Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verlorene Seelen

Verlorene Seelen

Titel: Verlorene Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
fühlen, weil Sie ihm einen Korb gegeben haben und mit mir hier sind.«
    Verlegen wand sich Tess unter seinem Arm hin und her.
    »Ich habe ihm gesagt, daß ich bereits verabredet sei.«
    »Oh. Sie haben gelogen.«
    Das sagte er mit einer solchen Freude, daß sie lachen mußte. »Ich bin auch nicht perfekt.«
    »Das macht alles wesentlich einfacher.«
    Der Abend, an dem sie nach Bens Aussage früh zu Bett gehen mußten, endete um zwei Uhr morgens, als sie den Korridor, der zu Tess’ Apartment führte, entlanggingen.
    »Morgen früh werde ich das alles bereuen«, sagte sie gähnend.
    »Dabei habe ich Sie doch noch gar nicht gebeten, mit mir ins Bett zu gehen.«
    Das Gähnen ging in ein gedämpftes Lachen über. »Ich dachte eher an die halbe Flasche Wein, die ich getrunken habe, und die fünf Stunden Schlaf.« Sie blieb an der Tür stehen und lehnte sich dagegen. »Ich hätte nicht erwartet, mich so gut zu amüsieren.«
    77
    Er auch nicht. »Warum versuchen wir es nicht noch mal? Vielleicht klappt es dann nicht.«
    Sie dachte volle drei Sekunden darüber nach. »In Ordnung, und wann?«
    »Morgen abend findet im Kino ein Bogart-Festival statt.«
    »Der Malteserfalke?«
    »Und Tote schlafen fest.«
    Sie lächelte. Ihr war angenehm schläfrig zumute.
    »Okay.« Als er nähertrat, erwartete sie, daß er sie küssen würde. Daß die Vorstellung ihr gefiel, hielt sie nur für natürlich. Das Verlangen, in die Arme genommen und berührt zu werden, war sehr menschlich. Ihre Augen schlossen sich halb, und ihr Herz schlug ein klein wenig schneller.
    »Dieses Mickymaus-Schloß müssen Sie aber
    auswechseln.«
    Ihre Wimpern flatterten wieder nach oben. »Wie?«
    »Ihr Türschloß ist ein Witz, Tess.« Er fuhr ihr mit dem Finger den Nasenrücken entlang und weidete sich an ihrer Verwirrung. »Wenn man in einem unbewachten Gebäude wohnt, sollte man ein Einriegelschloß an der Tür haben.«
    »Ein Einriegelschloß.« Mit einem kurzen Lachen richtete sie sich auf und langte nach ihren Schlüsseln.
    »Einem Polizisten werde ich nicht widersprechen.«
    »Freut mich zu hören.« Er faßte sie bei den Händen und küßte sie, bevor sie sich wieder darauf eingestellt hatte.
    Später, als sie wieder klar denken konnte, fragte sie sich, ob er es so geplant hatte.
    Es war albern anzunehmen, daß ein Kuß, der so sanft, so ungezwungen war wie dieser, Druckwellen im Körper auslösen könne. Das Blut erhitzte sich nicht wirklich, und 78
    es war auch nicht so, daß sich im Kopf tatsächlich alles drehte. Sie wußte es besser, empfand es aber trotzdem so.
    Ohne etwas anderes als ihre Hände zu berühren, riß er sie fort.
    Sein Mund war geschickt, aber das hatte sie auch vermutet. Seine Lippen waren warm und weich, und bevor er seine Zunge in ihren Mund gleiten ließ, schabte er mit seinen Zähnen über ihre Lippe, was alles noch ein wenig erregender machte. Sie sagte sich, daß es an der späten Stunde, am Wein und daran lag, daß sie entspannt war, und gab sich dem Augenblick ohne ihre übliche
    Zurückhaltung hin.
    Er hatte sie für kühl und ein wenig reserviert gehalten.
    Die Hitze, die Leidenschaftlichkeit, die zärtlichen Gefühle, die von ihr ausgingen und sich auf ihn übertrugen, hatte er nicht erwartet. Ebensowenig hatte er die sofortige Vertrautheit erwartet, wie sie nur zwischen Liebenden besteht, die sich schon lange kennen. Er kannte sich mit Frauen gut aus – zumindest hatte er das bisher angenommen. Tess war ihm ein Rätsel, das nach einer Lösung verlangte.
    Sinnliche Begierde war ihm vertraut – noch etwas, von dem er bisher angenommen hatte, es gut zu verstehen.
    Doch er konnte sich nicht erinnern, daß sie ihn je so heftig, so atemberaubend befallen hatte. Er wollte Tess haben, jetzt, sofort, unbedingt. Normalerweise hätte er die Sache durchgezogen. Das war nur natürlich. Aus unerfindlichen Gründen ließ er sie los und trat zurück.
    Einen Augenblick lang starrten sie einander bloß an.
    »Das könnte ein Problem werden«, brachte er nach einigen Sekunden hervor.
    »Stimmt.« Sie schluckte und konzentrierte sich auf das kühle Metall der Schlüssel in ihrer Hand.
    79
    »Leg die Sicherheitskette vor, ja? Wir sehen uns dann morgen.«
    Beim ersten Versuch verfehlte sie das Schlüsselloch um einen halben Zentimeter und fluchte; beim zweitenmal klappte es dann. »Gute Nacht, Ben.«
    »Gute Nacht.«
    Er wartete, bis er das Klicken des Schlosses und das Rasseln der Kette hörte. Dann drehte er sich um und ging den Korridor

Weitere Kostenlose Bücher