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Verlorene Seelen

Verlorene Seelen

Titel: Verlorene Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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würde selbst gern mit Joey darüber reden und vielleicht mit ihm hinfahren, damit er sich alles ansehen kann.«
    »In Ordnung. Danke, Frau Doktor.«
    Nachdem Tess die Tür hinter ihm geschlossen hatte, zog sie sich die Nadeln aus dem Haar. Der Druck ließ nach, und nur ein dumpfer Schmerz blieb zurück. Ruhig schlafen würde sie wohl erst wieder können, wenn Joey in der Klinik behandelt wurde. Zumindest, fand sie, hatten sie den richtigen Weg eingeschlagen. Monroe war von ihrem Vorschlag zwar nicht begeistert gewesen, doch sie glaubte, daß er die Sache durchsetzen würde.
    Tess schloß Joeys Akte und die Tonbandaufnahmen weg. Die Kassette von der letzten Sitzung behielt sie einen Moment in der Hand. Er hatte im Verlauf der Sitzung zweimal vom Tod gesprochen, beide Male auf ganz sachliche, nüchterne Weise. Er hatte es nicht Sterben, sondern Aussteigen genannt. Der Tod als Möglichkeit, eine Wahl zu treffen. Sie ließ die letzte Tonbandaufnahme draußen und beschloß, am nächsten Vormittag den Direktor der Klinik anzurufen.
    Als ihr Telefon klingelte, hätte sie beinahe aufgestöhnt.
    Sie brauchte nicht ranzugehen. Nach dem vierten Klingeln würde ihr Anrufbeantwortungsdienst das Gespräch entgegennehmen und sich mit ihr in Verbindung setzen, falls es etwas Wichtiges war. Dann besann sie sich eines 218
    anderen und ging mit Joeys Kassette in der Hand zum Telefon, um den Hörer abzunehmen.
    »Hallo, Dr. Court.«
    In dem Schweigen, das darauf folgte, hörte sie, wie jemand schwer atmete. Außerdem war Verkehrslärm zu vernehmen. Mechanisch zog sie einen Schreibblock zu sich heran und nahm einen Bleistift in die Hand.
    »Hier ist Dr. Court. Kann ich Ihnen helfen?«
    »Können Sie das?«
    Die Stimme war nur ein Flüstern. Sie war nicht von panischer Angst erfüllt, wie Tess halbwegs erwartet hatte, sondern von Verzweiflung. »Ich kann es versuchen.
    Möchten Sie das?«
    »Sie waren nicht da. Wenn Sie dagewesen wären, dann wäre es vielleicht anders gekommen.«
    »Jetzt bin ich aber da. Möchten Sie mich aufsuchen?«
    »Das geht nicht.« Sie hörte ein abgrundtiefes, würgendes Schluchzen. »Dann würden Sie Bescheid wissen.«
    »Ich kann auch zu Ihnen kommen. Warum verraten Sie mir nicht Ihren Namen und sagen mir, wo Sie sind?«
    Dann hörte sie es klicken.
    Kaum einen Block entfernt lehnte ein Mann in dunklem Mantel an einem Münzfernsprecher und weinte vor Schmerz und Verwirrung.
    »Verdammt!« Tess warf einen Blick auf die Notizen, die sie sich während des Gesprächs gemacht hatte. Wenn es ein Patient gewesen war, dann hatte sie seine Stimme nicht erkannt. Für den Fall, daß das Telefon erneut klingelte, blieb sie noch eine Viertelstunde im Büro. Dann packte sie ihre Sachen zusammen und ging.
    Im Gang wartete Frank Füller.
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    »Na, da ist sie ja.« Rasch steckte er sein Atemspray in die Tasche. »Ich hab’ schon gedacht, du hast dein Büro hier aufgegeben.«
    Tess blickte zu ihrer Tür zurück, auf der groß und deutlich ihr Name und ihr Beruf standen. »Nein, noch nicht. Machst du heute abend Überstunden, Frank?«
    »Ach, du weißt ja, wie das so ist.« In Wirklichkeit hatte er die vergangene Stunde mit dem Versuch zugebracht, ein Date zu arrangieren. Allerdings ohne Erfolg. »Diese Beratertätigkeit bei der Polizei scheint dich ja mächtig in Anspruch zu nehmen.«
    »Scheint so, nicht wahr?« Selbst jemandem wie Tess, der die guten Manieren in Fleisch und Blut übergegangen waren, ging es ein wenig zu weit, nach einem
    anstrengenden Arbeitstag Small talk zu betreiben.
    Während sie auf den Fahrstuhl wartete, schweiften ihre Gedanken zu dem Anruf zurück.
    »Weißt du, Tess …« Er bediente sich seines alten Tricks, die Hand gegen die Wand zu stützen und sie förmlich einzukreisen. »Es würde dir, professionell gesprochen, vielleicht guttun, dich mit einem Kollegen über diese Sache auszutauschen. Ich bin gern bereit, in meinem Terminkalender ein Plätzchen für dich freizumachen.«
    »Sehr freundlich von dir, Frank, aber ich weiß ja, wieviel du zu tun hast.« Als die Fahrstuhltür aufging, trat sie in die Kabine. Während sie auf den Knopf fürs Erdgeschoß drückte und ihre Aktentasche in die andere Hand nahm, gesellte er sich neben sie.
    »Für dich habe ich immer Zeit, Tess, ob nun beruflich oder privat. Warum sprechen wir nicht bei einem Drink über die ganze Sache?«
    »Ich fürchte, ich darf überhaupt nicht darüber sprechen.«
    »Dann werden wir sicher ein anderes Gesprächsthema

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