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Verlorene Liebe

Verlorene Liebe

Titel: Verlorene Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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gewarnt oder Hilfe angeboten wurde: Drogen, Selbstmord, Kindesmißhandlung und ähnliches mehr. Die Jalousien mußten dringend abgestaubt werden, und am Süßigkeitenautomat hingen ein Schild mit der Aufschrift: AUSSER BETRIEB.
    Im Mordkommissariat telefonierten etliche Detectives, während andere angestrengt über ihre Schreibmaschinen gebeugt waren. Ein Mann war auf der Suche nach etwas Trinkbarem halb im verbeulten Kühlschrank verschwunden. Grace drang der Geruch von Kaffee und einem Thunfisch-Sandwich in die Nase.
    »Kann ich Ihnen helfen?«
    Sie zuckte bei dieser Anrede zusammen, und ihr wurde bewußt, wie blank ihre Nerven lagen. Der Polizist war Mitte Zwanzig, hatte dunkles Haar und ein Grübchen am Kinn. Grace hielt krampfhaft die Handtasche fest, um ihre Finger nicht zu sehr zittern zu lassen.
    »Ich muß dringend Detective Jackson sprechen.«
    »Der ist zur Zeit unterwegs.« Nach einer Minute erkannte der Polizist sie. Er schien kein großer Leser zu sein, hatte ihr Bild aber in der Morgenzeitung gesehen. »Miß McCabe?«
    »Ja?«
    »Sie können auf ihn warten. Oder ich könnte feststellen, ob der Captain für Sie zu sprechen ist.«
    Der Captain. Sie kannte ihn genausowenig wie diesen jungen Mann mit dem Kinngrübchen hier. Und schließlich war sie gekommen, um Ed zu sehen. »Danke, aber ich warte lieber.«
    Da er zwei Colabecher und eine dicke Akte trug, konnte er sie nur mit einer Kopfbewegung auf den freien Stuhl in der Ecke hinweisen. Grace ließ sich dort nieder, schloß die Hände über der Handtasche und übte sich in Geduld.
    Einmal bemerkte sie eine blonde, attraktive Frau, die hereinkam. In ihrem rosafarbenen Seidenkostüm erweckte sie nicht den Anschein, irgend etwas mit dem Mordkommissariat zu schaffen zu haben. Entweder eine Managerin oder die Gattin eines Politikers, vermutete Grace. Doch es mangelte ihr an der Energie, ihre Fantasie jetzt, wie sie es sonst zu tun pflegte, weiter zu bemühen und sich zu der Erscheinung eine Biographie auszudenken. Sie wandte den Blick wieder der Halle zu.
    »Hallo, Tess!« rief der junge Polizist von seinem Schreibtisch. »Wurde auch höchste Zeit, daß etwas Klasse in diesen Laden kommt.«
    Sie lächelte und trat zu ihm. »Ist Ben nicht da?«
    »Läuft draußen durch die Stadt und spielt Detective.«
    »Ich habe gerade eine Stunde frei und dachte, er könnte sich etwas Zeit nehmen, um mit mir zu Mittag zu essen.«
    »Ich könnte ja für ihn einspringen.«
    »Tut mir leid, aber mein Mann ist ein sehr eifersüchtiger Bulle mit einer Kanone. Richten Sie ihm bitte aus, daß ich kurz hereingeschaut habe.«
    »Werden Sie uns helfen? Uns ein Psychoprofil des Mörders erstellen?«
    Tess zögerte. Natürlich hatte sie schon mit dem Gedanken gespielt und das auch einmal Ben gegenüber erwähnt. Aber seine grimmige Entgegnung und die vielen Fälle, um die sie sich sonst noch kümmern mußte, hatten es ihr ratsamer erscheinen lassen, die Finger davon zu lassen. »Ich glaube nicht. Teilen Sie Ben bitte mit, daß ich was beim Chinesen besorge und um achtzehn Uhr zu Hause bin. Nein, besser achtzehn Uhr dreißig.«
    »Einige Männer haben wirklich mehr Glück als Verstand.«
    »Das müssen Sie ihm natürlich auch sagen.« Tess machte sich auf den Weg zur Tür, als ihr Blick auf Grace fiel. Sie erkannte sie gleich von den Fotos auf den Buchumschlägen und in der Zeitung wieder. Und sie bemerkte sofort den Streß und den Kummer in ihren Zügen. Der Psychologin in ihr war es unmöglich, jetzt einfach weiterzugehen. Sie trat zu ihr und wartete, bis sie aufblickte. »Miß McCabe?«
    Bitte, kein Fan, dachte Grace. Nicht hier und nicht jetzt. Tess bemerkte, wie ihr Gegenüber in Abwehrhaltung ging, und streckte die Hand aus.
    »Ich bin Tess Paris, die Frau von Ben.«
    »Oh, hallo.«
    »Warten Sie hier auf Ed?«
    »Ja.«
    »Sieht so aus, als hätten wir beide kein Glück. Möchten Sie einen Kaffee?«
    Grace zögerte und wollte gerade höflich ablehnen, als eine weinende Frau in den Raum geführt wurde.
    »Mein Sohn ist ein guter Junge. Ein lieber Junge. Er hat sich doch nur verteidigt. Sie dürfen ihn nicht hier festhalten.«
    Grace verfolgte, wie ein weiblicher Detective sie zu einem Stuhl führte und dann beruhigend auf sie einredete. Beide Frauen waren blutbespritzt.
    »Ja«, sagte sie rasch, »ein Kaffee wäre jetzt genau das richtige.« Sie erhob sich und trat hinaus auf den Flur. Tess holte Kleingeld aus ihrer Handtasche und steckte es in den Automaten. »Mit

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