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Verlorene Illusionen (German Edition)

Verlorene Illusionen (German Edition)

Titel: Verlorene Illusionen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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gebieterischen Notwendigkeiten unserer Zeit. Hören Sie die Gründe. Obgleich die Dauerhaftigkeit des Leinenfadens im Vergleich mit der Baumwolle schließlich die Leinwand billiger macht, geben die Armen, da es sich für sie immer darum handelt, ob sie ihrer Tasche eine bestimmte Summe entnehmen können, lieber weniger als mehr aus und erleiden auf Grund des Vae victis! enorme Verluste. Die Bürgerklasse verfährt genau so wie der Arme. Daher wird die Leinwand immer seltener. In England, wo die Baumwolle bei vier Fünfteln der Bevölkerung die Leinwand verdrängt hat, fabriziert man schon nur noch Papier aus Baumwolle. Dieses Papier, das zunächst den Nachteil hat, daß es leicht brüchig wird und reißt, löst sich so schnell im Wasser auf, daß ein Buch aus Baumwollpapler nur eine Viertelstunde darin bleiben müßte, um zu Brei zu werden, während ein altes Buch noch nicht ruiniert wäre, wenn es zwei Stunden darin bliebe. Man ließe das alte Buch trocknen, und obwohl es vergilbt und verwischt wäre, könnte man den Text noch lesen, und das Werk wäre nicht zerstört. Wir nähern uns einer Zeit, wo die Vermögen sich ausgleichen und also kleiner werden, wo alle ärmer werden; wir werden billiger Wäsche und billiger Bücher bedürfen, wie man anfängt, kleine Bilder haben zu wollen, weil man keinen Raum mehr hat, um die großen zu hängen. Die Hemden und die Bücher werden nicht mehr von Dauer sein, das ist alles. Die Solidität der Erzeugnisse verschwindet allenthalben. So ist also das Problem, das zu lösen steht, von der größten Bedeutung für die Literatur, die Wissenschaften und die Politik. Es gab eines Tages in meinem Arbeitszimmer eine lebhafte Diskussion über die Bestandteile, die man in China zur Herstellung des Papiers verwendet. Dort hat, dank den Rohstoffen, die Papierfabrikation von Anfang an eine Vollendung erreicht, die wir bei uns nicht kennen. Man beschäftigte sich damals mit dem Chinapapier, das durch seine Leichtigkeit und Reinheit dem unsern sehr überlegen ist, denn diese wertvollen Eigenschaften benehmen ihm nicht die Festigkeit, und so dünn es auch ist, scheint es in keiner Weise durch. Ein sehr kenntnisreicher Korrektor – in Paris trifft man unter den Korrektoren Gelehrte: Fourier und Pierre Leroux sind in diesem Augenblick Korrektoren bei Lachevardière! ... – also, der Graf von St. Simon, der damals gerade Korrektor war, trat während dieser Diskussion zu uns. Er sagte uns, daß nach Kempfer und du Halde die Brussonatia den Chinesen den Stoff zu ihrem Papier lieferte, das, wie das unsere übrigens auch, ganz pflanzlicher Herkunft sei. Ein anderer Korrektor behauptete, das Chinapapier werde hauptsächlich aus einem tierischen Stoff, nämlich der Seide, hergestellt, die es in China so im Überfluß gibt. Es wurde in meiner Anwesenheit eine Wette abgeschlossen. Da die Firma Didot die Druckerei des Instituts ist, war es natürlich, daß die Debatte Mitgliedern dieser gelehrten Versammlung zur Entscheidung vorgelegt wurde. Herr Marcel, der frühere Direktor der kaiserlichen Druckerei, wurde zum Schiedsrichter ernannt und verwies die beiden Korrektoren an den Abbé Grozier, den Bibliothekar am Arsenal. Nach dem Urteil des Abbé Grozier verloren die Korrektoren alle beide ihre Wette. Das Chinapapier wird weder aus Seide noch aus der Brussonatia hergestellt; sein Brei entstammt den zerriebenen Fasern des Bambus. Der Abbé Grozier besaß ein chinesisches Buch, ein zugleich ikonographisches und technologisches Werk, in dem sich zahlreiche Abbildungen befanden, die die Herstellung des Papiers in allen ihren Phasen darstellten, und er zeigte uns eine Wiedergabe von Bambusschäften, wie sie haufenweise in der Ecke einer Papierwerkstatt lagen, die vortrefflich gezeichnet war. Als Lucien mir sagte, Ihr Vater hätte vermöge einer Art Intuition, wie sie den begabten Menschen eigen ist, von einem Mittel eine Ahnung gehabt, wie man die Wäschereste durch einen überaus verbreiteten pflanzlichen Stoff ersetzen könnte, der unmittelbar der Bodenproduktion entnommen werden könnte, wie es die Chinesen machen, wenn sie sich faserhaltiger Stämme bedienen, da habe ich alle Versuche, die meine Vorgänger angestellt hatten, zusammengestellt und mich endlich daran gemacht, die Frage zu studieren. Der Bambus ist eine Art Schilfrohr: naturgemäß dachte ich an die Schilfrohre unseres Landes. Die Handarbeit spielt in China keine Rolle, ein Tag kostet dort drei Sous: daher können die Chinesen ihr Papier,

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