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Verlorene Seelen

Verlorene Seelen

Titel: Verlorene Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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»Wahrscheinlich habe ich allerlei von mir gegeben. Bin ja schließlich nicht mehr der Jüngste.«
    »Du hast gesagt, daß ich mir einen Beruf ausgesucht habe, der es mir erlaubt, den Menschen in die Köpfe zu schauen, daß ich aber nie ihr Herz vergessen solle. Und das habe ich auch nicht.«
    »Was war ich an dem Tag stolz auf dich. Bin ich immer noch.«
    Sie lächelte und nahm ihre Serviette in die Hand. »Du hast Ketchup am Kinn, Senator«, murmelte sie und wischte den Klecks ab.

    Dreieinhalb Meilen entfernt waren Ben und Ed gerade 226
    dabei, sich vollaufen zu lassen. Die Kneipe, die mit Weinflaschen dekoriert war, hatte zahlreiche Stammgäste und einen blinden Klavierspieler, der mit gedämpfter Stimme Rockballaden sang. Sein Trinkgeldglas war erst halb voll, aber der Abend war ja noch jung. Ihr Tisch hatte ungefähr die Größe eines Platzdeckchens und gehörte zu einer Reihe dicht an dicht stehender anderer Tische. Ed arbeitete sich gerade durch einen Pastasalat. Ben begnügte sich mit den Nüssen, die auf dem Tisch standen.
    »Wenn du zuviel davon ißt«, sagte Ben mit einer Kopfbewegung in Richtung Teller, »wirst du zum Yuppie.«
    »Wenn man keinen Weißwein trinkt, kann man kein Yuppie werden.«
    »Bist du sicher?«
    »Absolut.«
    Ben nahm ihn beim Wort und klaute ihm eine Nudel.
    »Hast du im Dezernat was Neues erfahren?«
    Ben nahm sein Glas in die Hand und sah einer Frau mit kurzem Lederrock nach, die an ihrem Tisch vorbeiging.
    »Bigsby ist in dem Drugstore gewesen, wo er die Postanweisung gekauft hat. Fehlanzeige. Wer erinnert sich schon an jemand, der vor drei Monaten eine
    Postanweisung gekauft hat? Machst du dir da kein Salz drauf?«
    »Du spinnst wohl!« Ed bestellte eine weitere Runde. Bis jetzt war noch keiner von ihnen betrunken, obwohl sie sich durchaus Mühe gaben.
    »Fährst du am Samstag ins Kinikee-Stadion, um dir das Spiel anzusehen?«

»Ich muß mir Apartments ansehen. Bis zum ersten Dezember muß ich ausgezogen sein.«
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    »Das mit dem Apartment solltest du lassen«, bemerkte Ben, während er sich seinem neuen Drink zuwandte.
    »Geld für Miete ist Geld, das man aus dem Fenster wirft.
    Du solltest daran denken, dir eine Wohnung zu kaufen und dein Geld anzulegen.«
    »Zu kaufen?« Ed nahm einen Löffel und rührte seinen Drink um. »Du meinst, ein Haus?«
    »Genau. Du mußt doch verrückt sein, jeden Monat dein Geld zum Fenster rauszuwerfen.«
    »Hast du denn die Absicht, ein Haus zu kaufen?«
    »Bei meinem Gehalt?« Ben lachte und kippte mit seinem Stuhl nach hinten. Mehr Platz gab es nicht.
    »Wenn ich mich recht erinnere, verdiene ich genauso viel wie du.«
    »Ich werde dir sagen, was du tun mußt, Partner. Du mußt heiraten.« Statt etwas zu erwidern, trank Ed sein Glas zur Hälfte leer. »Das meine ich ganz im Ernst. Such dir eine Frau, vergewissere dich, daß sie einen guten Job hat – im Sinne von Erfolg, meine ich, damit sie später nicht auf den Gedanken kommt, den Job hinzuschmeißen. Es wäre auch nicht übel, wenn du eine fändest, die du längere Zeit ansehen kannst, ohne daß dir dabei schlecht wird. Dann legt ihr euer Gehalt zusammen, kauft ein Haus, und du hörst damit auf, dein Geld für Miete zu vergeuden.«
    »Weil mein Apartment in eine Eigentumswohnung
    umgewandelt wird, muß ich also heiraten?«
    »So geht das in unserem System. Laß uns jemand dazu befragen, der unparteiisch ist.« Ben beugte sich zu der Frau hinüber, die neben ihm saß. »Entschuldigen Sie bitte, aber glauben Sie nicht auch, daß bei der heutigen sozialen und gesamtwirtschaftlichen Lage zwei so billig leben können wie einer? Daß zwei, wenn man die Kaufkraft 228
    einer Familie mit zwei Einkommen in Betracht zieht, sogar fast immer billiger leben können als einer?«
    Die Frau stellte ihre Schorle hin und sah Ben
    nachdenklich an. »Ist das eine Anmache?«
    »Nein, eine spontane Meinungsumfrage. Das Apartment meines Partners wird nämlich in eine Eigentumswohnung umgewandelt.«
    »Das haben die Dreckskerle bei meinem Apartment auch gemacht. Jetzt brauche ich zwanzig Minuten, um mit der U-Bahn zur Arbeit zu fahren.«
    »Sie haben einen Job?«
    »Na sicher. Ich bin Abteilungsleiterin bei Woodies, Damenbekleidung für höhere Ansprüche.«
    »Abteilungsleiterin?«
    »So ist es.«
    »Na also, Ed.« Ben beugte sich zu seinem Partner.
    »Deine zukünftige Braut.«
    »Trink lieber noch was, Ben.«
    »Du läßt dir eine ideale Gelegenheit entgehen. Warum tauschen wir nicht den Platz, damit du …«

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