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Verlorene Seelen

Verlorene Seelen

Titel: Verlorene Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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zu, wie Tanya mit jammernder Stimme vom Lügen und Betrügen sang.
    »Hmm? O ja, ich auch.«
    »Sieht so aus, als würden wir nächsten Monat ein paar Tage auf dem Gericht verbringen. Müßte dem
    Staatsanwalt eigentlich gelingen, ihn schnell
    festzunageln.«
    »Das will ich ihm auch geraten haben. Schließlich haben wir uns den Arsch aufgerissen, um die Beweise
    zusammenzubringen.«
    Abermals breitete sich Schweigen aus. Ed summte Tanyas Lied mit, sang ein paar Takte des Refrains, dann 109
    summte er wieder mit. »Hast du schon von Lowensteins Küche gehört? Ihr Mann hat sie unter Wasser gesetzt. Der Müllschlucker ist wieder mal kaputt.«
    »So ist das eben, wenn man einem Buchhalter einen Schraubenschlüssel in die Hand gibt.« Ben kurbelte das Fenster ein Stück herunter, damit der Rauch seiner Zigarette abziehen konnte.
    »Das ist die fünfzehnte«, sagte Ed in mildem Ton. »Es bringt nichts, wenn du dich über diese Pressekonferenz ärgerst.«
    »Ich ärgere mich über gar nichts. Ich rauche einfach gern.« Zum Beweis machte er einen Lungenzug,
    widerstand aber der Versuchung, den Rauch in Eds Richtung zu blasen. »Das ist einer der wenigen echten Genüsse des Lebens.«
    »Sich zu besaufen und sich auf die Schuhe zu kotzen ebenfalls.«
    »Meine Schuhe sind sauber, Jackson. Ich kann mich an jemanden erinnern, der wie eine gefällte Eiche umgekippt ist, nachdem er sich zwei Flaschen Wodka mit
    Karottensaft hinter die Binde gegossen hatte.«
    »Ich wollte nur ein Nickerchen machen.«
    »Klar, auf dem Gesicht liegend. Wenn ich dich nicht aufgefangen hätte – wobei ich mir beinahe einen Bruch gehoben habe –, hättest du dir deinen Riechkolben gebrochen. Worüber, zum Teufel, grinst du eigentlich?«
    »Wenn du meckerst, tust du dir wenigstens nicht selbst leid. Weißt du, Ben, sie hat wirklich eine gute Figur gemacht.«
    »Wer behauptet denn das Gegenteil?« Ben biß in den Filter, als er an seiner Zigarette zog. »Und wer sagt, daß ich überhaupt an sie gedacht habe?«
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    »An wen?«
    »An Tess.«
    »Ich habe ihren Namen mit keiner Silbe erwähnt.« Ed gab Gas, als eine Ampel auf Gelb schaltete, und flitzte durch, als sie auf Rot umsprang.
    »Laß diese Spitzfindigkeiten. Die Ampel war übrigens rot.«
    »Gelb.«
    »Sie war rot, du farbenblinder Armleuchter. Man sollte dir wirklich den Führerschein entziehen. Ich riskiere jedesmal mein Leben, wenn ich mit dir zusammen fahre.
    Eigentlich müßte ich schon einen ganzen Koffer voller Auszeichnungen wegen Tapferkeit haben.«
    »Gut sah sie auch aus«, sagte Ed. »Tolle Beine.«
    »Das hast du schon mal gesagt.« Er drehte die Heizung auf, da die Luft, die durch das einen Spaltbreit geöffnete Fenster hereinkam, eisig war. »Jedenfalls sah sie so aus, als könne sie einen Mann auf zwanzig Schritt Entfernung zur Salzsäule erstarren lassen.«
    »Kleidung signalisiert immer etwas. Autorität, Unentschlossenheit, Gelassenheit. Offensichtlich war sie darauf aus, unnahbar und kompetent zu erscheinen. Ich glaube, sie hatte diese Reporter schon in der Tasche, bevor sie auch nur den Mund aufmachte.«
    »Jemand sollte dein Abonnement des Reader’s Digest kündigen«, murmelte Ben. Die großen alten Bäume, die am Straßenrand standen, hatten ihre ganze Farbenpracht entfaltet. Die Blätter waren weich und geschmeidig und spielten in den lebhaftesten roten, gelben und orangefarbenen Tönen. Noch eine Woche, dann würden sie als trockenes Laub auf den Bürgersteigen und in den Rinnsteinen liegen oder raschelnd über den Asphalt 111
    treiben. Ben warf die Zigarette aus dem Fenster und kurbelte es fest zu.
    »Okay, sie hat ihre Sache also gut gemacht. Das Problem ist nur, daß die Presse das Ganze tagelang durchkauen wird. Auf Verrückte sind die Medien immer besonders scharf.« Er warf einen Blick auf die alten, ehrwürdigen Gebäude, die hinter den alten, ehrwürdigen Bäumen standen. Es war ein Gebäudetypus, der zu ihrer Welt gehörte und den er nur von außen kannte. »Und sie hat wirklich tolle Beine, verdammt noch mal.«
    »Gescheit ist sie auch. Man vergibt sich doch nichts, wenn man als Mann den Verstand einer Frau bewundert.«
    »Was verstehst du denn von weiblichem Verstand? Die letzte Frau, mit der du ein Rendezvous hattest, hatte den IQ eines weichgekochten Eis. Und was ist das eigentlich für eine Scheiße, die wir da gerade hören?«
    Ed lächelte. Er freute sich, daß sein Partner wieder ganz der alte war. »Tanya Tucker.«
    »Mein Gott.« Ben rutschte auf

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