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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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seinen hellen Augen.
    »Was?« Rai verschlug es die Sprache. Auf diese Weise hätte er diese höchst unerfreulichen Zusammentreffen nicht einmal in einem Anfall von Größenwahnsinn beschrieben. Allerdings musste er zugeben, dass die Darstellung der Geschehnisse sich aus dem Munde dieses Jünglings durchaus schmeichelhaft anhörte. Trotzdem war äußerste Vorsicht angebracht. »Wer sagt denn das?«
    »Alle erzählen davon«, schwärmte der Knabe weiter, »wie ein kleiner, zäher Neuling erst eine Tracht Prügel von Ulag wegsteckt, um ein Mädchen vor den Klauen dieses hässlichen Ungetüms zu bewahren, dann nur ein paar Tage später den verrückten Stabträger entwaffnet und in die Fischtonne wirft und danach auch noch Ulag und seinen versammelten Mannen entwischen kann, obwohl er einen ganzen Korb mit Vorräten umgestoßen hat. Das ist, was man so hört!«
    »Aha.« Rai konnte kaum glauben, wie rasch sich diese Ereignisse herumgesprochen hatten. Anscheinend war er dabei, zu einer Art Held erhoben zu werden.
    »Ich habe dich gestern gesehen, als der Xelit dir die Kapuze vom Kopf zog«, sagte der Junge stolz. »Danach bekam ich in dem Getümmel nicht mehr viel mit, erst wieder als der verdammte Stabschwinger in die Vorratskörbe flog. Unglaublich war das! Ich habe mich nicht mehr so gefreut, seit … seit … seit wir an der Oberfläche waren!«
    »So, so«, meinte der Dieb nachdenklich. »Und was willst du jetzt tun?«
    »Nichts«, entgegnete sein Bewunderer überrascht. »Ich wollte bloß mal mit dir sprechen. Du bist schließlich schon so etwas wie eine Legende hier unten. Und außerdem wollte ich dich warnen.«
    Jetzt ging das Gespräch in eine Richtung, die Rai ganz und gar nicht behagte. »Vor was willst du mich warnen?«, fragte er daher argwöhnisch. »Willst du mich etwa bei Ulag verpfeifen?«
    »Nein«, widersprach der Junge empört, »das würde ich nie tun! Aber dich wird wohl nicht überraschen, dass er nach dir sucht!«
    Diese Tatsache war dem kleinen Tileter jedoch absolut nicht bewusst gewesen. Eigentlich hatte er immer noch gehofft, dass der behaarte Koloss sich gar nicht mehr an den Vorfall mit dem Mädchen erinnern konnte und ihn daher auch nicht wieder erkannt hatte bei der Auseinandersetzung mit dem Xelosdiener. Andererseits reichten wahrscheinlich schon die Ereignisse des letzten Tages aus, um sich Ulags Groll auf immer gewiss sein zu können.
    »Was heißt, er sucht nach mir?«, bohrte Rai besorgt nach. »Kommen seine Leute hierher?«
    Der Knabe schüttelte den Kopf. »Ulag und seine Stiefelknechte kommen nie so weit nach unten. Zu eng, zu gefährlich. Aber sie haben eine Belohnung von zwei Tagesrationen ausgesetzt für denjenigen, der dich bei ihnen abliefert. Aber sei beruhigt, außer mir und meinem Vater weiß, glaube ich, niemand, dass du der Gesuchte bist.«
    »Dein Vater?«, hakte der Dieb nach.
    »Ja, mein Vater schürft auch hier unten«, bestätigte er. »Gleich dort vorn, zwei Querschläge weiter. Aber er wird dich auch nicht verraten, das ist nicht seine Art.«
    Sollten die Arbeiter des Bergwerks doch nicht so verschlagen sein, wie Rai vermutet hatte? Wie es aussah, war er hier zur Abwechslung einmal an einen aufrechten Zeitgenossen geraten. Aber das Leben als Straßengauner hatte einfach zu deutliche Spuren bei ihm hinterlassen, als dass er diese Gelegenheit ungenutzt hätte vorüberziehen lassen können. Besonders in Anbetracht seiner hoffnungslosen Lage musste er die offene, wenn auch grundlose Bewunderung des Sklavenjungen für seine Zwecke einsetzen.
    »Tja, wenn ihr mich beide gesehen habt«, meinte Rai mit gespielter Verlegenheit, »dann hat es wohl keinen Sinn, es weiter zu leugnen. In der Tat habe ich mich sowohl mit dem Xeliten als auch mit Ulag angelegt und bin bei beiden Kämpfen unverletzt davongekommen. Allerdings haben mich diese Auseinandersetzungen in eine äußerst missliche Lage gebracht, denn ich kann nicht mehr in die Tauschkammer gehen, da Ulag dort wahrscheinlich schon mit einer ganzen Schar seiner Männer auf mich wartet. Das ist wirklich eine vertrackte Situation.«
    Der Halbwüchsige schwieg betroffen, machte aber keine Anstalten, selbst einen Vorschlag zu unterbreiten.
    Also musste ihm Rai noch ein wenig auf die Sprünge helfen: »Im Prinzip brauchte ich nur jemanden, der zuverlässig und mutig genug ist, um mein Erz bei Ulag für mich einzutauschen.«
    Der Junge bekam große Augen, während sich ein begeistertes Lächeln auf sein Gesicht stahl. »Das

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