Verlorene Seelen - Carola Pütz erster Fall (Der neue Roman vom Autor der Oliver-Hell-Reihe)
Beispiel die Kursächsische Halbmeilensäule von 1724 und das Schillerdenkmal.
Sie entschied sich für das Albert Bad. Das Schneetreiben war stärker geworden. Die Flocken größer. Benetzten ihr Gesicht. Sie blinzelte. Das Albert Bad war nicht weit entfernt. An der nächsten Kreuzung lag zu ihrer Rechten das Königliche Kurhaus. Im Sch neetreiben sah das alte, wunderschöne Gebäude äußerst romantisch aus. Sie orientierte sich. Sie stand in der Bahnhofstraße. Auf der anderen Seite der Bahnhofstraße stand das große, hochherrschaftliche Gebäude. Eine kleine Brücke führte über die Weiße Elster, sie überquerte sie, und schon stand sie vor dem alten, noblen Badehaus.
Der Mittelteil des rosa gestrichenen Gebäudes hatte einen steinernen Vorbau. Dort befand sich der Haupteingang. Darüber gab es einen Balkon mit einem verschnörkelten Gitter. In goldenen Lettern stand über dem Balkon ‚Albert Bad‘ geschrieben. Auf der kupfernen Haube, die auf dem Dach des Hauptgebäudes saß, lag jetzt ein wenig Schnee auf der grünlichen Patina des Kupfers.
Rechts und links des mit einem Walmdach gekrönten Mittelgebäudes schlossen sich niedrigere, lang gezogene Bauten an. Hier dominierten die blau gestrichenen Schlagläden, die jedes der sechzehn Fenster rahmten. An den Eckpunkten saßen viereckige, dreistöckige Gebäude. Auch hier gab es im Obergeschoss große Fenster mit einem Balkon.
Der Wind peitschte ihr die Schneeflocken nun heftig ins Gesicht. Sie fing an , zu blinzeln, und senkte den Kopf. Sie ging am Albert Bad vorbei in Richtung der Marienquelle weiter. Ihr Schritt wurde schneller. Das flache Gebäude hatte große Glasflächen. Eine verglaste Rotunde saß mittig über dem Brunnen mit seiner Schale, aus der das Quellwasser floss. Auf diesem Dach stand, von Weitem sichtbar, eine vergoldete Statue einer Kugelträgerin.
War das die Quelle, von der der Bademeister sprach?
Sie öffnete die Eingangstüre. Carola Pütz war froh, sich nun in einem geschlossenen Raum zu befinden. Niemand außer ihr war in dem Quellengebäude. Sie setzte sich auf eine Bank und lauschte in die Stille, die nur von dem Plätschern des Quellwassers gestört wurde. Auf eine sehr angenehme Art. Sie schloss ihre Augen. Horchte in sich hinein. Carola Pütz liebte das Geräusch von fließendem Wasser. Es beruhigte sie. Ihre Macke hatte Pause. Seit dem unseligen Streit mit Lara Kaiser war sie ruhig. Es gab keine Reize. Weder von außen noch von innen.
Was sie nie gedacht hätte, der Aufenthalt in der Kurklinik tat ihr gut. Noch war gar nicht viel mit ihr passiert, also schrieb sie es der veränderten Umgebung und der Ruhe zu, dass es ihr besser ging. Mit einem Strahlen öffnete sie ihre Augen.
Neben der Schale mit der Quelle stand ein großer, schlanker Mann mit dem Rücken zu ihr. Er trug einen langen, schwarzen Mantel, der die schon leicht grauen Haare gut zur Geltung brachte. Carola Pütz nahm ihn nicht wahr, obwohl er die einzige Person weit und breit war. Bis er sich herumdrehte und sich ihre Blicke trafen. Sie erschrak.
An wen erinnerte sie dieser Mann? An wen erinnerten sie diese Augen?
Blau, intensiv, aber nicht stechend.
Sie konnte den Blick nicht von ihm lassen. Sein Kinn zierte ein kleiner, zierlicher Bart wie ein flüchtiger Pinselstrich eines Malers. Ebenfalls grau.
Jetzt fingen seine Augen an, zu lächeln. Eher etwas verwirrt, als selbstsicher, lächelte sie ebenfalls. Er ging an ihr vorbei und flüsterte ein „Guten Tag“, als wolle er die Stille des Ortes nicht stören. Ein Dialekt. Er war offensichtlich Schweizer. Sie antwortete mit einem gehauchten Gruß. Dann ging er weiter. Carola Pütz schaute ihm nach. Dann schüttelte sie den Kopf.
Was war denn los mit ihr?
Erst flirtete sie ungeniert mit dem Bademeister, jetzt ließ sie sich auf einen Augenflirt mit einem Fremden ein. Seit ihrer Scheidung von ihrem Mann vor über einem Jahr hatte sie so etwas nicht mehr zugelassen. Etwas in ihr hatte wohl großen Nachholbedarf. Sie schmunzelte. Wohin wird es dich noch führen? Sie blickte sich erneut um. Der Fremde war verschwunden.
*
Nachdem sie bei ihrer Rückkehr völlig verfroren einen Kaffee zum Aufwärmen getrunken hatte, um sich von innen zu wärmen, verbrachte sie danach eine Stunde in einer heißen Badewanne.
Unwillig verließ sie die Wanne und trocknete sich mit einem riesigen Badetuch ab. Sie knotete sich das Tuch um, rubbelte sich die Haare trocken.
Mit der linken Hand wischte sie den beschlagenen Spiegel
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