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Verlorene Liebe

Verlorene Liebe

Titel: Verlorene Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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vermeiden.« Er zog die Schlüssel ab und öffnete den Kofferraum. Von ihrem Make-up war nicht mehr als ein paar Mascara-Flecken übriggeblieben. »Ist mit Ihnen alles in Ordnung?«
    »Geht so.« Sie warf einen Blick zurück auf das Haus ihrer Schwester. Ihre Mutter hatte gerade in der Küche Licht gemacht. »Morgen früh begleite ich meine Eltern zum Flughafen. Es hilft keinem von uns, wenn sie noch länger hierbleiben; deswegen fiel es mir nicht schwer, sie von der Notwendigkeit der Abreise zu überzeugen. Die beiden geben sich gegenseitig genug Halt.« Sie fuhr sich mit den Händen über die Hose, wußte nicht, wohin mit ihnen, und ließ sie schließlich in den Taschen verschwinden. »Wissen Sie, bis vor ein paar Tagen ist mir nie klar gewesen, wie sehr die zwei miteinander verheiratet sind, wie sehr sie ein Paar sind.«
    »In solchen Situationen ist es sehr wichtig, einen Partner zu haben.«
    »Ich denke, sie kommen darüber hinweg. Sie haben … sich bereits mit Kathleens Tod abgefunden.«
    »Und wie steht’s mit Ihnen?«
    Grace sah ihn einen Moment an und wandte dann rasch den Blick ab. Die Antwort stand in ihren Augen zu lesen. Sie hatte den Verlust ihrer Schwester noch längst nicht verarbeitet. »Meine Eltern fliegen erst für ein paar Tage nach Hause und reisen dann nach Kalifornien, um Kevin, den Sohn meiner Schwester, zu sehen.«
    »Fliegen Sie nicht mit ihnen dorthin?«
    »Nein. Ich habe es mir durch den Kopf gehen lassen, aber im Moment wäre das keine so gute Idee. Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll, aber irgendwie hat die Beerdigung sie beruhigt.«
    »Sie nicht?«
    »Ich habe die ganze Veranstaltung gehaßt. Sobald ich wieder in New York bin, werde ich mich an ein Krematorium wenden, um Vorsorge für mein eigenes Begräbnis zu treffen.« Sie fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. »Gott, das klingt krank, nicht wahr?«
    »Nein, nicht unbedingt. Beerdigungen zwingen einen, sich mit dem Tod auseinanderzusetzen. Das ist ihr eigentlicher Sinn und Zweck, oder?«
    »Ich habe den ganzen Tag über ihren Sinn und Zweck nachgedacht. Und ich glaube, ich ziehe unter allen Formen die Wikinger-Bestattung vor. Draußen auf hoher See in einem brennenden Boot zu vergehen. Mir behagt einfach die Vorstellung nicht, in einer Kiste verscharrt zu werden.« Sie bekam sich wieder in den Griff und drehte sich zu Ed um. Wie viel angenehmer war es doch, sich von den Kindern, die auf der Straße spielten, und den erblühenden Blumen ablenken zu lassen. »Tut mir leid. Ich bin aus dem Haus geflüchtet, weil ich nicht länger grübeln wollte. Meinen Eltern habe ich gesagt, ich wollte einen kleinen Spaziergang unternehmen. Sehr weit bin ich nicht gerade gekommen, was?«
    »Möchten Sie sich denn noch etwas die Beine vertreten?«
    Grace schüttelte den Kopf und legte ihm eine Hand auf den Arm. Wie dezent er doch war. Sie war schon die ganze Zeit auf der Suche nach einer kurzen und treffenden Beschreibung für ihn gewesen, und gerade war sie ihr in den Sinn gekommen. »Sie sind ein sehr netter Mann. Ich möchte mich dafür entschuldigen, Sie gestern abend so angefahren zu haben.«
    »Ist schon okay. Sie hatten gar nicht so unrecht.« Eine Mutter erschien auf einer Veranda und rief ihre Kinder zum Essen. Sie bettelten so lange, bis sie noch eine Viertelstunde herausgeschlagen hatten.
    »Mir tut eigentlich nicht leid, was ich gesagt habe, sondern wie ich es gesagt habe. In meinem Leben gibt es immer wieder längere Perioden, in denen ich wenig Kontakt zu anderen Menschen habe. Und wenn ich mich dann wieder unters Volk mische, endet es regelmäßig damit, daß ich meine Umgebung bedränge oder aus der Haut fahre.« Grace sah den Kindern beim Spielen zu. Sie erinnerte sich, daß sie in ihrer Kindheit versucht hatte, so schnell zu rennen, wie sie nur konnte, um den Sonnenuntergang zu schlagen. Kathleen und sie waren in einer Straße aufgewachsen, die sich von dieser hier kaum unterschied. »Dann sind wir immer noch Freunde?«
    »Aber sicher.«
    Er ergriff die Hand, die sie ihm hinhielt.
    Genau das brauchte sie jetzt, wurde ihr in dem Moment klar, als er sie berührte. »Heißt das, daß wir uns noch zum Dinner verabreden können, bevor ich abreise?«
    Er ließ ihre Hand nicht los und umschloß sie mit seinen kräftigen Fingern. »Wann wollen Sie denn fort?«
    »Ich weiß noch nicht so genau. Es gibt hier noch allerlei zu erledigen. Vielleicht nächste Woche.« Ohne nachzudenken und nur, weil es ihr angenehm war, hob sie seine

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