das klingt nicht gut. Gar nicht gut.
    7
    Ich klopfe an Geralds Tür.
    »Gerald, du bist mir doch bestimmt nicht böse, wenn ich heute mit jemand anderem Mittag essen gehe, oder?«
    Gerald liegt mit ausgestreckten Beinen auf dem Bett und blättert in seinem E-Reader.
    »Mit jemandem«, fragt er, ohne aufzublicken, »oder mit deiner neuen besten Freundin?«
    »Gerald, sei doch nicht so.«
    »Nein, Bill. Ich bin dir nicht böse. Solange du nur rechtzeitig zur Lesung in der Buchhandlung bist.«
    »Und? Hast du schon den nächsten Ian McEwan entdeckt?«
    Gerald stößt einen tiefen Seufzer aus und hebt den Kopf.
    »Ich sage es ja nur ungern, aber um in dieser Branche eine Perle zu finden, muss man sich durch eine verblüffende Menge an Schwachsinn arbeiten. Du siehst sehr gut in Pink aus, Bill. Diese Jacke steht dir ausgezeichnet.«
    »Danke, Gerald.«
    »Auch wenn dieses schwarze Oberteil ein etwas sehr

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