Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verlorene Eier

Verlorene Eier

Titel: Verlorene Eier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Scarlett
Vom Netzwerk:
verdiente. Er hatte behauptet, im Geschäft seines Vaters, einer Import-Export-Firma, zu arbeiten.
    »Aber in Wahrheit gehörte er der Mafia an, Angela. Er hatte nicht nur ein paar ›Verbindungen‹ dorthin, sondern war ein Krimineller, wie er im Buche steht. Ein Profi-Verbrecher. Und er hatte bis zu diesem Zeitpunkt ein Drittel seiner siebenunddreißig Lebensjahre im Knast verbracht.« Sie hält inne.
    »Nennen Sie mich ruhig naiv, weil ich es nicht früher gemerkt habe. Ich wusste ja, dass es da irgendein dunkles Geheimnis gibt, aber ich hatte eben gehofft, dass es sich als eines à la Captain Jack Dashwood herausstellt.«
    »Ich fürchte, das war eine reine Erfindung von mir, meine Liebe.« (Kurz gesagt war Captain Dashwoods Jugendliebe im Hafen von Plymouth ertrunken, deshalb konnte es für ihn nie mehr eine andere geben.)
    »Ich habe mit ihm Schluss gemacht, denn Mrs Tony Soprano wollte ich ganz bestimmt nicht werden.«
    Daraufhin kamen Philly und die Gang nicht mehr in das Restaurant, in dem Amber arbeitete.
    »Und kurz darauf hat mich die Bundespolizei hopsgenommen.«
    Ein Wagen voller FBI -Agenten, darunter auch eine Frau, hielten sie am Straßenrand an und nahmen sie mit in die Zentrale. Dort wurde ihr erläutert, dass ihr Ex wegen seiner engen Verbindungen zum organisierten Verbrechen im Mittelpunkt einer verdeckten Ermittlung stand. Unter Phillys Stammtisch war eine Wanze installiert worden, und die Agenten waren ziemlich enttäuscht, dass Amber ihn abserviert hatte – schließlich war ihre Zielperson dadurch gezwungen, sich ein neues Lieblingsrestaurant zu suchen. Sie legten ihr nahe, ihre Beziehung zu Mr Paintbrush noch einmal zu überdenken. Eine Versöhnung mit ihm könnte gar als die Erfüllung einer Bürgerpflicht betrachtet werden. (Offenbar hatte Philly einiges auf dem Kerbholz.) Das FBI würde sich ihre Dienste auch etwas kosten lassen. Sie erwog den Vorschlag »ungefähr eine halbe Sekunde lang, dann habe ich ihnen gesagt, sie sollen sich verziehen«. Doch dann fanden sie einen anderen Weg, sie zu überzeugen.
    »Sie wussten alles über die Trinkgelder, die ich nie versteuert hatte. Es waren mehrere tausend Dollar. Es wäre ein Kinderspiel für sie, die Daten ans Finanzamt weiterzuleiten, die mir den Hintern bis zum Kragen aufreißen würden. Ich könnte dafür sogar in den Knast wandern, meinten sie.«
    »Erpressung.«
    »Ganz genau.«
    Ich kann mir genau vorstellen, dass es die schwierigste Entscheidung in Ambers gesamtem bisherigen Leben war. Und die Agenten mussten mit größtem Fingerspitzengefühl vorgehen: Sie mussten ihr genug über Phillys kriminelle Machenschaften verraten, dass sie die Bedeutung ihrer Mitwirkung verstand, aber nicht so viel, dass sie sich von ihm abgestoßen fühlte.
    Sie scheint das Ganze bis heute noch nicht verdaut zu haben, denn sie fährt fort: »Wie konnte ich nur? Diese Frage habe ich mir Hunderte von Malen gestellt. Die Antwort ist: Irgendwie habe ich es hingekriegt. Wenn Sie ihn kennen würden, könnten Sie es verstehen. Er hatte zwei Seiten. Der nette Philly war ein Mann, wie ich ihm noch nie vorher begegnet bin. Er hatte diese unglaubliche Ausstrahlung. Selbst wenn man nicht zur Tür sah, war man sich ganz sicher, dass er gerade hereingekommen war. Ich habe bis über beide Ohren dringesteckt und wusste genau, dass das Ganze nur ein Ende findet, wenn die Polizei ausreichend Beweise gegen ihn gesammelt hat, damit sie ihn wegsperren können.«
    »War der schlimme Philly sehr schlimm?«
    »Ja, höchstwahrscheinlich.«
    »Hat er Menschen getötet?«
    »Vermutlich.«
    »Verzeihen Sie meine Neugier, meine Liebe, aber Sie sagten irgendwann, alles, was er getan hätte, sei so intensiv gewesen.«
    »Das habe ich nur erfunden. Künstler leben doch immer intensiv, stimmt’s?«
    Ich lächle. »Die erfundenen schon.«
    Also bespitzelte sie ihn für die Polizei. Und sie machte ihre Sache gut. Sie versteckte Wanzen in Phillys Wohnung, was ihnen die entscheidenden Hinweise auf »den großen Coup lieferte, der unmittelbar bevorstand«. Und als sie erst einmal in Untersuchungshaft saßen, sangen einige Mitglieder aus Phillys Gang »wie die Vögelchen« und verpfiffen sich gegenseitig. Gegen den Vater ihres Kindes auszusagen sei ein »echter Hammer« gewesen. Der Oberstaatsanwalt erklärte dem Gericht, dass sie entscheidend dazu beigetragen hatte, das Kartenhaus zum Einstürzen zu bringen. Philly bekam lebenslänglich.
    Als Folge des Prozesses – und der Tatsache, dass

Weitere Kostenlose Bücher