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Verlorene Eier

Verlorene Eier

Titel: Verlorene Eier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Scarlett
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Arthur.« Los, gib schon die Karte her, du kleiner Satansbraten.
    Er hebt sie auf. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Eine Schweißspur läuft mir über den Rücken.
    Scheiße. Was hatte ich erwartet? Natürlich kann der Kleine schon lesen. Er starrt auf die Karte. »Hier steht Mr William … Greefe. Wer ist das?«
    Wieder sind drei Augenpaare auf mich gerichtet. Der Wind zerrt an meiner Perücke. Ein heftiger Windstoß, und sie würde davonfliegen.
    »Ach ja? Gütiger Himmel. William Greefe ist mein Agent. Sie muss in meine Tasche gefallen sein. Was für ein Dummchen. Diese Kette hier ist aus England. Ich hatte sie für mich gekauft, aber ich finde, Ihnen steht sie viel besser.«
    Amber scheint sich über ihr Geschenk zu freuen. »Angela, wie wunderschön! Vielen Dank!« Der Knirps reicht die Karte an Jerome weiter, der sie – Himmelherrgott noch mal! – eingehend studiert, ehe er sie mir zurückgibt.
    »Ihr Agent«, meint er, »wäre dann ein Literaturagent, stimmt’s?«
    »So ist es.«
    »Einer von diesen 10-Prozent-Typen.«
    »Wenn es doch bloß nur zehn wären …«
    Bin ich mit dieser Karten-Sache etwa noch mal mit einem blauen Auge davongekommen? Amber fummelt mit der Kette herum – natürlich hat sie sie sofort anprobiert, wie es sich für eine richtige Frau gehört –, die ganz hervorragend zu ihren Augen passt. Unsere Krabbenscheren werden serviert. Der nächste Schnitzer. Die Scheren sind unter einer dicken klebrigen Sauce begraben, und zwar an manchen Stellen geknackt, trotzdem ist noch ein gutes Stück Arbeit erforderlich, um das Fleisch aus den Schalen zu lösen. Ich blicke auf die Zange und die lange Gabel hinunter – definitiv nicht das richtige Gericht für eine Lady mit zu viel Make-up im Gesicht. Amber hat mittlerweile ein Bein gepackt und saugt das Fleisch aus dem Inneren heraus – ein Anblick, den sowohl Jerome als auch ich selbst genüsslich beobachten.
    »Und was hat Sie zu einer Karriere bei der Polizei bewogen, Mr Walsh?«, erkundige ich mich, in der Hoffnung, ihn mit dem Wort »Polizei« ein bisschen zu ärgern.
    Nicht die Bohne. »Die Chance, zum Helden zu werden, schätze ich. Ein paar schlimme Finger zu schnappen. Und hübsche Weiber kennenzulernen.«
    Als ich sehe, wie er übers ganze Gesicht grinst, wird mir übel. Ambers Blick schweift zwischen uns hin und her.
    Will sie mir allen Ernstes erzählen …?
    Dass sie und dieser Clown …?
    Hatten die beiden wirklich …?
    Hatten sie?
    9
    Und es kommt noch schlimmer.
    Nach dem Essen verkündet Klein-Arthur, dass er unbedingt an den Strand will, um das Meer sehen zu können. Was er meiner Meinung nach sehr gut von hier aus tun kann – es ist dieses riesige glitzernde Ding da drüben. Du kannst es gar nicht übersehen  –, aber er lässt nicht locker.
    »Und? Lust, eine Runde die Zehen in den Atlantik zu halten, Angela?«, erkundigt sich Jerome.
    Doch seit dem letzten Mal, als meine Zehen der amerikanischen Öffentlichkeit preisgegeben waren, habe ich alles darangesetzt, es nicht noch einmal so weit kommen zu lassen. Keith und ich haben nie darüber geredet, ob Männerfüße »durchgehen« könnten, allerdings werde ich ihn aus rein professionellem Interesse nach meiner Rückkehr danach fragen.
    »Oh, ich bin definitiv nicht dafür angezogen, danke, Agent Walsh. Aber gehen Sie nur, ich bleibe hier und genieße den Ausblick.«
    Die drei stapfen durch den Sand – was mit meinen Absätzen nie im Leben möglich gewesen wäre – und sehen auch jetzt wieder wie eine perfekte kleine Familie aus. Arthur geht zwischen den beiden Erwachsenen an der Hand und verlangt, dass sie ihn hochfliegen lassen. Eigentlich ist er schon zu groß dafür, was zu heftigem Taumeln und aufwirbelndem Sand führt. Lautes Gelächter dringt zu mir herüber, und ich spüre eine Mischung aus Verärgerung, Traurigkeit und Eifersucht in mir aufsteigen, die mir, gepaart mit dem heftigen Wind, die Tränen in die Augen treibt, so dass ich sie mit einem Papiertaschentuch abtupfen muss. Der Junge sitzt mittlerweile auf Jeromes Schultern. Der FBI -Agent stakst wie ein Storch zum Ufer, während Amber Mühe hat, den beiden zu folgen, und Arthur vor Vergnügen kreischt.
    Noch bevor mir bewusst ist, dass ich mich überhaupt bewegt habe, bin ich von meinem Stuhl aufgesprungen und stapfe den Bürgersteig entlang, um mir ein Taxi zu suchen.
    Tut mir leid, Bill.
    Ich will nicht darüber reden.
    Der Junge braucht offensichtlich eine starke Männerfigur in seinem

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