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Verlorene Eier

Verlorene Eier

Titel: Verlorene Eier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Scarlett
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ein teurer Anwalt Berufung wegen eines juristischen Formfehlers eingelegt und die Wiederaufnahme des Verfahrens beantragt hatte – wurde Amber in ein Zeugenschutzprogramm aufgenommen. Sie bekam Schießunterricht und wurde mit ihrem kleinen Sohn in einen anderen Teil des Landes (nach Eugene, Oregon) umgesiedelt. Dann ging das Gerücht um, dass Philly Paintbrush aus seiner Zelle in einem Hochsicherheitsgefängnis blutige Rache schwor. Als schließlich jemand in Eugene auftauchte und Fragen nach ihr stellte, stiegen Arthur und sie in den Wagen und fuhren fünfhundert Meilen nonstop. Um diese Zeit hatte sie angefangen, sich eingehender mit den Büchern von Angela Huxtable zu beschäftigen. Sie hatte schon vorher eines gelesen, doch dieses – das eine, das sie gleich fünfmal verschlungen hatte – ließ eine verwandte Saite in ihr aufklingen.
    »Es hat zu mir gesprochen, Angela. Mein Leben versank im Chaos, dass es die reinste Wohltat war, über andere Leute zu lesen, bei denen es genauso mies lief. Und dann wurde am Ende alles gut. Während ich in der Welt dieses Buches abtauchen konnte – und all der anderen –, habe ich mich sicher gefühlt.«
    Amber und Arthur tauchten in irgendeiner amerikanischen Kleinstadt unter und verbrachten ein paar Monate hier, ein paar dort, immer getrieben von der Angst, wenn ein Fremder sie irgendwie komisch ansah, ihnen ein Wagen mit New Yorker Kennzeichen auffiel oder sie das Gefühl überkam, dass ihr Glück irgendwann aufgebraucht sein muss. Der Anwalt reichte mittlerweile einen Antrag nach dem anderen ein und versuchte, den Behörden einen Justizirrtum nachzuweisen, und beim FBI machte man sich ernsthafte Sorgen, Philly Paintbrush könnte mithilfe juristischer Kniffe tatsächlich irgendwann freikommen. Sie solle sich keine Sorgen machen, sagten sie zu Amber. Sollte es jemals so weit kommen, würden sie ihn direkt an der Eingangstür zum Gericht erneut festnehmen. Doch sie hatte sich keinen Sand in die Augen streuen lassen. Der erste Prozess war nach ihren Aussagen »eine bombensichere Sache« gewesen, und was war daraus geworden? Dann wurde bekannt, dass Phillys Organisation ein Mitglied des Richterkollegiums »auf seine Seite gebracht« hatte. Um ihre Kronzeugin zu schützen, wurde ein Agent abgestellt, dessen Aufgabe darin bestand, ihr nicht von der Seite zu weichen, nach üblen Burschen Ausschau zu halten und dafür Sorge zu tragen, dass ihr und ihrem Sohn nichts passierte.
    »Jerome, der Idiot.«
    »Ah. Das erklärt einiges.«
    Anfangs lief es ziemlich gut mit Jerome. Er war ein netter, lässiger Typ, der der kleinen Familie riet, sich möglichst nirgendwo länger aufzuhalten, da ein bewegliches Ziel schwerer zu finden und zu treffen war. Amber solle das Ganze als »einen vom Staat bezahlten unbefristeten Urlaub« betrachten, meinte er. Gegen Ambers Vorschlag, Angela Huxtable in New York zu sehen, hatte er nichts einzuwenden gehabt, ebenso wenig wie gegen den Wunsch, ihr nach Washington zu folgen. Aber als sie versucht hatte, ihm zu entwischen und nach Atlanta zu fahren, war er sauer geworden. Er hatte die Reise verhindert, indem er schlicht und ergreifend die Wagenschlüssel versteckt hatte.
    Erst nachdem sie versprochen hatte, sich schön brav »an das Programm zu halten«, hatte er sich zur Fahrt nach Savannah breitschlagen lassen.
    »Und das ist die Wahrheit, ich schwöre bei Gott, Angela. Und jetzt, wo ich Ihnen alles erzählt habe, fühle ich mich viel, viel besser.«
    »Eines finde ich noch immer seltsam, meine Liebe.«
    »Ich weiß genau, was Sie sagen wollen. Wieso wurde er Philly Paintbrush genannt, wo er doch gar nicht malen konnte? Das ist wirklich witzig. Ich habe erst später herausgefunden, dass Philly das selbst erfunden hat. Er hatte einen Spitznamen für die Organisation gebraucht. Es war wie ein Markenzeichen. Es gab einen Larry Bananas und einen Billy Red Shoes, nur Philly hatte keinen Namen. Nach einem Gefängnisaufenthalt, wo er einen Malkurs besucht hat, nannte er sich Philly Paintbrush.«
    »Das ist wirklich eine nette Geschichte, aber nicht das, wonach ich Sie fragen wollte. Mich wundert noch immer das Warum.«
    »Warum was?«
    »Warum Sie mir durchs ganze Land gefolgt sind. Natürlich ist es sehr schmeichelhaft, und ich freue mich sehr, dass ich Sie kennenlernen durfte. Aber … warum um alles in der Welt?«
    »Warum?« Die Frage scheint sie ein wenig zu irritieren. »Darum.«
    »Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht ganz folgen.«
    »Weil ich mich

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