Verlorene Träume (Windham-Reihe, Band 3) (German Edition)
ausgesprochen gut gelaunt und ertappte sich schon seit dem Erwachen immer wieder bei einem dümmlichen Grinsen.
Genau genommen hatte er schon ein Lächeln im Gesicht, als er die Augen aufschlug und Rose neben ihm lag. Sie hatte ihm die Decke fortgezogen und sich darin eingerollt. Ihr Haar war über das ganze Kopfkissen ausgebreitet und schimmerte in dem wenigen Licht, das durch die Bettvorhänge fiel. Er lag eine ganze Weile da und überlegte, ob er sie wecken sollte. Ein Teil seines Körpers unterstützte diese Idee drängend, aber ihr gleichmäßiger Atem und ihre im Schlaf leicht geöffneten Lippen rührten ihn so, dass er das Bedürfnis niederrang.
„Lass mich dich lieben, Rose“, hatte er sie noch einmal gebeten und nicht mit ihrer Ablehnung gerechnet, aber Rose war eben immer für eine Überraschung gut. Sie hatte den Kopf geschüttelt und sich aufgesetzt, sodass er dachte, sie würde aufstehen und ihn verlassen. Aber stattdessen hatte sie nach den Schnüren seiner Hose gegriffen.
„Gleichberechtigung – schon vergessen? Diesmal werde ich dich lieben, Alex“, hatte sie ihn verbessert, und ihm eine unvergleichliche Nacht verschafft.
Sie hatte ihn Alex genannt – und es hatte sich so richtig angefühlt. Mühelos hatte sie die Distanz zwischen ihnen überwunden, und Alex wünschte, es könnte immer so zwischen ihnen sein. Nun überlegte er, ob er sich nicht besser verabschiedet hätte, anstatt sich wie ein Dieb im Morgengrauen davonzuschleichen, aber er hatte die Erinnerung an diese Nacht nicht durch einen erneuten Streit mit Rose verderben wollen. Und da sie beide Hitzköpfe waren, hätte es durchaus dazu kommen können.
Darum machte er sich auch auf den Weg, William Carter einen Besuch abzustatten. Vielleicht wusste Donovans Freund, mit wem dieser vor seinem Tod gesprochen haben könnte.
Er musste seine überraschend intensiven Gefühle für eine einfache Magd hinten anstellen und sich auf seine Aufgabe besinnen. Immerhin galt es, einen Mord zu beweisen und den Mörder zu überführen.
Er war fort. Zwei Abende später lag Rose in dem schmalen Bett in ihrer kleinen Kammer und kochte vor Wut. Wo steckte er nur? Warum hatte er sie wieder ohne ein Wort der Erklärung verlassen, nachdem sie doch diese wundervolle Nacht miteinander verbracht hatten? Sicher, eine Magd durfte nicht erwarten, von ihrem Dienstherrn in seine Pläne eingeweiht zu werden oder dass er sich gar bei ihr abmeldete, sobald er das Haus verließ. Dennoch ärgerte sie sich über Alex. Wenn sie doch nur Griffin irgendwo hätte finden können, aber auch der schien wie vom Erdboden verschluckt.
Lorna oder eine der anderen brauchte sie gar nicht fragen, denn deren feindselige Blicke verfolgten Rose, wo immer sie sich auch aufhielt. Sollten die dummen Ziegen ihr doch gestohlen bleiben.
Rose wälzte sich herum, aber sie konnte keinen Schlaf finden. Schließlich gab sie auf und schlich in die Küche, um einen Becher Milch zu trinken, der ihre Nerven beruhigen würde.
Als sie an der Stelle vorbeikam, an der der Ostflügel vom Haupthaus abzweigte, vernahm sie ein merkwürdiges Geräusch. Im ganzen Haus war es still. Alles schlief, was also war das?
„Alex?“, rief sie in die Dunkelheit und hasste es, wie hoffnungsvoll ihre Stimme klang. „Mylord, seid Ihr das?“
Keine Antwort. Sie lauschte, aber alles blieb ruhig. Neugierig schlich sie den Flur entlang. Sie war noch nicht weit gekommen, als ein schauriges Quietschen sie zusammenzucken ließ.
„Ist da jemand?“, rief Rose und verfluchte ihr unüberlegtes Handeln. Die Hoffnung, Alex hier in die Arme zu laufen, hatte sie so weit getrieben, und nun war es zu spät. Ein grausiges Heulen hallte ihr entgegen und jagte ihr einen Schauer über den Rücken.
‚ Enrico Donovan wurde wegen der schwarzen Diamanten getötet, das ist klar. Nur, wem hat er in dieser kurzen Zeit davon berichten können? ‛, hämmerten Alex’ Worte in ihrem Kopf, und die Antwort lag klar auf der Hand. Jemandem, dem er vertraute, jemandem, der unter seinem Dach lebte. Sein Mörder war die ganze Zeit unter ihnen gewesen. Rose rannte los. Da war nichts hinter ihr außer diesem Heulen, aber sie wusste, sie war nicht allein. Sie meinte beinahe, Schritte zu hören. Sie eilte weiter, die Halle war nah, die Schritte auch. Sie warf einen furchtsamen Blick über die Schulter – nichts.
Dann wurde sie zu Boden gerissen, ein Gewicht drückte auf ihre Brust, und ein schriller Schrei zerriss die Nacht. Auch Rose
Weitere Kostenlose Bücher